Der Untergang der Götter - Die Verbotenen Wege (German Edition)
Lippen zusammen. Ja, er hatte sie gerettet und deswegen konnte sie ihn nicht verurteilen, egal was er auch getan haben mochte.
»Und daher glaube ich nicht«, sagte sie vorsichtig, »dass er etwas mit den Dunklen zu tun hat. Er hat mich vor ihnen gerettet, deshalb müssen sie auch seine Feinde sein. Und ihr habt doch auch alle ihre Stimmen in euren Köpfen gehört, oder?«
Die drei Frauen schwiegen bedrückt. Mela hatte einen Punkt angesprochen, über den niemand wirklich sprechen wollte. Zu furchtbar waren diese Stimmen gewesen.
»Habt ihr das Glühen um seine Hände gesehen?« Lals Augen strahlten. »Er muss ein Magier sein! Mein Vater hat mir immer davon erzählt, dass es solche Menschen geben soll. Magier meine ich.«
»Aber sie gab es nur zur Zeit der Alten Götter«, wandte Xarina ein. »Die Neuen Götter dulden niemand mit magischen Kräften außer ihnen selber. Sie wurden alle getötet. Ausnahmslos alle.«
Eine Zeit lang herrschte Schweigen. Melas Gedanken flogen wie wild umher, doch Lal zu widersprechen war kaum möglich.
»Vielleicht ... vielleicht wurde er von den Göttern geschickt?«, schlug Anda vorsichtig vor.
»Und vernichtet dann den Serapis? Den Wohnort der Götter?« Xarina lachte verächtlich.
»Ich meinte nicht die Neuen Götter.«
Xarina starrte Anda überrascht an, als sie begriff, was Anda in Wirklichkeit gemeint hatte.
»Du meinst, dass die Alten Götter ihn geschickt haben?« Der Unglauben stand ihr ins Gesicht geschrieben.
Anda zuckte mit den Schultern. »Er scheint gegen die Neuen Götter zu kämpfen – und die Alten Götter sind ihre Feinde.«
»Die Alten Götter existieren nicht mehr!«, wandte Xarina heftig ein. »Sie wurden von den Neuen Göttern vernichtet, das weißt du so gut wie ich.«
»So erzählt man sich«, antwortete Anda trocken. »Mein Vater hat immer gesagt, dass er das aber nicht glaube. Dass man die Alten Götter gar nicht vernichten kann, schließlich sind sie ja Götter .«
»Und wo sollen sie dann sein? Warum gibt es keine Spur mehr von ihnen? Das alles sind doch nur noch Geschichten für Kinder und du tust gut daran, deine Gedanken nicht allzu laut zu äußern.«
Andra zuckte mit den Schultern, darauf hatte auch sie keine Antwort.
»Was weißt du darüber, Mela?«, fragte Lal. »Ist er wirklich von den Alten Göttern gesandt worden?«
»Ich weiß nichts von irgendwelchen Göttern.«
Mela verspürte keine große Lust mehr, sich an der Unterhaltung zu beteiligen. Niemand von ihnen wusste etwas Genaues, und die Vermutungen brachten sie nicht weiter. Sie stand auf, zog sich ihre Jacke über den Kopf und trat nach draußen.
Es dauerte einige Augenblicke, bis sie sich orientiert hatte. Die Wächter standen zusammen und schienen sich über etwas zu streiten, jedenfalls wirkten sie aufgeregt. Der Regen zumindest hatte sich ein wenig beruhigt, aber noch immer war es unangenehm feucht und frisch.
Ihr Blick ging weiter, bis sie Eneas sah, der reglos auf der Straße stand und nach Westen schaute. Nach kurzem Zögern ging sie zu ihm.
»Denkst du, dass wir es nach Ternam schaffen?«
Eneas schien sie nicht gehört zu haben, denn er antwortete nicht; sein Gesicht machte einen konzentrierten, fast besorgten Eindruck. Schließlich antwortete er doch noch: »Ja, ihr werdet es schaffen.«
»Ihr?« Mela starrte ihn an. »Du kommst doch mit nach Ternam, oder?«
Wieder antwortete er nicht und Mela wusste, was das zu bedeuten hatte.
»Willst du mir wenigstens sagen, wohin du gehen willst?«
Eneas zögerte, dann aber antwortete er doch: »Mein Weg ist dunkel und voller Gefahren, Mela. Aber es ist trotzdem erforderlich, dass ich ihn gehe.«
Melas Herz schien sich zusammenzuziehen. »Ich möchte dich aber nicht verlassen!«
Sie schaute hoch zu Eneas, aber er schien ihre Worte, die fast im gleichen Augenblick wieder bereut hatte, gar nicht gehört zu haben.
»Stimmt etwas nicht? Du wirkst ... besorgt!«
»Ich weiß nicht«“, antwortete Eneas ausweichend. »Aber ich habe das Gefühl, als würden wir einer großen Gefahr entgegengehen.«
»Die Dunklen?« Ihre Stimme zitterte leicht.
Eneas schüttelte den Kopf.
»Nein, es muss etwas anderes sein.«
Er machte er eine wegwerfende Geste. »Vermutlich irre ich mich und es ist nichts. Die Straße ist sicher, es kann gar nicht anders sein.« Ärger klang in seiner Stimme mit.
Mela musterte ihn zweifelnd. Sein Verhalten irritierte ihn, denn sie spürte genau, dass er besorgt war. Und das war kein gutes Zeichen, nicht
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