Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der unteleportierte Mann

Der unteleportierte Mann

Titel: Der unteleportierte Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
uns
zurückkommen- den Energiewellen, nichts davon. Und zweitens . .

»Und zweitens«, vollendete Freya, »achtzehn Jahre
Ihres Lebens darauf verwenden zu wollen, dorthin zu gelangen, um sie zu
retten.« Sie musterte ihn mit geschäftsmäßiger
Aufmerksamkeit. »Ist es Idealismus? Oder ist es eine Rache an Dr.
von Einem wegen seines Telpor-Geräts, das die Passagier- und
Frachtraumschiffe Ihrer Familie für den interstellaren Verkehr
überflüssig gemacht hat? Schließlich wird es eine
sensationelle Neuigkeit sein, etwas noch nie Dagewesenes, wenn Sie es
schaffen, mit der Omphalos loszufliegen; Fernsehen und Zeitungen hier
auf Terra werden ausführlich darüber berichten; selbst die UN
dürften die Story wohl kaum unterdrücken können —
das erste, das einzige bemannte Fahrzeug, das die Reise nach Fomalhaut
unternimmt, und nicht bloß einer dieser Instrumen- tenträger
von anno dazumal. He, Sie werden eine Zeitkapsel sein; wir alle werden
darauf warten, wie Sie zuerst dort und dann, im Jahre 2050, wieder hier
ankommen.«
»Eine Zeitkapsel«, meinte er, »wie die, die auf
Walmaul abgeschossen wurde. Die, die nie auf Terra ankam.«
Sie zuckte die Achseln. »An Terra vorbeigeflogen, ins Schwe- refeld der Sonne geraten; unbemerkt verglüht.«
»Von allen Peilstationen unbemerkt? Von über sechstausend
voneinander unabhängigen Überwachungseinrichtungen auf
Umlaufbahnen im Sol-System hat keine die Zeitkapsel bei ihrem
Eintreffen aufgespürt?«
Mit gerunzelter Stirn erkundigte sich Freya: »Was wollen Sie damit andeuten, Rachmael?«
»Die Zeitkapsel von Walmaul«, sagte Rachmael, »deren
Start wir vor Jahren im Fernsehen verfolgt haben — diese
Zeitkapsel ist von unseren Peilstationen deswegen nicht aufgespürt
worden, weil sie nie ankam. Und sie kam nie an, Miss Holm, weil sie
trotz der Massenszenen beim Start nie abgeschickt wurde.«
»Sie meinen, das, was wir im Fernsehen sahen . . .«
«Die Video-Signale via Telpor«, erklärte Rachmael,
»die zeigten, wie die glücklichen Massen auf Walmaul der
Zeitkapsel bei der großen öffentlichen Startzeremonie
zujubelten — waren Fälschungen. Ich habe Aufzeichnungen
davon wieder und wieder abgehört; das Geräusch der Menge ist
nicht echt.« Mit einem Griff in seinen Umhang holte er eine
Sieben-Zoll-Spule mit Eisenoxid-Ampex-Tonband hervor; er warf sie auf
ihren Schreibtisch. »Spielen Sie es ab. Sorgfältig. Da haben
keine Men- schen gejubelt. Und aus gutem Grund nicht. Weil nämlich
gar keine Zeitkapsel mit seltsamen Artefakten der alten Fomalhaut-
Zivilisationen von Walmaul aus gestartet worden ist.«
»Aber . . .« Sie starrte ihn ungläubig an, dann nahm
sie das Tonband an sich, wog die Spule unsicher in der Hand.
»Warum?«
«Ich weiß es nicht«, gestand Rachmael. »Aber
wenn die Omphalos das Fomalhaut-System und Walmaul erreicht und ich
Neukolonisiertland sehe, werde ich es erfahren.« Und, dachte er,
ich glaube nicht, daß ich zehn oder sechzig Unzufriedene unter
vierzig Millionen finden werde ... zu diesem Zeitpunkt dürf- ten
es natürlich schon fast eine Milliarde Kolonisten sein. Was ich
finden werde . . .
Er beendete den Gedankengang abrupt. Er wußte es nicht. Aber am
Ende würde er es erfahren. In geradezu lächerlichen achtzehn
Jahren.
II
    In dem mit sybaritischem Luxus ausgestatteten
Wohnzimmer seiner Satellitenvilla im Orbit um Terra saß der
Eigentümer von Lies Incorporated, Matson Glazer-Holliday, in
seinem handge- fertigten Morgenrock und rauchte eine kostbare, seltene
Anto- nio y Cleopatra-Zigarre, während er dem Tonband mit den
Massengeräuschen lauschte.
Und unmittelbar vor sich betrachtete er auf einem Oszillos- kop, wie sich das akustische in ein visuelles Signal verwandelte.
Zu Freya Holm sagte er: »Ja, da ist ein Zyklus. Man kann ihn
sehen, auch wenn man ihn nicht hören kann. Diese Tonspur ist eine
Endlosschleife, die wieder und wieder durchläuft. Also hat der
Mann recht; es ist eine Fälschung.«
»Könnte nicht Rachmael ben Applebaum . . .«
»Nein«, widersprach Matson. »Ich habe mir eine
Tonkopie aus den Info-Archiven der UN beschafft; die beiden stimmen
überein. Rachmael hat das Band nicht manipuliert; es ist genau
das, was er behauptet.« Er lehnte sich grübelnd zurück.
Seltsam, dachte er, daß von Einems Telpor-Maschinchen nur in eine
Richtung funktioniert, Materie nur nach außen abstrahlt —
ohne daß eine Rückkehr dieser Materie möglich
wäre, wenigstens nicht per Teleportation. Daher, und das kommt Auf
Hoffmanns

Weitere Kostenlose Bücher