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Der unsichtbare Mond

Der unsichtbare Mond

Titel: Der unsichtbare Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A. Owen
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Zeug, das er sich ausdachte, war zumindest interessant, wenn es auch meist etwas abseits der Realität lag.
    »Also, ich habe herausgefunden, in welches Krankenhaus dieser Hagen gebracht wurde, und wie sich herausgestellt hat, ist er heute Morgen entflohen. Noch dazu mit Hilfe eines der Ärzte.«
    »Wirklich? Ein Wagner-Groupie?«
    »Etwas in der Art. Ein Freund von mir, von einem Nachrichtenbüro in München, hat mir eine Abschrift der Aufzeichnungen des Arztes besorgt. Anscheinend glaubte dieser Typ wirklich, er sei Hagen – und mehr noch, dass er es beweisen könne, indem er den Arzt zu dem verlorenen Schatz der Nibelungen führt, der im Rhein versenkt sein soll. Anscheinend hat er seine Sache auch ziemlich gut gemacht – es gab keine Spur von ihnen.«
    »Keine Spur von den Nibelungen?«
    »Nein, von Hagen oder dem Arzt. Meiner Meinung nach ist er entweder wirklich verrückt, oder er ist tatsächlich Hagen – und wenn das wahr ist, dann existiert der Schatz vielleicht sogar tatsächlich. Genau das ist unsere Story.«
    »Hjerold, Mr. Janes wird uns niemals nach Deutschland fliegen lassen«, wollte Meredith gerade widersprechen, als ein Capuccino vor ihr abgestellt wurde – und sein himmlischer Duft zerstreute jede pseudo-redaktionelle Bissigkeit, die sie heraufbeschwören wollte. »Vielen Dank, Del. Das riecht wunderbar.«
    Delna Beecroft war eine rundliche Frau mit kurz geschnittenem rotem Haar und einem fröhlichen Lächeln. Ihr Mann Glen sah ihr sehr ähnlich – er entsprach in etwa dem, was dabei herauskommen würde, wenn man einhundert Kilogramm Helium in einen waschechten Kobold pumpte und eine Immobilienlizenz oben drauflegte. Gemeinsam kümmerten sie sich um alles im Soame’s, was mit den Gästen zu tun hatte, und sie waren erstklassig. Ohne sie wären Tetsuo und Fuji dazu gezwungen gewesen, von den Zinsen der Millionen zu leben, die sie übrig haben mochten. Was jedoch nicht heißen soll, dass die Beecrofts – besonders Glen – nicht ihre Marotten hatten.
    »Sicher, meine Süße. Wenn du sonst noch irgendetwas brauchst, sag einfach Glen Bescheid.« Delna wippte mit dem Kopf und zwinkerte Glen zu, der auf seinem Posten in der Nähe der Theke stand. »Ich muss mal eben zu Hatch hinübergehen – wir haben anscheinend heute Morgen die Zeitung verlegt.«
    »Du ranzige Schubkarre voll eitrigem Achselhaar!«, rief Glen herüber.
    Delna lächelte vergnügt. »Er hat beim Sortieren von Teds Abfall ein Buch mit Schimpfwörtern gefunden, das von Harvard-Studenten zusammengestellt wurde«, sagte sie. »Er war noch nie im Leben glücklicher.«
    Hjerold und Meredith winkten ihm zur Begrüßung zu. »Hallo, Glen.«
    »Furzsammelnde Frischluftschnüffler! Wie geht’s euch, Kinder? Kann ich euch irgendetwas bringen? Ich habe hier ein paar frisch gebackene Biscotti.«
    »Wir haben alles, danke.« Meredith nickte ihm zu.
    »Sicher?«, antwortete Glen. »Also gut. Ruft, wenn ihr etwas braucht. Rotztriefende Mullfresser!«
    »Das geht vorbei«, sagte Delna. »Spätestens morgen hat er das überwunden.«
    »Das wäre sicherlich gut«, sagte Hjerold und warf dem unseligen Burschen, der gerade ein Sodawasser kaufte, einen mitfühlenden Blick zu.
    »Sie-dessen-Name-fällt-wenn- Hundescheiße-weiß-wird, vielen Dank für den Besuch im Soame’s«, sagte Glen und reichte dem verwirrten Mann eine Tüte, während Delna die Tür aufhielt. »Schauen Sie mal wieder rein.«
    Meredith wandte sich wieder Hjerold zu. »Du hast noch nicht gesagt, was wir wegen dieses Auftrags machen wollen.«
    »Ich hab mir schon alles zurechtgelegt. Sieh mal, wenn Hagen und der Arzt sowieso unauffindbar sind, erfährt auch sonst niemand etwas direkt von der Quelle, richtig? Es hat also keinen Zweck, wenn wir nach Bayreuth fahren. Stattdessen können wir die Story einfach von hier aus schreiben und sie mit Recherchen und so weiter anreichern. Und wir können einfach die Fotos der Nachrichtenagenturen benutzen. Ich bin sicher, ich kann es Mr. Janes verkaufen.«
    »Speckfressender frankophiler Zeitungspapierbeißer«, brummte Glen hilfsbereit.
    »Vielen Dank, Hjerold«, sagte Meredith ärgerlich. »Wenn wir nicht zusammen wegfahren und du Archiv- und Agenturfotos verwenden willst, wozu hast du mich dann hierher bestellt?«
    »Wahrscheinlich«, ertönte eine sanfte Stimme von der mit einem Vorhang verhangenen Seitentür hinter ihr, »weil er erstens weiß, dass er seinen Kaffee umsonst bekommt, wenn er mit dir hier sitzt. Zweitens, dass ich

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