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Der unteleportierte Mann

Der unteleportierte Mann

Titel: Der unteleportierte Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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überwinden . . . wir sind unsere schlimmsten Feinde.
»Ihre Spritzen, Mr. Trent.« Eine AHS-Krankenschwester wartete mit Injektionsnadeln. »Würden Sie bitte Ihre Oberbekleidung ablegen?« Die Krankenschwester deutete auf eine kleine und hygienische Kabine; er trat ein, begann, seine Kleider auszuziehen.
Wenig später hatte er seine Spritzen erhalten; seine Arme schmerzten, und er fragte sich benommen, ob sie es schon getan hatten. War das etwas Tödliches gewesen, verabreicht unter der Tarnung zweier Vorbeugeinjektionen?
Zwei ältliche deutsche Techniker, beide so kahlköpfig wie Türknäufe, erschienen ganz plötzlich. Sie trugen die Schutzbril- len des Telpor-Bedienungspersonals. Das Feld selbst führte zu einer dauerhaften Schädigung der Netzhaut, wenn man zu lange hineinschaute. »Mein Herr«, sagte der erste Techniker energisch, »legen Sie bitte auch Ihre übrigen Kleidungsstücke ab. Sie sollten ganz unbedeckt sein. Wir wollen nicht, daß irgendein Material, gleich welcher Art, die Stärke des Feldes beein- trächtigt.« Er sprach ein seltsam steifes, mit deutschen Brocken durchsetztes Englisch.
Rachmael zog sich zu Ende aus und folgte ihnen angstvoll einen gekachelten Flur entlang bis in eine sich plötzlich vor ihnen öffnende, fast völlig leere Riesenkammer. In ihrem Inneren erblickte er kein raffiniertes Dr. Frankenstein-Mischmasch aus Retorten und vor sich hin blubbernden Kesseln, sondern nur die aufrechten, an die Betonwände eines guten Tennisplatzes erinnernden, mit runden, becherartigen Abstrahltrichtern übersäten Zwillingspole. Zwischen diesen Polen würde er ste- hen wie ein stummer Ochse, und das Aufwallen des Feldes würde von Pol zu Pol gehen, um ihn einzuhüllen. Und er würde entweder sterben — wenn sie wußten, wer er war — oder, wenn nicht, für den Rest seines Lebens von Terra fort sein, oder wenigstens für sechsunddreißig Jahre.
Herrgott, dachte er. Ich hoffe, Freya ist gut durchgekommen. Immerhin war die kurze Kodebotschaft von ihr eingetroffen, die besagte, daß alles in Ordnung sei. Das wußte er.
Abba hatte es ihm gesagt. Abba, der wiedergeboren worden war — in Rachmaels eigenem Geist. Abba, der unsterblich war und unkörperlich, so daß er sich mit einem seiner Gläubiger verbinden konnte.
»Mr. Trent«, sagte ein Techniker (er konnte nicht unterscheiden, welcher es war, sie sahen völlig gleich aus), während er seine Schutzbrille zurechtrückte. »Bitte schauen Sie nach unten, damit Ihre Augen nicht den Ernanationen des Feldes ausgesetzt sind; Sie verstehen, die Gefahr für die Netzhaut.« »Okay, erwiderte er mit einem Nicken und senkte dann den Blick in einer beinahe demütigen Geste. Er hob einen Arm, berührte seine nackte Brust, als wollte er sich bedecken — sich schützen vor dem, was plötzlich wie ein betäubender, blendender Rammkopf gleichzeitig von beiden Seiten auf ihn nieder- stieß.
Die absolut gleich starken Kräfte ließen ihn erstarren, als habe man ihn im Stehen in Kunststoff eingegossen. Jeder, der zuschaute, hätte geglaubt, daß er frei sei, sich zu bewegen. Aber er war auf ewig von der Woge gefangen, die von Anode zu Kathode verlief mit ihm als — was, lonenring? Sein Körper zog das Feld an; er spürte, wie es ihn als Lösungsmittel erfüllte. Und dann verebbte die Energieflut. Er taumelte, schaute unwillkürlich auf. Und dachte: Abba, bist du bei mir?
Keine Antwort aus seinem Geist.
Die beiden kahlen Reichstechniker mit ihren Schutzbrillen waren verschwunden. Er befand sich in einer weit kleineren Kammer, und an einem Schreibtisch, einem altmodischen Schreibtisch, saß ein ältlicher Mann und registrierte sorgfältig mit Hilfe numerierter Schildchen einen gewaltigen Bet% von Koffern und verschnürten Paketen.
»Ihre Kleider«, erklärte der Beamte, »liegen in einem Metallkorb zu Ihrer Rechten mit der Kennziffer 121628. \3nd wenn Sie sich benommen fühlen, dort ist ein Ruhelager; Sie können sich hinlegen.«
»Danke, es — es geht schon wieder«, stammelte Rachmael. Abba! dachte er panikerfüllt. Haben sie dich in mir zerstört? Bist du nicht mehr da? Muß ich dem hier nun allein entgegen- treten?
Stille in seinem Inneren.
Unsicher tastete er sich zu seinen Kleidern hinüber. Mit bebenden Händen zog er sich an, stand dann unschlüssig da. »Hier sind Ihre beiden Gepäckstücke«, sagte der Bürokrat am Schreibtisch, ohne aufzusehen. Er wirkte wie ein uraltes, nikkendes Schaf, das seine Arbeit verdöste. »Nummer 39485 und 39486. Bitte

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