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Der unteleportierte Mann

Der unteleportierte Mann

Titel: Der unteleportierte Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Moskau —
befunden hatten, und zu Gott zu hoffen, daß der sino-kubanische
Flügel der Kommunisten die Lage nicht nutzte, um anzurücken
und sich festzusetzen . . .
Die geheimen Vereinbarungen Reinholts und seines N.E.D. aber sahen
längst vor, daß es keineswegs neutral bleiben sollte. Ganz
im Gegenteil.
Dem Neuen Einigen Deutschland fiel die Aufgabe zu, China auszuschalten.
Das also war die widerwärtige Grundlage, auf welcher das Reich
seine Einheit zurückerlangt hatte. Seine Waffentechniker hatten,
getreu ihren Anweisungen folgend, Waffen entwickelt, die 1997 einen
endgültigen Schlag gegen die Volksrepublik China führten.
Matson überflog diesen Teil sehr rasch, weil das Reich mit einigen
echten Knallern aufgewartet war, gegen die selbst die
scheußlichen US-Nervengase wie ein Gänseblümchenfeld
wirkten — er hatte keine Lust, irgendeine Erwähnung dessen
zu sehen, was Krupp & Söhne sich als Antwort auf Chinas
Hunderte von Millionen ausgedacht hatten, die sich westwärts bis
zur Wolga ergossen, auf die USA zu, oder über das 1993 eroberte
Sibirien nach Alaska herüberkamen. Jedenfalls war der Pakt
geschlossen worden, und es war ein Pakt, der selbst Faust hätte
erbleichen lassen; jetzt mußte sich die Welt nicht mehr mit der
Volksrepublik China auseinandersetzen, dafür aber mit einem Neuen
Einigen Deutschland.
Und als was für ein quid pro quo sich das herausgestellt hatte!
Denn das Neue Einige Deutschland hatte völlig
ordnungsgemäß und legal die Kontrolle über die einzige
planetenumspannende und daher solsystemweite Regierungsstruktur
erlangt, die UN. Jetzt beherrschten sie sie, und Horst Bertold, das
frühere Mitglied der Reinholt-Jugend, war ihr Generalse-
kretär. Und ganz wie er es versprochen hatte, als er seinen
Wahlkampf führte - der Posten wurde ab 1995 durch Wahl vergeben
— , hatte er sich direkt dem Kolonisationsproblem gestellt; er
wollte eine Endlösung für den zerquälten Zustand finden,
daß (erstens) Terra heute durchweg so übervölkert war
wie Japan 1970 und (zweitens) beide Alternativplaneten des Sol-Systems
und die Möndchen und die Kuppeln und der ganze Rest kläglich
versagt hatten.
Durch Dr. von Einems Telpor-Teleportationsgerät hatte Horst einen
bewohnbaren Planeten in einem Sternensystem gefunden, das zu weit von
Sol entfernt war, als daß man es mit dem ehemaligen
Beförderungsunternehmen Maury Apple- baums hätte erreichen
können. Walmaul und die Telpor-Apparate in den Außenstellen
von AHS waren die Antwort.
Allem Anschein nach War es das Ei des Kolumbus und Henne und Hahn gleich noch dazu. Aber ...
»Siehst du?« sagte Matson zu Freya. »Hier ist die
Nieder- schrift von Horst Bertolds Rede, bevor er gewählt wurde
und von Einem mit seinem Telpor-Maschinchen auftauchte. Er hat das
Versprechen gegeben, bevor die Teleportation zum FomalhautSystem
technisch möglich war — ja, sogar bevor die frühen
unbemannten Fernbeobachtungsonden überhaupt etwas von der Existenz
Fomalhauts wußten.«
»Und demnach?«
Matson sagte grimmig: »Und demnach hatte unser
Generalsekretär ein Mandat, bevor er eine Lösung hatte. Und
für das deutsche Denken bedeutet das eines und nur eines. Die
Katzen-und-Ratten-Farm-Lösung.« Oder, wie er jetzt
vermutete, die Hundefutterfabrik-Lösung.
Ein Schriftsteller der 50er Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts hatte in
Anlehnung an Swift ironisch vorgeschlagen, man solle die
>Negerfrage< in den USA durch den Bau von gewaltigen Fabriken
lösen, die Neger zu Hundefutter in Dosen verar- beiten. Satire
natürlich, genau wie Swifts Bescheidener Vorschlag, das Problem
des Hungers in Irland könne dadurch gelöst werden, daß
die Iren ihre Kinder äßen . . . wobei Swift selbst als
abschließende Ironie beklagte, daß er keine eigenen Kinder
habe, die er dem Markt zum Verzehr anbieten könne. Grausig. Aber .
. .
Das alles deutete nicht nur auf den Ernst des Problems der
Überbevölkerung und der unzureichenden Nahrungsproduktion
hin, sondern auch auf die wahnsinnigen, schizoiden Lösungen, die
ernsthaft erwogen wurden. Der kurze III. Welt- krieg — er war nie
offiziell so genannt worden; statt dessen bezeichnete man ihn als
>Befriedungsaktion<, genau wie der Koreakrieg eine
>Polizeiaktion< gewesen war — hatte sich eini- ger
Millionen Menschen angenommen, aber — ganz reichte das nicht. Als
Lösung hatte er nur teilweise funktioniert; und wurde in vielen
einflußreichen Kreisen als eben das betrachtet: nämlich als
Teillösung. Nicht als Katastrophe,

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