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Der Untergang der Hölle (German Edition)

Der Untergang der Hölle (German Edition)

Titel: Der Untergang der Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Thomas
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Vater befreien konnte, oder war er bereits unwiederbringlich dem Wahnsinn verfallen? Sie beschloss, nicht weiter darüber nachzudenken. Schließlich hatte er sowieso schon geraume Zeit in seinem Delirium verbracht, nicht wahr?
    »Ich will einfach ... sehen, was es zu sehen gibt«, antwortete Vee.
    Also trabten sie weiter durch das ausufernde Labyrinth aus Korridoren, von denen manche so eng und niedrig waren, dass sie sich gebückt hindurchquetschen musste, andere so breit und hoch, dass sie wie U-Bahn-Tunnel wirkten. Scheinwerfer hingen in regelmäßigen Abständen an der gewölbten Decke, waren zum Teil auch an den Wänden oder am Boden angebracht. Einige flackerten nur schwach oder hatten den Dienst eingestellt. Während ihrer Expedition setzten die Frau und das Gewehr ihre Unterhaltung fort.
    »Nun haben Sie also einen ersten Eindruck von der groß angelegten Rebellion bekommen, die sich im Hades schon seit Längerem angedeutet hat«, kommentierte Jay die gestohlenen Erinnerungen, die er mit Vee geteilt hatte. »Bei den Verdammten zeichnete sich schon länger die Tendenz zum Widerstand ab, aber ein bestimmtes Ereignis löste auch bei den Dämonen eine regelrechte Kettenreaktion aus.
    Ein Verdammter, der sich Dan Alighieri nannte, rettete eine Dämonin namens Chara, die von rebellischen Verdammten gefoltert und an einem Baum aufgehängt worden war. Mann und Höllenbrut verliebten sich ineinander. Bald fingen andere Dämonen von Charas Art an, mit ihnen zusammen gegen ehemals menschliche Engel wie Sie zu kämpfen. Sie wandten sich zudem gegen eine Rasse himmlischer Wesen, die in den Hades gekommen waren, um bei der Niederschlagung der Aufstände zu helfen.
    Das Resultat von alledem war, dass beschlossen wurde, diese besondere Dämonenrasse vollständig auszulöschen. Schon bald wurde der Befehl gegeben, jede Dämonenrasse zu vernichten, die über vorwiegend menschliche Merkmale verfügte – und das waren nicht gerade wenige. Neue Dämonen wurden erschaffen, um ihre Aufgaben zu übernehmen. Das geschah unter anderem in der großen Industriesiedlung Tartarus. Das war die Stadt, die Sie in der Aufnahme gesehen haben. Die Häusersilhouette, auf die die Verdammten zumarschierten.«
    »Oh! Sie hatten also keine Ahnung, dass sie vom Regen in die Traufe kommen würden.«
    »In der Tat brachen erbitterte Kämpfe in der Dämonenstadt aus. Tartarus wurde nie vollständig von den Verdammten und ihren Alliierten eingenommen, aber es gelang auch nicht, die Angreifer zu vertreiben. Bevor ich Ihnen von Tartarus’ Schicksal erzähle, muss ich zuerst vom Schicksal des Schöpfers berichten – zumindest das, was darüber bekannt ist.«
    Als die klaustrophobischen Tunnel unvermittelt in eine weite, offene Halle übergingen, hatten sie die Schwelle zu einer Metallrampe überschritten, die einen dunklen Abgrund überbrückte. Nicht nur der Boden, sondern auch die Decke verschwanden in der Finsternis. Zu beiden Seiten schien der riesige Schacht sich in der Unendlichkeit zu verlieren. Während sie die stetig ansteigende Rampe überquerten, vernahm Vee in der Tiefe ein rhythmisches, metallisches Klirren. Eine Maschine schien fleißig weiterzuschuften, obwohl es wahrlich keinen Grund mehr dazu gab.
    »Der Schöpfer war offensichtlich verzweifelt angesichts der Rebellion, welche die seit Urzeiten bewährte Ordnung des Hades in ein derartiges Chaos stürzte. Man sprach davon, er wäre in eine tiefe Sinnkrise verfallen und hätte die eigenen Ansichten über seine in Ungnade geratenen Kinder, die Verdammten, und die Dämonen infrage gestellt, als diese selbst über ihre Rolle im Universum nachzudenken begannen. Die ätherische Essenz des Schöpfers zog sich eine Zeit lang in tiefes Nachsinnen zurück und dann – ohne jegliche Warnung – opferte er sich selbst.«
    »Er opferte sich?«
    »Offenbar hat er eine Art Selbstzerstörung eingeleitet. Er hat Selbstmord begangen, um es in menschliche Begrifflichkeiten zu fassen. Ich nehme an, diese Entwicklung hatte sich schon länger angebahnt, vielleicht sogar vor dem Ausbruch des Großen Konflikts. Sicherlich trug auch die Zerstörung der Erde und sämtlichen Lebens auf dem Blauen Planeten viel zu seinem labilen Geisteszustand bei, verständlicherweise. Vielleicht gab das letztlich sogar den Ausschlag.«
    »Mein Gott«, flüsterte Vee. Dann ging ihr die Doppeldeutigkeit ihrer Bemerkung auf.
    »Seine Essenz muss überall in der Schöpfung versprengt worden sein, denn wie Sie sehen werden, treiben

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