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Der Untergang der Shaido

Der Untergang der Shaido

Titel: Der Untergang der Shaido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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hinwollten. Es musste eine Möglichkeit geben, diese Karte zu verbrennen. Das würde genauso wichtig sein, wie eine dieser Armbrust-Winden in die Hände zu bekommen.
    »Ich will auch mit Meister Roidelle sprechen«, sagte Spielz eug.
    Soldaten kamen, um die Pferde zu nehmen, und eine Weile lang schien alles ein großer Wirrwarr zu sein. Ein Bursche mit Zahnlücken nahm Akeins Zügel, und Tuon gab ihm genaue Instruktionen, wie er die Stute zu behandeln hatte. Er schenkte ihr zusammen mit seiner Verbeugung einen schiefen Blick. In diesen Ländern schienen einfache Bürger zu glauben, mit allen anderen gleich zu sein. Selucia gab dem schlanken jungen Mann, der Rosenknospe nahm, die gleichen Instruktionen. Sie hielt das für einen passenden Namen für ein so zierliches Pferd. Der junge Mann starrte Selucias Oberweite an, bis sie ihm eine Ohrfeige gab. Eine ordentliche. Er grinste bloß und führte den Falben sich die Wange reibend weg. Tuon seufzte. Für Selucia war das völlig in Ordnung, aber hätte sie einen einfachen Bürger geschlagen, hätte das ihren Blick monatelang gesenkt.
    Kurz darauf saß sie auf einem Klapphocker, Selucia hinter sich, und Lopin bot ihnen winzige Tassen mit schwarzem Tee an, verbeugte sich ganz anständig vor Selucia wie auch ihr. Nicht tief genug, aber er versuchte es wenigstens. Ihr Tee war leicht und perfekt gesüßt, aber er hatte ihr-oft genug welchen gebracht, um zu wissen, wie sie ihn mochte. Um sie herum brodelte es vor Aktivität. Talmanes hieß den grauhaarigen Nerim kurz willkommen, der anscheinend sein Diener war und sich freute, wieder mit ihm vereint zu sein. Zumindest zeigte sich ein kurzes Lächeln auf der üblicherweise tiefe rnsten Miene des dürren Mannes. So etwas hätte in der Abgeschiedenheit eines privaten Ortes stattfinden müssen. Leilwin und Domon erlaubten Meister Charin, mit Olver und Juilin und Thera das Lager zu erforschen - Thom und Aludra gingen auch mit, um sich die Beine zu vertreten -, dann setzten sie sich in unmittelbarer Nähe auf Hocker. Leilwin ging sogar so weit und starrte Tuon einen langen Augenblick ohne zu blinzeln an. Selucia gab ein leises Geräusch von sich, das stark an ein Knurren erinnerte, aber Tuon ignorierte die Provokation und bedeutete Frau Anan, sich mit ihrem Hocker neben sie zu setzen. Irgendwann würden die Verräter und Diebe bestraft, der Besitz seinen rechtmäßigen Eigentümern zurückgegeben und die Marathʹdamane an die Leine gelegt werden, aber diese Dinge mussten vor den wichtigeren Angelegenheiten zurückstehen.
    Drei weitere Offiziere erschienen, junge Adlige mit dieser roten Hand auf den dunklen Seidenmänteln, und sie hatten ihre eigene Wiedervereinigung mit Spielzeug, es wurde viel gelacht und es gab viel Schultergeklopfe, was für sie wohl eine Art Ausdruck ihrer Zuneigung war. Tuon konnte sie bald voneinander unterscheiden. Edorion war der dunkelhäutige, schlanke Mann mit der ernsthaften Miene, wenn er nicht gerade lächelte, Reimon der breitschultrige Bursche, der viel lächelte, und Carlomin der hochgewachsene, dünne. Edorion war glatt rasiert, während Reimon und Carlomin dunkle Barte trugen, die zu Spitzen geformt waren und wie eingeölt funkelten. Alle drei machten großes Aufhebens um die Aes Sedai, verneigten sich tief. Sie verneigten sich sogar vor Bethamin und Seta! Tuon schüttelte den Kopf.
    »Ich habe Euch oft genug gesagt, dass das eine andere Welt als die ist, die Ihr gewohnt seid«, murmelte Frau Anan, »aber Ihr wollt das immer noch nicht wahrhaben, oder?«
    »Nur weil eine Sache so ist, wie sie ist«, erwiderte Tuon, »bedeutet das noch lange nicht, dass sie so sein sollte, selbst wenn sie schon eine lange Zeit so ist.«
    »Das Gleiche könnten einige über Euer Volk sagen, meine Lady.«
    »Das könnten sie.« Tuon ließ es dabei bewenden, obwohl sie für gewöhnlich ihre Unterhaltungen mit der Frau genoss. Frau Anan sprach sich wie erwartet dagegen aus, Marathʹdamane an die Leine zu legen, sie war sogar gegen die Haltung von Daʹcovale, aber das waren Diskussionen und keine Streitgespräche, und Tuon hatte es geschafft, dass sie bei einigen Dingen eingelenkt hatte. Sie hoffte, die Frau eines Tages ganz auf ihre Seite zu bringen. Aber nicht heute. Sie wollte sich voll und ganz auf Spielzeug konzentrieren.
    Meister Roidelle kam, ein Mann mit einem runden Gesicht und grauen Haaren, dessen Körpermasse seinen dunklen Mantel spannte. Ihm folgten sechs durchtrainiert erscheinende junge Männer, von denen

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