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Der Untergang

Der Untergang

Titel: Der Untergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim C. Fest , Bernd Eichinger
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Magdeburg. Auf eine Anfrage hin entschied im März 1970 das Politbüro der KPdSU, die Überbleibsel »streng konspirativ« auszugraben und »durch Verbrennung endgültig zu vernichten«. In dem Abschlußbericht über die »Operation Archiv« heißt es: »In der Nacht zum 5. April 1970« wurden »die Überreste vollständig verbrannt, dann zusammen mit Kohlestücken zu Aschepulver zerstampft, anschließend in den Fluß geworfen.«

    Einer der zahlreichen Toten auf dem Gelände der Reichskanzlei, die in den ersten Maitagen von den sowjetischen Stellen als Leiche Hitlers ausgegeben wurden. In Wahrheit waren die Überreste des Diktators am Nachmittag des
    30. April, den Befehlen entsprechend, verbrannt und aller begründeten Vermutung zufolge bis auf wenige Reste vernichtet worden.
      Die Frage bleibt, was in den Holzkisten verwahrt worden und über mehrere Stationen nach Magdeburg gelangt ist. Als am wahrscheinlichsten kann die Annahme gelten, daß die Abteilung Gegenaufklärung trotz ausgedehnter Bemühungen weder die Leiche Adolf Hitlers noch die seiner Frau je gefunden hat. Dafür sprechen nicht nur die Aussagen der Wachposten, die am Abend des 30. April 1945 noch einmal den Verbrennungsort aufgesucht und die Aschenreste vergraben zu haben behaupteten, sondern auch die mehr als zehn Stunden über den Tod Hitlers hinaus fortgesetzte Beschießung der Reichskanzlei und des Gartengeländes. Sowohl die Sprenggranaten, von denen das Erdreich noch mehrfach umgepflügt worden war, als auch die Geschosse mit Flammenöl, die im Aufschlag explodierten und verheerende Brände auslösten, haben nach allem abwägenden Ermessen auch die letzten erkennbaren Rückstände beseitigt. Was im Geröll gefunden und halbwegs zweifelsfrei identifiziert wurde, waren nach den Bekundungen der hinzugezogenen Zahnärzte einzig einige Gebißteile Hitlers sowie »die untere Kunststoffbrücke Eva Brauns«.
      Ein weiterer Beleg für die Behauptung, daß die Leichen nie gefunden wurden, kann auch darin gesehen werden, daß die sowjetische Untersuchungskommission, anders als bei Joseph Goebbels und seiner Frau, die Überreste des Ehepaars Hitler niemals öffentlich zur Schau gestellt hat. Der Zahntechniker Fritz Echtmann, der einige Jahre lang als Zeuge in sowjetischer Gefangenschaft festgehalten worden ist, hat später ausgesagt, die russischen Untersuchungsbeamten hätten ihm im Mai 1945 »eine Zigarrenkiste« vorgelegt, in der sich neben dem Gebiß Hitlers und der Brücke Eva Brauns lediglich ein EK 1 befand sowie das Goldene Parteiabzeichen, das Magda Goebbels zuletzt getragen hatte. Vermutlich war es im Verlauf der tagelangen Suche im Geröll um den Bunkerausgang gefunden worden und schließlich kurzerhand zum Abzeichen des Führers erklärt worden. Der Kisteninhalt bewahrte, wie mit einiger Gewißheit zu folgern ist, alles, was von Hitler übriggeblieben war.

    A CHTES K APITEL Untergang einer Welt

      Den Paradoxien der Geschichte folgend, hat Hitlers nahezu spurenloses Verschwinden daran mitgewirkt, ihm ein seltsames Nachleben zu bereiten. In den Köpfen der einen wie der anderen ist er noch nach Generationen überaus gegenwärtig und gewinnt sogar mit zunehmender zeitlicher Entfernung beständig an Macht.
      Was Hitler zu einer Erscheinung macht, wie es sie in der Geschichte tatsächlich »nie gegeben hat«, geht insbesondere darauf zurück, daß er ohne jede zivilisatorische Idee war. Die erobernden Weltmächte vom alten Rom über das Römische Reich Deutscher Nation bis zum Frankreich Napoleons oder dem Britischen Empire haben, bei allen unverkennbaren Unterschieden, eine wie schwach auch immer entwickelte, auf den Frieden, den Fortschritt oder die Freiheit bezogene Menschheitsverheißung für sich reklamiert. Selbst Stalins blutige Despotie hat sich, wenn auch überaus fadenscheinig, mit einem Zukunftsversprechen drapiert. Die Gier und die Ruhmsucht, die fast durchweg der treibende Impuls für das Bestreben waren, fremde Völker zu unterwerfen, erhielten auf diese Weise eine gewisse Entlastung und am Ende nicht selten sogar eine Art Freispruch durch die Geschichte.
      Hitler hingegen hat bei der Eroberung und Ausweitung der Macht auf alle ideellen Verbrämungen verzichtet und sie nicht einmal als Herrschaftsmaskerade für nötig erachtet. Auch die Deutschen, die sich seit eh und je so viel auf den Gedanken zugute gehalten haben, den sie in jedem historischen Geschehen entdeckten oder am Werke sahen, sind in den Ermächtigungen,

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