Der Untergang
einsetzender Gesamtdarstellungen. Sie konnten zudem zahlreiche Erinnerungen und Aufzeichnungen einbeziehen (G. Boldt, K. Koller, E. Kempka, E.-G. Schenck, H. Reitsch u.a.), die TrevorRoper in dieser Form noch nicht zugänglich waren und das Bild um manchmal aufschlußreiche Einzelheiten erweitern. Es waren dann in den sechziger Jahren gleich drei historisch interessierte Publizisten, die sich von dem einzigartig dramatischen Stoff herausgefordert fühlten.
Den Anfang machte 1965 Erich Kuby mit einem zuvor in Teilen als »Spiegel«-Serie veröffentlichten Buch »Die Russen in Berlin 1945«. Ihm folgte im Jahr darauf der bereits mit einem höchst erfolgreichen Report über die Invasion in der Normandie hervorgetretene Amerikaner Cornelius Ryan. Sein Werk trug den Titel »Der letzte Kampf«, und nur wenig später erschien von John Toland, einem ebenfalls bekannten amerikanischen Reporter, »Das Finale. Die letzten hundert Tage«. Alle diese Darstellungen, denen sich schließlich noch Tony le Tissier mit »Der Kampf um Berlin 1945. Von den Seelower Höhen zur Reichskanzlei« anschloß, beruhten außer auf den inzwischen zugänglichen Erinnerungen auf umfangreichen Zeugenbefragungen.
Die durchweg hohe Lesbarkeit, die sie besaßen, ging nicht zuletzt auf das zurück, was sie an Genauigkeit sowie vor allem an historischer Tiefenschärfe vermissen ließen. Ungleich ertragreicher, auf neuerliche Befragungen überlebender Zeugen gestützt, war das Mitte der siebziger Jahre unter dem Titel »Die Katakombe. Das Ende in der Reichskanzlei« veröffentlichte Buch von Uwe Bahnsen und James P. O’Donnell, das alle voraufgehend erwähnten Titel an Plastizität und informativer Dichte übertrifft.
Wie es zu gehen pflegt, hatten sich im Lauf der Jahre in die Darstellungen der Endphase des Dritten Reiches verschiedene Irrtümer eingeschlichen, die nicht selten von Buch zu Buch weitergereicht wurden. Zum überwiegenden Teil war das auf die oft widersprüchlichen Einlassungen der Beteiligten zurückzuführen. Es ist das Verdienst von Anton Joachimsthalers »Hitlers Ende. Legenden und Dokumente«, diese Ungenauigkeiten, soweit möglich, richtiggestellt zu haben. Mit einer ungemeinen, mitunter freilich etwas säuerlichen Pedanterie hat er die verschiedenen Befunde einander gegenübergestellt und das halbwegs Gesicherte herausgearbeitet. Seine Dokumentation betrifft indessen lediglich die Anlage des Führerbunkers, den Tod Hitlers sowie die noch immer nicht restlos geklärte Frage nach dem Verbleib der Leiche sowohl Hitlers als auch der seiner Ehefrau.
Überflüssig zu erwähnen, daß der vorliegende Text, vor allem mit Blick auf das Geschehen in Berlin, zahlreiche Tagebuchaufzeichnungen und Erinnerungsstücke einbezieht. Einige Sammlungen verdienen höchste Anerkennung. Zu nennen ist insbesondere Peter Gosztony »Der Kampf um Berlin 1945 in Augenzeugenberichten« sowie Bengt von zur Mühlen u.a. »Der Todeskampf der Reichshauptstadt«. Darüber hinaus entstammen einige der verzeichneten Eindrücke noch den Berichten, die der Autor dem Kreis von Angehörigen und Freunden verdankt, die den Untergang miterlebten.
Andreas-Friedrich, Ruth, »Schauplatz Berlin. Ein deutsches Tagebuch«, München 1962. Bahnsen
Uwe/O’Donnell, James P., »Die Katakombe. Das Ende in der Reichskanzlei«, Stuttgart 1975
Baur, Hans, »Ich flog Mächtige der Erde«, Kempten 1956
Below, Nicolaus von, »Als Hitlers Adjutant 1937-45«, Mainz
1980 Boldt, Gerhardt, »Die letzten Tage der Reichskanzlei«, Zürich
1947
Bormann, Martin, »The Bormann Letters. The Private Correspondence between Martin Bormann and his Wife from January 1943 to April 1945«, hrsg. von H. R. Trevor-Roper, London 1954
Bormann, Martin, »Le testament politique de Hitler«, hrsg. von H. R. Trevor-Roper, Paris 1959
Bourke-White, Margaret, »Deutschland, April 1945«, München 1979
Boveri, Margaret, »Tage des Überlebens«, München 1968
Gosztony, Peter (Hrsg.), »Der Kampf um Berlin 1945 in Augenzeugenberichten«, Düsseldorf 1970
Joachimsthaler, Anton, »Hitlers Ende. Legenden und Dokumente«, München 1999
Kardorff, Ursula von, »Berliner Aufzeichnungen«, München
1964
Kempka, Erich, »Ich habe Adolf Hitler verbrannt«, München o. J.
Koller, Karl, »Der letzte Monat. Die Tagebuchaufzeichnungen des ehemaligen Chefs des Generalstabes der deutschen Luftwaffe vom 14. April bis zum
27. Mai 1945«, Mannheim 1949 Kuby,
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