Der Untergang der Hölle (German Edition)
Öffnung mit einem schwarzen Rand aus Gummi kam zum Vorschein. Er setzte sich wieder hin und sagte: »Ich habe mir ein Interface implantieren lassen, damit ich mich direkt mit dem Netz verbinden kann. Wir halten hier einige sehr talentierte dämonische Chirurgen gefangen und einige von uns haben sie mit der Aufgabe betraut, ihnen einen Netzanschluss einzusetzen.
Auch dagegen hat es massive Einwände gegeben, aber man muss nach vorne schauen, wie ich zu sagen pflege. Wir dürfen uns nicht mit unserem behüteten kleinen Leben auf den Ebenen 7 und 8 zufriedengeben, solange es ein riesengroßes Konstrukt über und unter uns gibt, das voller Rohstoffe steckt, die wir nutzen können, und was beinahe noch wichtiger ist: voller Seelen, die wir retten können. Wusstest du, dass ein paar Enklaven von Engeln existieren, die es bisher vorgezogen haben, unabhängig zu bleiben? Man könnte sie wohl als Spalter bezeichnen. Manche verhalten sich uns gegenüber fast feindselig, während andere für uns kaum mehr als eine Legende sind. Aber ich finde, wir sollten nicht aufhören, die Hand nach ihnen auszustrecken! Und dann gibt es da noch die Verdammten in ihren Siedlungen.«
Vee nickte, wandte den Blick jedoch nicht vom Computer ab. Mehr Kabel, als ihr notwendig oder logisch erschienen, waren mit Vorder- und Rückseite des klobigen Geräts verbunden, manche davon so dick wie ihr Handgelenk. Von hinten schien es jedenfalls identisch mit der Maschine zu sein, die sie unabsichtlich dazu benutzt hatte, Jay aufzuwecken und die Tür für ihre Flucht aus dem Gefängnis zu entriegeln.
»Wir wissen zum Beispiel von einer großen Kolonie auf Ebene 42; eine Gruppe, die sich als ›die Vernetzten‹ bezeichnet …«
»Wie viele Ebenen gibt es im Konstrukt eigentlich?«, unterbrach ihn Vee.
»Oh, das wissen wir nicht mit Sicherheit. Vielleicht 200 oder mehr. Manche sprechen sogar von 300. Das ist eine weitere Aufgabe, die angegangen werden müsste, aber auf ängstlichen Widerstand getroffen ist: ambitioniertere Entdeckungsreisen. Jedenfalls, wenn man von dem ausgeht, was wir selbst im Netz herausgefunden haben, sind die Vernetzten eine hauptsächlich aus Verdammten bestehende Gruppe, aber mit dämonischen Mitgliedern und sogar einer kleineren Anzahl von Engeln, die es vorziehen, innerhalb des Netzes zu existieren.«
»Tatsächlich?«, fragte Vee interessiert nach. Es erinnerte sie an das, was Jay ihr über seine Vorliebe für eine Existenz als sorglos herumschwimmender Albinodelfin-Avatar berichtet hatte.
»Es scheint so zu sein, dass zu jeder Zeit etwa 75 Prozent der Vernetzten eingeloggt sind, während die Restlichen für den Schutz und andere Bedürfnisse der Siedlung sorgen. Sie wechseln sich offenbar in bestimmten Intervallen beim Wachdienst ab. Jedenfalls benutze ich das Netz als Instrument, um diese und andere Leute zu erreichen, die über Zugang zum System verfügen. Falls die Vernetzten sich mit uns verbünden wollten, müssten sie natürlich erst die Dämonen in ihren Reihen verstoßen, aber davon abgesehen würde ich sie mit offenen Armen empfangen.«
»Haben Sie dazu schon eine positive Antwort von ihnen bekommen?«
»Nun ... nein«, musste Johnston einräumen, »aber uns ist bekannt, dass sie über das Netz Recherchen zu unserer Gruppe durchgeführt haben. Also bete ich, dass zumindest manche von ihnen uns als Chance erkennen, die Erlösung ihrer Seelen zu erlangen. Das Mindeste wäre, dass die Engel unter ihnen zu uns herunterkommen … oder uns sicher nach dort oben geleiten.«
Vee nickte erneut zustimmend. »Ich sehe, dass Ihr Denken in ein paar ganz neue Richtungen geht. Aber was glauben Sie, wie mein Vater auf all das reagieren wird, falls wir ihn befreien und hierherbringen können?«
Johnston lächelte, senkte den Blick auf seine Schreibunterlage und spielte mit einem Stift. »Nun, um ehrlich zu sein glaube ich, dass ihm Vieles, was er hier zu Gesicht bekommt, nicht gefallen wird – wir dürften ein paar angeregte Diskussionen führen, vorsichtig ausgedrückt. Dein Vater ist ein Mann mit unerschütterlichen Glaubensgrundsätzen, was eine ebenso positive wie einschränkende Eigenschaft sein kann … aber was sollen wir sonst tun, Rebecca? Die Leute sind sehr aufgeregt, nachdem durch deine Ankunft hier so viele davon erfahren haben, dass er gefunden wurde.«
»Ich nehme an, dass man so ziemlich alles aufregend findet, wenn man so viele Jahre hier festsaß.«
»Das Leben ist immer ein herausfordernder Balanceakt
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