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Der Untergang der Hölle (German Edition)

Der Untergang der Hölle (German Edition)

Titel: Der Untergang der Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Thomas
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Schritt. Vielleicht lauerte sein ganzer Stamm hinter diesen Bögen und wartete auf den richtigen Zeitpunkt, um sie zu überfallen.
    Doch es zeigten sich keine weiteren Ureinwohner und Vee erreichte schließlich ohne Zwischenfälle das Ende des Gangs. Nach der Länge und Erhabenheit der großen Halle überraschte sie der Anblick einer Tür von eher bescheidenen Ausmaßen. Die dicke Luke aus Metall stand offen und wies Brandspuren auf, als wäre sie durch irgendeine Schusswaffe oder Sprengstoff gewaltsam geöffnet worden. Aus der Ferne hatte es so ausgesehen, als ob vereinzelt weiße Schneeflocken aus der Tür wehten und den schwarzen Marmorboden weiß färbten, aber Vee hatte die Flocken inzwischen als Grundstoff identifiziert. Seit einiger Zeit war die Luft immer kälter geworden. Ein eisiger Wind blies durch das Portal, wodurch sich die Illusion von Schnee noch verstärkte.
    »Schau«, sagte Vee, während sie haltmachte und Jay so hielt, dass sein einziges Auge wahrnehmen konnte, was sie ihm zeigen wollte: Büschel von winzigen, weißen, pilzartigen Gewächsen, die aus der Schicht von Grundstoff, die den Boden vor der offenen Tür bedeckte, hervorsprossen.
    »Beeindruckend!«, zischte er.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich da reingehen will«, dachte Vee laut nach. Sie fröstelte, als sie in den angrenzenden Raum spähte, höher als breit und gefüllt mit klobigen Industriemaschinen. Doch all das verschwamm zu einer Mischung aus glitzerndem Raureif und weiterem Grundstoff, dessen Flocken wie Krümel einer Hostie an ihren Augenlidern und Lippen kleben blieben. »Nun ja«, fuhr sie fort, »erfrieren werden wir wohl nicht, oder?«
    »Wahrscheinlich nicht«, gab Jay emotionslos zurück.
    Vee trat durch das Portal und der gefrorene Belag aus Grundstoff knirschte unter ihren Stiefeln. Sie sah, dass die Flocken durch einen großen, surrenden Ventilator dicht unter der hohen Decke der Kammer hereinwirbelten. Die Apparatur war zugleich der Verursacher dieser arktischen Windböen. Misstrauisch bahnte sie sich ihren Weg zwischen den unförmigen, von Raureif überzuckerten Maschinen und versuchte, die Geräuschentwicklung ihrer Schritte möglichst gering zu halten. Dabei hielt sie nach Spuren auf dem Boden Ausschau, ob sie nun von nackten Füßen oder von etwas anderem stammten.
    Sie erreichte die gegenüberliegende Wand, die aus Metall mit rostzerfressenen Bolzen und Schweißnähten bestand. Eine Leiter war daran befestigt. Vee ergriff eine Sprosse und zuckte unter der Kälte zusammen. Sie musste ihre Hand mit einem Ruck zurückziehen, da sie durch den Frost beinahe haften geblieben wäre. Aber sie riss sich zusammen, setzte einen Fuß auf den tiefsten Tritt und begann zu klettern, nachdem sie die Lasche der Munitionstasche über Jay geschlossen hatte, damit sie ihn an seinem Platz hielt.
    Immer wieder warf sie Blicke über ihre Schulter und rechnete beinahe damit, dass ein Rudel Indianer in den Raum gestürmt kam und ihr von unten metallene Bolzen und Pfeile in den Rücken schoss, doch alles blieb ruhig. Am oberen Ende der Leiter hievte sie sich zu einer kleineren Luke hinauf und schielte hinein. Dahinter lag ein Korridor, durch den wärmere Luft heranwehte. Aah! Vee stieg dankbar durch die Öffnung. Und so ging die Reise weiter … mit unbekanntem Ziel.

9. Die Massenprodukte
    S ie hatten eine eiserne Treppe erklommen, die an der Innenseite eines gigantischen Schornsteins oder Silos aus Beton festgeschraubt war. Die Stufen waren rostig und der Beton rissig und fleckig von Feuchtigkeit und Schmutz. Die beängstigend schmale Treppe besaß kein Geländer und hatte Vee schon so weit nach oben geführt, dass der Boden unter ihr von der Dunkelheit verschlungen wurde. Den Ausgang des Korridors, durch den sie in dieses gigantische Silo gelangt waren, konnte sie schon nicht mehr erkennen. Sie wand sich wie das spiralförmige Skelett einer riesigen Schlange um die Windungen der Treppe.
    Als die Müdigkeit sie überkam, hielt sie an, um sich auszuruhen. Sie hockte sich auf eine der Stufen, schlang die Arme um die Knie und döste für unbestimmte Zeit ein. Ihre Träume bildeten eine Collage aus sich stetig verflüchtigenden und neu formierenden Bildern aus dem Unterbewusstsein und dazugehörigen, aber verschobenen Geräuschen – Fetzen eines vergangenen Lebens. Dann erwachte sie, schreckte zusammen und warf einen schwindelnden Blick in den spiralförmigen Wirbel, der unter ihr gähnte und hungrig darauf zu warten schien, dass sie

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