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Der Untergang

Der Untergang

Titel: Der Untergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim C. Fest , Bernd Eichinger
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    Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel als Chef des Oberkommandos der
    Wehrmacht, der mit Marschallstab und Goldenem Parteiabzeichen
    erschienen war. Links neben Keitel Generaloberst Hans-Jürgen Stumpff als Vertreter der Luftwaffe, rechts Generaladmiral Hans Georg von Friedeburg
    als Oberbefehlshaber der Kriegsmarine.

    Nur allmählich kam im verwüsteten Berlin, befördert von der
    sowjetischen Militärverwaltung, das Leben wieder in Gang. Bergungskommandos suchten die unübersehbaren Trümmerhalden nach Toten ab und schafften sie auf Karren und Leiterwagen zu den überall ausgehobenen Massengräbern. Nebenan stocherten Räumtrupps nach Minen, die noch in allerletzter Stunde vergraben worden waren. Andere schafften die gewaltigen Schuttbrocken von den ruinenübersäten, teilweise in die unterirdischen Schächte weggebrochenen Straßen und machten sie notdürftig passierbar. Bis Ende Juni trieben Tag für Tag Leichen und Tierkadaver in den Gewässern. Als Harry L. Hopkins, der Berater zweier amerikanischer Präsidenten, in diesen Tagen nach Berlin kam und das Ausmaß der Verheerungen sah, meinte er erschüttert: »Das ist das neue Karthago!« Jahrelang war die Stadt der Anziehungspunkt der zeitgemäßen »Grand Tour« zu den Stätten der Zerstörung.
      Anfang Juli rückten, wie vereinbart, die westlichen Alliierten in Berlin ein. Am 16. des Monats, einen Tag vor dem Beginn der Potsdamer Konferenz, besuchte Winston Churchill die Stadt. Mit grimmigem Stolz betrachtete er die immer noch machtvolle Ruine der Reichskanzlei und ließ sich von einem sowjetischen Wachposten zum Gartenausgang hinter dem Gelände führen, wo Hitlers Leiche verbrannt worden war. Anschließend wollte er den Tiefbunker besichtigen, in dem Hitler die letzten Monate verbracht hatte. Er folgte dem Rotarmisten einen Treppenabsatz nach unten. Doch als er hörte, daß zwei weitere Absätze folgten, kehrte er kopfschüttelnd um. Er war nicht gemacht für ein verkrochenes Dasein viele Meter unter der Erde und verlangte nicht einmal zu wissen, wie es dort gewesen war. Wieder am Tageslicht, ließ er sich einen Stuhl kommen und hing einige Augenblicke seinen Gedanken nach, ehe er mit seinem Leibarzt schweigend nach Potsdam fuhr.
      Es ist eine wirre Abfolge von Ereignissen, mit denen das Hitlerreich endet, und wie kaum eine Geschichte voll von Widerspruch, Verblendung und Drama. Der Betrachter begegnet unendlich vielen entsetzenbereitenden, auch tragischen Schicksalen. Dennoch tut er sich schwer, von einer Tragödie zu sprechen. Dazu war, zumindest im Blick auf die führenden Figuren des letzten Akts, zuviel Ergebung und blinde Unterwürfigkeit im Spiel. Keinen der Bunkeroffiziere streifte auch nur der Gedanke, Hitler während der Konferenz vom 22. April bei seinem Wort zu nehmen, daß der Krieg verloren sei. Vielmehr redeten die Keitel, Jodl, Krebs und andere verzweifelt auf ihn ein, den sinnlosen Kampf fortzusetzen. Desgleichen war keiner der hohen Militärs nach Hitlers Selbstmord bereit, die weiße Fahne aufzuziehen. Ganz im Gegenteil verschwiegen sie den Tod des »Führers«, um den Widerstandswillen noch ein paar Stunden lang aufrechtzuerhalten. Sie nahmen dabei sogar in Kauf, daß Schukow und Stalin früher über das Ableben des Diktators informiert waren als Hitlers Nachfolger Dönitz.

    Marschall Georgi K. Schukow während der Siegesparade in Berlin.
      Es war eine Gefügigkeit über jeden Begriff und alle Verantwortung hinaus. Sie ließ keine Grundsätze mehr erkennen. Was statt dessen in der gesamten Szenenfolge vorherrscht und ungezählte Opfer kostete, waren ein in seiner Wahnwelt eingesperrter, niemals zu schreckender Wille auf der einen und allzuviel dressierte Willfährigkeit auf der anderen Seite. Es gab die Ausnahmen, doch hatte ihnen der Gang der Ereignisse, nicht ohne Folgerichtigkeit, nur Nebenrollen zugewiesen. Im Rampenlicht standen andere und sagten die immer gleichen dienernden Texte her. In den wirklichen Tragödien ist aber kein Platz für die Domestiken. Auch auf der Bühne der Geschichte nicht.

    Trophäe des Sieges: ein Rotarmist mit einem bronzenen Hitlerkopf Anfang
Mai 1945.
      Wo immer man der Hinterlassenschaft Hitlers im Reden wie im Tun auf den Grund geht, schlägt der zutiefst nihilistische Ton durch, der seine gesamte Vorstellungswelt beherrschte. Fast auf den Tag genau drei Jahre vor seinem Ende im Berliner Bunker hatte er seine Tischgenossen im Führerhauptquartier beschworen, alle Kraft an den Sieg zu

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