Der Untergang der Götter - Die Verbotenen Wege (German Edition)
Handbewegung die Macht der Fesselrune. Noch einige Augenblicke schwebten sie vor ihm, dann waren die drakesh verschwunden, als hätte es sie nie gegeben.
Als er sicher war, dass sie wirklich fort waren, kehrte er zurück auf die Straße. Schreie ertönten, als er unvermittelt wieder auftauchte und erneut wurden Schwerter gegen ihn erhoben. Abwehrend hob er die Hände.
»Er ist mit ihnen verbündet!«, rief Hendran und der Hass schien in seinem Gesicht förmlich zu glühen. »Das musst du doch erkennen, Orcard!«
Doch Orcard wusste nicht mehr, was er denken sollte. Eneas sah ihm an, dass er vollkommen verunsichert war.
»Ihr wart in Gefahr, ihren Einflüsterungen zu erliegen«, erklärte er. »Sie haben Macht über den Verstand. Ihr Flüstern ...«
»Unsinn!«, widersprach Hendran und wies mit der Hand auf ihn. »Er ist zu ihnen gegangen und unversehrt zurückgekehrt!«
»Das stimmt!«, sagte Mel, der ebenfalls sein Schwert gezückt hatte. »Wie kann es sein, dass er von ihnen nicht angegriffen wird?«
»Sie werden euch nicht wieder angreifen.« Eneas ignorierte die beiden Wächter und schaute nur zu Orcard, der noch immer kein Wort gesprochen hatte. Er war es, der zu entscheiden hatte, nicht die anderen Wächter.
»Das ist doch alles Irrsinn!«, brüllte Hendran.
Doch Orcard schüttelte den Kopf, als würde er erst jetzt seine Starre loswerden. »Wie kannst du dir sicher sein, dass sie uns nicht mehr angreifen werden?«, fragte er Eneas.
»Ich werde sie vernichten, wenn sie es tun würden. Das habe ich ihnen mitgeteilt.«
»Du darfst nicht auf ihn hören!«, beschwor Hendran Orcard. »Er gehört zu ihnen, das musst du doch erkennen!«
»Alles was ich weiß«, entgegnete Orcard mit ausdruckslosem Gesicht, »ist, dass sie mich in den Nebel zwingen wollten. Und jetzt sind sie fort.«
Hendran wollte weiter sprechen, machte dann jedoch eine wütende, abfällige Geste und trat zu Mel, mit dem er sich weiter flüsternd unterhielt.
Eneas schaute zu Mela, die ihn aus großen Augen anstarrte. Ihrem Gesicht war jedoch nicht zu entnehmen, was sie dachte. »Lasst uns weitergehen!«, schlug er vor und eine gewisse Bitterkeit sprach aus seinen Worten. Er hatte sie gerettet, dennoch misstrauten sie ihm.
»Ihr habt es gehört! Es geht weiter!«
Orcards Stimme klang, als wäre nichts geschehen, als würde es keine Schatten geben. Eneas musterte den Wächter, doch dieser vermied einen Augenkontakt. Er fragte sich, wie lange das noch gut gehen würde, Hendran schien immer gereizter und angriffslustiger zu werden. War es vielleicht doch ein Fehler gewesen, zusammen zu bleiben? Hätte er die Gruppe verlassen und ihrem Schicksal überlassen sollen?
Nun, es spielte keine wirkliche Rolle mehr, denn schon bald würden sich ihre Wege trennen. Er hatte ein anderes Ziel als sie. Ein ganz anderes. Und dorthin konnten sie ihm nicht folgen, auch Mela nicht.
***
Der Hohepriester Haldron kniete am Boden und wartete auf das Erscheinen des Gottes. Gekleidet war er in sein übliches Gewand, das ihn als obersten Priester auszeichnete und das er nicht ohne Selbstzufriedenheit trug. Er war ein Mann, der seine Stellung genoss und das seine Untergebenen auch spüren ließ. Seine Macht war fast uneingeschränkt.
Die Halle, in der er sich befand, war leer bis auf ihn, doch das würde sich schon bald ändern. Er starrte auf die ihm gegenüberliegende Wand, durch die der Gott erscheinen würde und fragte sich zum tausendsten Male, was sich wohl dahinter verbarg. Doch er würde es niemals erfahren, das wusste er; und wenn doch, würde es seinen Tod bedeuten. Kein Mensch konnte die Verbotenen Wege betreten, sie waren allein den Göttern vorbehalten.
Ein Teil der Wand begann zu flimmern und löste sich schließlich völlig auf, um einer tiefen Dunkelheit Platz zu machen. Der Priester senkte den Kopf als er den Schatten sah, der heraustrat.
Doch zu seiner Überraschung war der Gott nicht alleine.
»Steh auf, Priester!«, begrüßte ihn die gewohnt kalte Stimme Zalits. »Ich habe einen Auftrag für dich!«
Haldron stand auf und blickte scheu in Richtung des Gottes. War dieser schon eine überaus imposante Erscheinung, so beeindruckte ihn dessen Begleiter mindestens genauso. Er sah aus wie ein Mensch, zumindest äußerlich, doch ein Blick in sein Gesicht machte rasch deutlich, dass er etwas anderes war. Zwar besaß er menschliche Züge, aber alles wirkte maskenhaft starr und irgendwie undeutlich, als hätte jemand sein Gesicht aus Ton
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