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Der unsichtbare Mond

Der unsichtbare Mond

Titel: Der unsichtbare Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Owen
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die Hand halb erhoben. Blitzschnell riss er sie nach unten und steckte sie in den Hosenbund.
    »Hühnerwürgender Tastaturschänder«, steuerte Glen bei.
    Shingo grinste und drückte unter dem Tisch Merediths Schenkel.
    Tetsuo lächelte nur.
    »Sapperlot«, sagte Hjerold.
    Man nannte ihn nicht umsonst den Wirren Harold.
     

     
    »Sag mal«, wandte sich Meredith vorsichtig an Hjerold, als sie vom Tisch aufstanden, um Tetsuo in die Hinterräume zu folgen, »weißt du, wie dieser Rektor hieß – der Typ, der meinte, er würde Hagen spielen?«
    »Soundso-Gunnar-soundso. Auf dem Fax war es nicht besonders deutlich zu erkennen.«
    »Mmm. Und der Kerl, den er umgebracht hat, der Siegfried-Darsteller?«
    »Sicher – hier steht es. Langbein. Michael Langbein. Im Telegramm heißt es… Reedy? Meredith? Ist alles in Ordnung mit dir?«
    Sie hatte sich bereits gefragt, wann eins zum anderen kommen würde – und nachdem sie über sechs Monate gewartet hatte, war es nun soweit.
    Wenn es möglich war, eine Person gleichermaßen zu lieben und zu hassen, dann ließen sich damit vielleicht Meredith Strugatskis Gefühle für Michael Langbein in Worte fassen; jedenfalls als er noch am Leben gewesen war. Jetzt konnte sie nur noch daran denken, dass der einzige Mensch, der einen triftigen Grund dafür hatte, ihrem Vater den Tod zu wünschen, der einzige mögliche Verdächtige, der nicht in oder um Silvertown lebte, nun ebenfalls tot war.
    Michael, dachte sie, als der Raum um sie herum ins Schwanken geriet.
    Dann wurde es schwarz um sie.

 
KAPITEL ZWEI
Tyrstag
     
    Meredith wusste nicht, ob sie wach war oder schlief. Sie konnte sehen, als sei sie wach, doch ihr Sichtfeld war trübe und verschwommen. Blauschwarze Wolken, die sich weich aufbauschten, zogen an ihr vorüber und in ihnen erschien die Schlange. Sie krümmte sich elegant vor dem Hintergrund aus Meer und Himmel und schien gegen etwas anzukämpfen, während die Fluten gegen die Küste peitschten. Meredith erkannte, dass ihre Anmut aus rasender Anstrengung erwuchs, dem mächtigen Streben an Land zu gelangen, sich windend vor Zorn. Ein Teil von ihr wollte der Schlange die Landung verweigern, sie verscheuchen. Doch ein anderer, tiefer liegender Teil, wollte nichts sehnlicher als sie zu umarmen, sie und ihre schrecklichen Gifte an die Brust zu drücken. Meredith streckte die Arme nach ihr aus…
    … und erwachte.
    Sie lag in einem riesigen, weichen Bett im Wohnhaus der Kawaminamis. Auf der Markise über ihr befand sich die schöne Stickerei eines Drachen – geschmeidig, rot und schrecklich.
    Er besaß keinerlei Ähnlichkeit mit der Schlange in ihrem Traum.
    Fuji hatte sich offenbar zu Merediths Krankenschwester ernannt. Als sie sah, dass Meredith wach war, trat sie rasch an das Bett. »Hier, Meredith. Ich habe Grünen Tee aufgebrüht – er wird dich stärken.«
    Sie half der jüngeren Frau an dem Tee zu nippen und schob ihr ein paar Kissen in den Rücken. »Danke«, sagte Meredith schwach. »Was… was ist denn passiert?«
    »Ich glaube«, sagte Fuji, und ein verschmitztes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel, »dein Geist hat beschlossen, eine kurze Auszeit zu nehmen, ohne vorher deinen Körper darüber zu informieren. Du musst es gebraucht haben – du hast den ganzen Nachmittag und die Nacht durchgeschlafen.«
    Meredith stöhnte. »Toll. Ganz toll.«
    Es klopfte an der Tür, die sich gleich darauf einen Spalt breit öffnete. Die besorgten Gesichter von Tetsuo, Shingo und Hjerold wurden sichtbar. Als Antwort auf Tetsuos hochgezogene Augenbraue winkte Fuji sie herein. Shingo und Tetsuo küssten Meredith auf die Stirn, und sogar Hjerold klopfte ihr liebevoll auf die Schulter.
    »Mein Gott, Reedy, du hast uns zu Tode erschreckt!«, sagte Hjerold. »Was ist passiert? Bist du krank? Wie fühlst du dich?«
    »Nein, nein. Ich war nur…« Nur was? Überrascht, dass ihr Stiefvater getötet worden war, während er in einer Oper mitspielte? Überarbeitet? Beides?
    »Ich glaube«, sagte Fuji, »dir fehlt jemand, der sich richtig um dich kümmert. Wann hast du dir das letzte Mal hierfür Zeit genommen?« Sie machte eine Bewegung, als würde sie einen Wasserhahn aufdrehen und dann aus einer Tasse trinken.
    »Wasser? Oh, ich weiß nicht. Ich schätze, es ist ein paar Wochen her«, gab Meredith zu.
    Tetsuo und Fuji nickten übereinstimmend. »Ausgetrocknet. Zu viel Cappuccino, nicht genug Wasser. Du solltest den Tee trinken und dir von Mr. Beecroft unten ein paar Flaschen geben lassen. Und

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