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Der Untergang der Hölle (German Edition)

Der Untergang der Hölle (German Edition)

Titel: Der Untergang der Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Thomas
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und verbanden die riesigen Gebäude miteinander, auch wenn sie dabei nicht immer im Einklang mit anderen Fraktionen handelten. Sie nutzten die Technologie und die Rohstoffe der Stadt selbst, oft sogar die Nachahmung organischer Materialien, die früher zur Herstellung neuer Dämonen eingesetzt wurden. Nach vielen Jahren waren die Gebäude durchgängig aneinandergekoppelt, ihre Grenzen verschwammen und ebneten den Weg für das einzige, gewaltige Gebilde, das wir heute das Konstrukt nennen.«
    »Aber was ist mit dem Himmel? Ist er nach dem Tod des Schöpfers ebenfalls zusammengebrochen oder …?«
    »Das wissen wir nicht und möglicherweise werden wir es auch nie erfahren.«
    »Könnte auch die Grenze zwischen Himmel und Hölle der Entwicklung zum Opfer gefallen sein? Wenn wir bis zur höchsten Ebene des Konstrukts hinaufstiegen, was würde uns dort erwarten?«
    »Was glauben Sie denn? Das Erdgeschoss vom Paradies?« Die neutrale Stimme des Gewehrs klang beinahe amüsiert. »Nein, Madam, wir würden lediglich auf noch mehr Gestein stoßen. Darüber hinaus existiert nichts – jedenfalls nichts, das wir je erreichen könnten.«

8. Die Eingeborenen
    S ie waren geraume Zeit durch den Gang gelaufen, dessen Ende immer noch im Dunkeln verborgen lag, als Vee glaubte, hinter sich eine Bewegung wahrzunehmen. Das ganz leise Tapsen nackter Füße auf dem glatten Steinboden.
    Als sie herumschnellte und mit dem Gewehr aus der Hüfte zielte, erhaschte sie einen flüchtigen Blick auf einen kleinen, dunklen Körper, der in einem Torbogen kauerte. Ein nacktes Kind?
    »Wer ist da?«, rief sie. Ihre Stimme erzeugte ein Echo wie ein Stein, der in einen tiefen Brunnen fiel.
    »Ich schlage vor, dass wir einfach weitergehen«, meinte Jay. »Sie wissen, dass wir nicht allein im Konstrukt sind.«
    »Ja. Ich wundere mich, dass wir bis jetzt noch niemandem begegnet sind. Hast du eine ungefähre Ahnung, wie vielen Leuten es gelungen ist, hier Unterschlupf zu finden?«
    »Nein. Aber ich weiß, dass die Zahl derer, die vor der Sintflut Tartarus bewohnten – Aufseher der Dämonen, Arbeiter der Verdammten und jene Dämonen, die gerade geboren worden waren und darauf warteten, ausgebildet und eingesetzt zu werden – bei über vier Millionen gelegen haben muss.«
    »Mannomann! Das ist ja wie … wie Los Angeles.« Sie konnte sich an die irdische Metropole erinnern. War sie jemals dort gewesen?
    »Ich würde die Vermutung wagen, dass es jetzt vielleicht acht Millionen sind.«
    »Gott – das wäre ja vergleichbar mit New York!«
    »Vielleicht sind es sogar ein oder zwei Millionen mehr.«
    »Aber wo stecken die alle?«
    »Es ist ein riesiges Areal. Größer als Ihr Los Angeles und Ihr New York zusammen, nehme ich an.«
    Vee hatte sich wieder umgedreht, um weiterzugehen, doch sie sah ab und zu über ihre Schulter. »Zehn Millionen Einwohner. Aber hättet ihr Dämonen nicht nach und nach aussterben müssen, nach all dieser Zeit, seit aus Tartarus das Konstrukt wurde? Ihr seid auf eure Weise sterblich, nicht wahr? Während die Verdammten und Engel euch die Unsterblichkeit voraushaben.«
    »Wir sterben nicht an Altersschwäche. Aber ja, natürlich sind viele bei den ununterbrochenen Scharmützeln oder durch Unfälle ums Leben gekommen. Aber vergessen Sie nicht, viele Dämonen haben sich mit Verdammten verbündet. Und denken Sie vor allem daran, dass dies einst ein gigantischer Industriekomplex zur Herstellung von Dämonen war. In manchen Gebieten ging diese Arbeit weiter, wenn auch in viel geringerem Maßstab.«
    Ein Stück weiter vorn trat dieses kleine braunhäutige Wesen – oder war es diesmal ein anderes? – halb aus einem anderen Torbogen heraus und starrte Vee für ein paar Augenblicke an, bevor es wieder zurück in die Schatten huschte. Diesmal hatte sie es besser erkennen können. Ein kleiner drahtiger Mann mit einer Haube schwarzen Haars und einer rot – mit Blut? – bemalten Fratze. Er hatte verschiedene Piercings im Gesicht, unter anderem einen langen Eisenbolzen, der durch seine Nasenlöcher gestoßen war. In den Händen trug er einen Metallstab – ein Knüppel oder ein Blasrohr? Vee begriff, dass es sich um den Angehörigen eines Eingeborenenstamms aus dem Amazonasgebiet handeln musste. Da sie sich nicht dem einzig wahren Glauben verschrieben hatten, waren er und seinesgleichen natürlich zur Hölle gefahren.
    »Ich hoffe, er ist bloß neugierig und will uns nicht in eine Falle locken«, murmelte Vee und verlangsamte wachsam ihren

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