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Der Untergang der Shaido

Der Untergang der Shaido

Titel: Der Untergang der Shaido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Schule für Gelehrte und Erfinder. Er brauchte Geld für die Reise, und er war bereit, den Waffenschmieden der Bande zu zeigen, wie man sie herstellt. Decke deine Feinde bei jeder Gelegenheit mit Pfeilen ein. Es ist immer besser, deine Feinde in der Ferne zu töten statt aus der Nähe.«
    Selucia hielt die Hände so, dass Tuon sie sehen konnte; die schlanken Finger bewegten sich flink. WAS IST DIESE BANDE, VON DER SIE DA SPRECHEN? Sie benutzte die angebrachte Form, Untertan zu Höhergestellten, aber ihre Ungeduld war fast spürbar. Ungeduld mit allem, was geschah. Tuon hatte nur wenige Geheimnisse vor ihr, aber ein paar erschienen im Moment ratsam. Sie würde es Selucia zutrauen, dass sie sie mit Gewalt nach Ebou Dar zurückschleppte, damit sie ihr Wort nicht brach. Ein Schatten hatte viele Pflichten, und manche erforderten es, auch den höchsten Preis zu zahlen. Sie wollte nicht Selucias Hinrichtung anordnen müssen.
    In der kaiserlichen Form erwiderte sie: OFFENSICHTLICH SPIELZEUGS PERSÖNLICHES HEER. HÖR ZU, VIELLEICHT ERFAHREN WIR MEHR.
    Es erschien seltsam, dass Spielzeug ein Heer befehligte. Er war manchmal charmant, sogar durchaus schlagfertig und amüsant, aber oft war er auch ein Possenreißer und immer ein Schuft. Als Tylins Schoßtier war er völlig in seinem Element erschienen. Aber er war auch unter den Zirkusartisten in seinem Element erschienen und unter den Marathʹda - mane und den beiden entflohenen Damane und in der Spelunke. Die war eine solche Enttäuschung gewesen. Nicht mal ein einziger Kampf! Dafür waren nicht einmal die späteren Geschehnisse ein vollwertiger Ersatz gewesen. In einen Straßenkampf verwickelt zu werden war kaum das Gleiche, wie Kämpfe in einer Spelunke zu sehen. Die zugegebenermaßen viel langweiliger gewesen war, als die in Ebou Dar aufgeschnappten Gerüchte ahnen ließen. Bei diesem Straßenkampf hatte Spielzeug eine unerwartete Seite gezeigt. Ein prächtiger Mann, aber einer mit einer merkwürdigen Schwäche. Aus irgendeinem Grund fand sie das auf seltsame Weise anziehend.
    »Gute Einstellung«, sagte er gedankenverloren und zupfte an dem schwarzen Halstuch, das er um den Hals gebunden trug. Sie fragte sich, was so besonders an der Narbe war, die er zu verbergen sich solche Mühe gab. Dass er es tat, war verständlich. Warum hatte man ihn gehängt, und wie hatte er überlebt? Das konnte sie ihn nicht fragen. Es störte sie keinesfalls, seinen Blick etwas senken zu müssen - tatsächlich machte es sogar Spaß, ihn sich winden zu lassen; das kostete so wenig Mühe -, aber sie wollte seine Ehre nicht vernichten. Jedenfalls nicht zu diesem Zeitpunkt.
    »Erkennt Ihr ihn nicht wieder?«, sagte Talmanes. »Er ist aus Eurem Buch. König Roedran hat zwei Ausgaben in seiner Bibliothek. Er hat sich den Inhalt eingeprägt. Der Mann glaubt, dass ihn das zu einem großen Hauptmann machen wird. Er war so erfreut über unseren Handel, dass er für mich eine Ausgabe drucken und binden ließ.«
    Spielzeug warf ihm einen verblüfften Blick zu. »Mein Buch?«
    »Das, von dem Ihr uns erzählt habt, Mat. Nebel und Stahl, von Madoc Comadrin.«
    »Ach, das Buch.« Spielzeug zuckte mit den Schultern.
    »Das habe ich vor langer Zeit gelesen.«
    Tuon knirschte mit den Zähnen. Ihre Finger blitzten. WANN HÖREN SIE AUF, VON BÜCHERN ZU SPRECHEN, UND KOMMEN WIEDER ZU INTERESSANTEN DINGEN?
    VIELLEICHT ERFAHREN WIR MEHR, WENN WIR ZUHÖ- REN, erwiderte Selucia. Tuon warf ihr einen finsteren Blick zu, aber die Frau stellte eine so unschuldige Miene zur Schau, dass sie ihr Stirnrunzeln nicht beibehalten konnte. Sie lachte - leise, damit Spielzeug sich nicht bewusst wurde, wie nahe sie doch hinter ihm war-, und Selucia fiel ein. Leise.
    Aber Spielzeug war verstummt, und Talmanes schien zufrieden, es dabei zu belassen. Sie ritten in Stille, wenn man von den Geräuschen des Waldes einmal absah; Vögel sangen, seltsame Eichhörnchen mit schwarzen Schwänzen keckerten auf Ästen. Tuon hielt nach Omen Ausschau, aber ihr fiel nichts auf. Hellbunte Vögel schössen zwischen den Bäumen umher. Einmal entdeckten sie eine Viehherde von vielleicht fünfzig schlanken Tieren mit langen Hörnern, die auf beiden Seiten fast gerade aus dem Kopf ragten. Die Tiere hatten sie kommen gehört und bauten sich angriffslustig auf. Ein Bulle warf den Kopf zurück und scharrte über den Boden. Spielzeug und Talmanes führten die Gruppe in großem Abstand um die Herde herum. Tuon schaute über die Schulter. Die Rotwaffen - warum

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