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Der unsichtbare Turm

Der unsichtbare Turm

Titel: Der unsichtbare Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nils Johnson-Shelton
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dich wie einen Sohn. Kays Mom fühlte jedoch nicht so, und irgendwann kam sie mit alldem nicht mehr klar. Innerhalb eines Jahres hatte sie uns verlassen. Bis gestern habe ich nie wieder etwas von ihr gehört. Sie ging, weil sie sich nicht an dich gewöhnen konnte – aber Artie, es war nicht deine Schuld, dass sie uns verließ. Es war einzig und allein ihre.«
    Artie sank in sein Kopfkissen und flüsterte: »Danke.«
    Kynder legte seinem Sohn eine Hand auf die Schulter und erzählte weiter. »Um Punkt drei Uhr jedenfalls klingelte es an der Tür. Es war der Paketbote. Ein ganz normaler, lächelnder Express-Bote mit einem Klemmbrett. Ich zeichnete die Lieferung ab, trug das Paket ins Haus und machte es auf. Es enthielt alles, wovon Herr Däumling gesprochen hatte. Immer noch wie gebannt und ohne ein einziges Wort zu sprechen, setzten sich Kays Mom und ich hin und lasen uns alles durch. Wir füllten die Dokumente aus, steckten sie in die beiliegenden Umschläge und brachten sie zur Post. Innerhalb einer Woche wurde uns vom Staat Pennsylvania bestätigt, dass du jetzt Teil unserer Familie warst. Den Rest der Geschichte kennst du.«
    Kynder legte sich wieder hin. Artie wusste nicht, was er sagen sollte. Kay schien tief zu schlafen.
    Schließlich fragte Artie: »Das ist also alles?«
    »Ja, das ist alles.«
    Artie holte noch einmal tief Luft. »Also, heißt das jetzt, dass ich etwas Besonderes bin oder so? Dass ich so was wie eine Laune der Natur bin? Ich meine, wo komme ich wirklich her?«
    Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis Kynder antwortete. Doch als er es tat, klang er gleichzeitig traurig, glücklich, erleichtert und vollkommen ehrlich. »Wie ich bereits gesagt habe, Artie, ich habe wirklich keine Ahnung. Ich habe versucht, mir einzureden, du seist ganz normal, aber Tatsache ist, du bist es nicht. Allein die Art und Weise, wie du in unsere Familie gekommen bist, macht dich zu etwas Besonderem. Verdammt, nach allem, was ich weiß, könntest du ein Außerirdischer sein, ein Elf oder ein Android aus der Zukunft. Aber Artie, für mich spielt das keine Rolle. Nichts davon. Ich liebe dich mehr als mich selbst, falls das überhaupt möglich ist. Für mich bist du etwas Besonderes, und zwar aus einem einzigen Grund: Du bist mein Sohn. Mein ganz normaler, geliebter Sohn.«

Kapitel 5
    IN DEM ARTIE ZU SEINEM
ERGEBENEN DIENER ZURÜCKKEHRT
    Artie hatte genug gehört. Bevor er an diesem Abend einschlief, beschloss er, dass er auf jeden Fall zum Unsichtbaren Turm zurückkehren würde – was auch passieren mochte. Vielleicht wusste der alte Mann mehr darüber, woher er kam. Vielleicht kannte er sogar diesen Herrn Däumling.
    Am nächsten Morgen stand Artie früh auf und sagte zu Kynder und Kay, dass er »den besten Xbox-Spezial-Controller diesseits des Mississippi« besorgen würde. Und dass er sich sehr beeilen würde.
    Er nahm wieder ein Taxi zum Laden – Gott sei Dank diesmal mit einem anderen Fahrer –, doch als er dort ankam, war das Geschäft geschlossen. Artie klopfte und bald darauf wurde die Tür entriegelt. Artie schob sie auf, doch da war niemand. Die Glocke klingelte wieder und sagte: »Willkommen, werter Herr.« Vielleicht konnten Glocken doch sprechen.
    Er trat ein und ging in den hinteren Teil des Ladens. Hinter dem großen schwarzen Ladentisch stand der alte Mann. Er trug ein Hawaii-Hemd, abgeschnittene Jeans und denselben runden Filzhut und dieselbe Kette wie am Tag zuvor.
    »Hallo, mein Junge! Ich freue mich sehr, dich zu sehen. Was hat …«
    Artie hatte in Gedanken genau durchgespielt, was er sagen würde. Also stellte er sich aufrecht hin und schoss los: »Warten Sie, Mister. Lassen Sie mich etwas sagen. Ich habe Kynder gefragt, wie Sie es wollten, und er hat mir ein paar Sachen erzählt, die Sie vermutlich schon wissen und die ich daher nicht wiederholen werde. Vor allem weil sie ganz schön verrückt klingen.«
    »Okay.«
    »Na ja, also, die Kernaussage ist, dass mein Dad nicht genau weiß, woher ich komme, aber dass Herr Däumling ihm geholfen hat, mich zu adoptieren. Irgendwie. Jedenfalls, Sie haben gestern gesagt, Sie seien Merlin und ich König Artus. Das hört sich für mich immer noch völlig verrückt an – und ich glaube Ihnen wirklich nicht. Aber wenn es mir hilft, etwas über mich selbst zu erfahren und außerdem diesen Controller zu bekommen, bevor das Turnier meiner Schwester anfängt, bin ich bereit, mitzuspielen. Sie müssen nur versprechen, mir ein paar meiner Fragen zu

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