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Der unsichtbare Turm

Der unsichtbare Turm

Titel: Der unsichtbare Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nils Johnson-Shelton
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beantworten und dass ich rechtzeitig wieder hier rauskomme.«
    Der alte Mann verschränkte die Finger und legte sie auf seinen kleinen, aber prallen Bauch. Alles, was er sagte, war: »Abgemacht.«
    Erleichtert atmete Artie tief durch. Noch nie in seinem Leben war er so nervös gewesen. Doch das Vertrauen, das der alte Mann ihm zu schenken schien, gab ihm ein Gefühl von Stärke und Sicherheit.
    Für Artie Kingfisher war das etwas Neues. Frankie Finkelstein würde ihn nicht wiedererkennen.
    Artie sagte: »Okay, kann ich dann jetzt also fragen?«
    »Schieß los.«
    »Sie sind also Merlin. Ist das wirklich wahr?«
    »Ja, das ist wahr.«
    »Und wie alt sind Sie dann so?«
    »Ungefähr eintausendsiebenhundert Jahre, ein paar mehr, ein paar weniger.«
    »Wow. Okay, das kauf ich Ihnen nicht wirklich ab, aber egal.«
    »Keine Sorge, das wirst du schon noch.«
    »Und Sie glauben, dass ich König Artus bin?«
    »Das ist korrekt. Aber ich glaube es nicht nur – ich weiß es. Und ich kann es dir beweisen, wenn du mir dein Vertrauen und ein klein wenig Zeit schenkst.«
    »Wir werden sehen. Und wer ist Herr Däumling? Mein Vater?«
    Merlin lachte. »Du meine Güte, nein, mein Junge! Däumling ist eher eine Fee als ein Mann.«
    »Okay, und wer ist dann mein Vater?«
    »Hm, die Frage ist schon schwieriger zu beantworten. Die kurze Antwort lautet Uther Pendragon.«
    »Und meine Mutter?«
    »Lady Igraine.«
    »Und wo sind sie?«
    »Tot, mein Junge! Schon seit einer Ewigkeit!«
    Artie runzelte die Stirn und sagte: »Das verstehe ich nicht.«
    »Natürlich nicht! Bitte, Art …«
    »Artie. Nur Kynder nennt mich Art.«
    Merlin nickte. »Bitte, Artie, komm mit mir. Lass mich dir zeigen, was du sehen sollst und weshalb ich dich gebeten habe, zurückzukommen.« Merlin trat vom Ladentisch zurück und bedeutete Artie, ihm zu folgen. »Wir müssen in den Keller gehen. Keine Angst. Ich passe auf dich auf. Dir wird nichts passieren. Komm.«
    »Ich weiß nicht«, sagte Artie langsam. Er wusste es wirklich nicht. Doch etwas in ihm wollte nichts lieber, als mit dem alten Mann zu gehen.
    »Es wird sich für dich lohnen. Danach gehört der Controller dir.«
    »Und es wird nicht zu lange dauern?«
    »Mach dir keine Sorgen um die Zeit, darum kümmere ich mich schon.«
    »Ach, mit einem Zauberspruch, oder was?«
    »Ja, so etwas in der Art.«
    »Also sind Sie ein …« Artie unterbrach sich, denn er konnte nicht glauben, was er im Begriff war zu fragen. »Sie sind also wirklich ein Zauberer?«
    »Mein lieber Junge, was für eine absonderliche Frage! Ich bin Merlin! Was für ein Merlin wäre ich, wenn ich kein Zauberer wäre?«
    Artie konnte nicht leugnen, dass da was dran war. Vorausgesetzt natürlich, dass dies alles gerade wirklich geschah.
    Artie zuckte mit den Achseln. »Na ja, Sie sehen nicht aus wie einer.«
    »Was hast du erwartet? Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert. Umhänge sind … zu luftig. Und die spitzen Hüte sind schon vor hundert Jahren aus der Mode gekommen, mein Gebieter.«
    Das war vielleicht eigenartig: Gebieter genannt zu werden.
    »Das kann ich echt nicht glauben«, sagte Artie, mehr zu sich selbst als zu Merlin.
    Merlin ignorierte ihn, ging zu dem Vorhang hinter dem Ladentisch und schob ihn zur Seite. »Komm mit«, bat er noch mal. Und widerwillig folgte Artie ihm.
    So etwas wie Merlins Keller hatte er noch nie gesehen.
    Er war sehr lang und tief. Man konnte noch nicht mal das Ende erkennen. Die Decke wurde von ungefähr zwei Meter fünfzig breiten Bögen aus Mauerwerk getragen, die in Dreierreihen angeordnet waren und durch einfache Eisensäulen gestützt wurden. Merlin blieb im ersten Raum stehen, um seinen Hut aufzuhängen. Sie befanden sich in einer Art Vorraum. An einer Garderobe hingen ein paar Kleidungsstücke, und auf dem Boden standen Reihen von Schuhen und ein Schirmständer mit Wanderstöcken. Außerdem gab es ein Waschbecken und einen Hutständer, der mit Hüten verschiedenster Art bedeckt war.
    Nachdem er seinen Hut abgelegt und sich einen leichten Bambusstock gegriffen hatte, ging Merlin weiter in den nächsten Raum und bedeutete Artie, ihm zu folgen. Der zögerte kurz, ging dann aber mit.
    Durch den ersten Bogen zu treten war wie aus einem warmen Haus in einen heißen, feuchten Dschungel zu kommen. Alle Wände und sogar die Decke waren mit Pflanzen aller Art überwuchert. Merlin lief schnell und kommentarlos durch dieses Gewächshaus in den nächsten Raum.
    Auch der war voller Pflanzen, aber die

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