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Der unsichtbare Turm

Der unsichtbare Turm

Titel: Der unsichtbare Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nils Johnson-Shelton
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habe dich beobachtet. Du bist ziemlich gut darin.«
    Das mochte stimmen, doch Tatsache blieb, dass Artie kein Kämpfer war. Die Vorstellung von einer Schlacht – die eine Million Mal schlimmer war als die von einem einfachen Kampf – machte Artie eine Riesenangst. Er hatte in seinem ganzen Leben nicht auch nur einen Faustschlag erwidert. Und er hatte nicht die Absicht, diesem alten Typen in die Tiefen seines Verlieses, oder was auch immer diese verrückten Räume waren, zu folgen, nur um in einen schonungslosen Kampf geführt zu werden.
    Noch schlimmer: einen schonungslosen Schwert kampf.
    Artie versuchte, das Thema zu wechseln und wie üblich seine Probleme zu ignorieren. »Kay ist besser in Videospielen. Vielleicht sollten Sie mit ihr sprechen. Oh, was mich daran erinnert, dass ich jetzt wirklich hier rausmuss.«
    »Zu gegebener Zeit. Denk dran, wenn du diesen Controller willst, musst du dir etwas ansehen.«
    »Und was genau soll das sein?«
    »Komm, wir sind fast da.« Der alte Mann drehte sich um und setzte seinen Gang durch die geheimnisvollen Räume fort.
    Endlich erreichten sie das Ende. Die Decke des letzten Raumes war nur halb so hoch wie die aller anderen Räume.
    Artie musste sich leicht ducken, damit sein Kopf nicht an die schweren Holzbalken über ihm stieß. Die Wände bestanden aus großen, feuchten Granitsteinen und der Boden aus Erde. Merlin passte in den Raum, ohne sich auch nur ein bisschen bücken zu müssen.
    Auf einer Seite verlief eine Steinwand, in deren Mitte eine hüfthohe Holztür mit Beschlägen und Scharnieren aus Messing sowie einem großen Messingtürknauf eingelassen war.
    »Da wären wir. Der letzte Raum. Das Hinterzimmer, wie ich es auch gerne nenne. Und im Hinterzimmer ist diese ganz besondere Tür. Sie hat sogar einen Namen: Frau Drescher. Sie kann zu vielen verschiedenen Orten führen, je nachdem, was ich ihr sage.«
    »Und Sie wollen, dass ich da durchgehe?«
    »Ganz genau. Ich möchte, dass du durch sie hindurch zu einem nicht weit von hier entferntem Ort gehst, und zwar zum Serpent Mound , dem Schlangenhügel. Hast du davon gehört?«
    »Nö.«
    »Also, der Serpent Mound ist ein präkolumbianischer, künstlicher Erdhügel, der von Menschen erbaut wurde, die um tausend nach Christus lebten und der sogenannten ›Fort-Ancient-Kultur‹ angehörten.«
    Artie tat so, als wüsste er, wovon Merlin sprach und erwiderte: »Ach ja, klar. Davon habe ich gehört.«
    »Gut! Er befindet sich in Peebles, Ohio, ungefähr hundert Kilometer östlich von Cincinnati. Ich bin nie dort gewesen, aber ich weiß einiges darüber. Das Wichtigste für uns ist, dass dieser Hügel ein Übergangspunkt ist. Und das ist auch der Grund, warum du dort hingehen sollst.«
    »Ein Übergangspunkt?«
    »Ja. Es gibt Tausende dieser Punkte auf der ganzen Welt, aber bis auf ein paar Ausnahmen sind sie seit sehr langer Zeit verschlossen.«
    »Aber ein Übergang wohin?«
    »In diesem Fall zum Schwert im Stein.«
    »Das Schwert im Stein ist in Peebles, Ohio?«
    »Nein, nein! Sei nicht albern. Es ist in der Anderswelt.«
    »In dem Videospiel?«
    »Nicht ganz, aber es gibt gewisse Verbindungen zwischen beiden, wie du bald herausfinden wirst.«
    »Tut mir leid, Merlin, aber jetzt bin ich wirklich verwirrt.«
    »Natürlich! Deshalb werden wir deine erste Reise in die wahre Anderswelt schön kurz halten – und ich werde dir jemanden mitschicken, der sich dort ein wenig auskennt.«
    »Sie werden mich nicht begleiten?«
    »Das kann ich nicht, Artie. Ich bin leider gezwungen, hierzubleiben. Doch Herr Däumling hat großzügigerweise seine Hilfe angeboten.«
    Mit diesen Worten griff Merlin hinter sich und zog eine Gürteltasche vom Rücken zum Bauch. Artie verstand nicht, warum er die Tasche bisher noch nicht bemerkt hatte, denn sie war riesig und sah total albern aus. Am seltsamsten war, dass die Vorderseite der Tasche durchsichtig war, wie ein kleines Fenster, und von diesem Fenster ging ein ruhiges blaues Licht aus. Merlin öffnete die Tasche und steckte seine Hand hinein. Doch er kramte und suchte nicht – er steckte einfach seine Hand hinein und wartete. Dann zog er sie wieder heraus, sah hinein und sagte sehr leise etwas in einer Sprache, die Artie nicht verstand. Schließlich hielt er seine Hand auf.
    Auf Merlins Handfläche stand ein winziges Männchen, das nicht größer war als ein Daumen. Es war weiß gekleidet und hielt einen kleinen roten Stock in der Hand. Es lächelte und sagte mit einer Stimme, die

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