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Der unsichtbare Mond

Der unsichtbare Mond

Titel: Der unsichtbare Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Owen
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die anderen auch nicht. Das freute ihn mehr, als er sich eingestehen wollte. Zen-Journalist: Null. Übellaunige Menschheit: Null. Die leere Seite ist die Definition.
    »Hallo, Harald. Was steht diese Woche an?«, erkundigte sich Meredith, als sie forsch durch die Türen des Soame’s hereingeschritten kam.
    »Grüß dich, Reedy«, sagte Harald, prustete einen noch nicht getrunkenen Schluck Kaffee heraus und erhob sich linkisch, aber zuvorkommend. Er war der einzige, der Meredith Reedy nannte – ihre Großmutter nannte sie Nadja, da sie gehofft hatte, Merediths Eltern würden ihr diesen Namen geben. Alle anderen blieben bei Meredith. Wahrscheinlich hatte jeder, der mit einem Spitznamen wie der Wirre Harold gestraft war, das Recht, andere Leute so zu nennen, wie er es wollte. Außerdem war er ein wirklich netter Kerl. Meredith zog sich einen Stuhl heran, während er sich wieder setzte, und winkte Delna, ihr eine Tasse von ihrem üblichen Giftgebräu zu bringen.
    »Was hast du gesagt?«, fragte Harald und machte es sich bequem.
    »Deinen Namen. Wäre nicht mal wieder eine Änderung fällig?«
    »Oh, ich heiße jetzt Hjerold. Danke der Nachfrage.«
    Meredith blinzelte, ein Lächeln spielte um ihre Mundwinkel. »Der ist neu.«
    »Eigentlich nicht«, entgegnete er mit einem Schulterzucken. »Ich habe ihn nur noch nicht so oft benutzt. Diese Woche schien er mir jedoch passend.«
    »Warum das?«
    »Weil er so europäisch klingt, weißt du – wie Björn Borg.« Er lehnte sich zu ihr hinüber, den Rücken gebeugt, die Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern gesenkt. »Ich bin diesmal an einer großen Sache dran, die vor zwei Tagen passiert ist. Wir werden uns also wirklich ranhalten müssen. Ich hab davon durch eine europäische Nachrichtenagentur erfahren und das Ganze über einige meiner eigenen Kontakte im Krankenhaus weiterverfolgt.«
    »Krankenhaus? Wieso, ist jemand gestorben?«
    »Ja, aber der ist nicht so wichtig. Der Typ, der ihn umgebracht hat, ist dagegen recht viel versprechend. Wie es aussieht, ist er in Wirklichkeit der Rektor der Universität Wien…«
    Meredith spürte einen leichten Stich – ihr Stiefvater lehrte an dieser Universität –, jener Stiefvater, mit dem sie nicht mehr redete. Sie sollte es besser nicht erwähnen, sonst würde Hjerold sie dazu drängen, ihn als Quelle zu benutzen.
    »Und er ist in dieser Stadt in Bayern durchgedreht, wie hieß sie doch gleich… ähem, Baywatch, oder so.« Er begann halblaut zu fluchen und in seiner überfüllten Tasche zu wühlen. Das war allerdings nicht mehr nötig – Meredith, die angesichts seiner letzten Worte wie versteinert dasaß, hörte nicht mehr zu.
    »Du meinst Bayreuth.«
    Hjerold hörte auf zu kramen. »Was? Ja, das ist es. Ich hab ganz vergessen, dass du von dort kommst.«
    »Eigentlich stamme ich aus Wien. Was ist mit Bayreuth?«
    »Also, dieser Typ, der hat sich diese Oper auf dem Festival angesehen – du weißt schon, über Ringe und Nibelungen und Walküren und das ganze Zeug? Wie Eimer Fudd in diesem Zeichentrickfilm ›Ich bring das Kaninchen um, ich bring es um, ich bring es uuum -‹«
    »Hjerold, wenn du nicht die Klappe hältst und mir sagst, wovon du sprichst, dann schwöre ich bei Gott, ich werde dir die Lunge durch die Nase rausziehen.«
    Meredith bereute ihre Worte noch im selben Augenblick. Hjerold wirkte ziemlich erschüttert. »Was ich sagen wollte: Das klingt hochinteressant – erzähl mir mehr darüber.«
    »Schon gut, schon gut – mein Gott. Du brauchst gar nicht so herablassend zu tun, Reedy.«
    »Tschuldigung.«
    »Schon in Ordnung.« Hjerold durchwühlte noch einige Sekunden lang sein Rattennest aus Papieren, bevor er den Telegrammausschnitt hervorzog. »Da ist er ja. Hier steht, dieser Typ von der Universität stürmte auf die Bühne und tat so, als würde er eine Figur namens Hagen spielen. Und dann kommt er zu dem Teil der Oper, in dem er den Helden umbringen soll, richtig?«
    »Siegfried.«
    »Ja, genau den. Jedenfalls tötet ihn dieser Hagen wirklich. Alle rasten aus, er wird ins örtliche Irrenhaus eingeliefert und damit ist das Festival zu Ende. Aber das ist noch nicht das Interessanteste.«
    »Fein. Was wird Mr. Janes dazu bringen, unsere Schuldscheine abzuzeichnen?«
    »Dazu wollte ich gerade kommen. Es wird dir gefallen, Reedy.«
    Meredith stellte fest, dass Hjerold nun wirklich in Fahrt kam. Wundervoll, er war in seinem Element. Es hatte wirklich etwas für sich, ihm als Partner zugeteilt zu sein: Das

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