Der Untergang der Hölle (German Edition)
Servomotoren, Kolben sowie hydraulischen und pneumatischen Mechanismen. Ein großes Kreuz aus zwei vernieteten Balken hing, jedoch ohne Jesusfigur, an Ketten über dem Altar. Vee wollte keine Mutmaßungen über das Material der vielen brennenden Kerzen anstellen, aber sie konnte sich des Verdachts nicht erwehren, dass sie aus menschlichem Talg bestanden.
Zwei weitere Himmelsboten flankierten die Bürotür des Pastors. Sie stierten unbeeindruckt geradeaus, als ob sie Roper nicht einmal wahrnehmen würden, doch er nickte ihnen höflich zu, bevor er an die glänzende Metalltür klopfte.
Eine Stimme auf der anderen Seite forderte sie auf, einzutreten.
16. Der Pastor
P astor Jacob Johnston trat hinter einem Schreibtisch aus schwarzem Eisen hervor, auf dem ein antiquiert anmutender Computer auf einem kleinen Rollwagen stand, den er vorläufig zur Seite geschoben hatte. Im Gegensatz zu so vielen männlichen Bewohnern hatte Johnston volles Haar, das sauber geschnitten und aus der breiten Stirn zurückgekämmt war, so weiß wie das Grinsen seiner kräftigen Zähne. Er breitete die Arme aus und wirkte in seinem weißen Kittel mit der auf den Rücken herabhängenden Kapuze, als wollte er seine Herde für die Predigt versammeln, doch Vee begriff, dass er lediglich die Absicht hatte, sie zu umarmen. Sie entschied, dass es das Beste wäre, sich nicht dagegen zu wehren. Zum Glück war es eine kurze Umarmung. Der Pastor packte sie an den Ellenbogen und sagte mit hallender Stimme: »Oh Rebecca, bitte sag mir, dass es nicht wahr ist. Du kannst dich nicht an mich erinnern?«
»Man erzählte mir, Sie wären mit meinem Vater befreundet gewesen«, antwortete sie unverbindlich.
Johnston schüttelte traurig den Kopf, ließ sie los und wandte sich an Roper: »Danke, Charles. Würdest du bitte draußen warten?«
Vee sah sich nach ihrem Begleiter um und hatte den Eindruck, dass er nicht sonderlich glücklich war, auf diese Weise entlassen zu werden. Trotzdem verließ er Johnstons Büro mit einem kurzen Seitenblick auf die einzige andere Person im Raum – einen großen Mann mit hellem, rotem Haar, das wie das von Johnston frisiert war. Er besaß eine ähnlich markante Stirn, jedoch einen wesentlich ernsteren Gesichtsausdruck. Außerdem trug er eine Pistole am Gürtel, der seinen Mantel zusammenhielt. Nachdem die Tür sich hinter Roper geschlossen hatte, machte Johnston eine Geste in Richtung des rothaarigen Mannes und sagte: »Dann erinnerst du dich wohl auch nicht an meinen Sohn Fred.«
»Nein, tut mir leid. Sehr erfreut, Fred.«
Fred nickte bloß und blieb weiter an der Wand stehen, während Johnston sich wieder setzte.
»Fred befehligt meine persönliche Einheit himmlischer Leibwächter«, erklärte er. »Bitte.« Er bedeutete ihr, sich auf einen Stuhl vor dem Schreibtisch zu setzen, was sie tat. »Etwas zu trinken? Hast du Hunger?«
»Keinen Hunger, danke. Ich brauche nichts.«
Der Pastor faltete die Hände über seinem Tisch, als ob er ein Eröffnungsgebet sprechen wollte. »Rebecca, Rebecca«, seufzte er. Er musterte sie – das kraftlose Haar, das ihr blasses Gesicht umrahmte, diese strahlenden blauen Augen – und sagte: »Ich sage es dir nur sehr ungern, aber du siehst aus, als wärst du durch die Hölle gegangen.«
»Ha ha«, erwiderte sie.
»Entschuldige, ich weiß, dass dir hier kein angenehmer Empfang bereitet wurde, und ich weiß auch, dass eine Beleidigung schwerer zu vergessen ist als Schmerz. Aber ich hoffe, dass du Charles und seinen Männern vergeben wirst. Es gibt viele, viele feindselige Leute da draußen, die wir uns vom Leib halten müssen.«
»Ich verstehe.«
Johnstons faltiges Lächeln verbreiterte sich. »Du hast vielleicht viel vergessen, Rebecca, aber mir scheint, du bist immer noch das rauflustige Mädchen, an das ich mich erinnere. Ich habe gehört, du hättest dir mit Charles einen ganz schönen Kampf geliefert. Du warst ziemlich beeindruckend in der Armee deines Vaters, das kann ich dir sagen. Viele von uns nannten dich ›die Dämonenjägerin‹. Als wir noch damit beschäftigt waren, uns hier im siebten Stock einzurichten, hast du manchmal mit deinem Vater zusammen, gelegentlich aber auch allein, Erkundungstrupps in die Ebenen über und unter uns geführt. Dort spürtest du dann Dämonen auf, um sie zu vernichten und unsere Sicherheit zu verbessern. Du erinnerst dich nicht daran?«
»Nein.«
Schließlich verschwand das Lächeln des Mannes und die Falten verlagerten sich von seinem Mund zu
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