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Der Untergang der Shaido

Der Untergang der Shaido

Titel: Der Untergang der Shaido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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alles sehr langsam, mit hängenden Ohren. Gelegentlich seufzte er traurig, kaum verständlich. »Mein Buch!«
    »Nun«, sagte Verin und hielt ihre Strickarbeit hoch, um sie zu begutachten, »ich glaube, ich habe hier alles getan, was ich konnte. Ich werde jetzt Tomas suchen. Der Regen lässt sein Knie schmerzen, auch wenn er es selbst mir gegenüber bestreitet.« Sie warf einen Blick auf das Fenster. »Es scheint nachzulassen.«
    »Und ich glaube, ich sollte besser nach Lan sehen«, sagte Nynaeve und raffte die Röcke. »Wo er ist, da ist die Gesellschaft besser.« Das mit einem harten Ruck an dem Zopf und einem finsteren Blick, der sowohl Alivia wie auch Logain galt. »Der Wind verrät mir, dass ein Sturm naht, Rand. Und du weißt, dass ich nicht von Regen spreche.«
    »Die Letzte Schlacht?«, fragte Rand. »Wie bald?« Wenn es ums Wetter ging, verriet ihr der Wind manchmal auf die Stunde genau, wann der Regen kam.
    »Vielleicht, und ich weiß es nicht. Vergiss nur eines nicht. Ein Sturm naht. Ein schrecklicher Sturm.« Am Himmel grollte der Donner.

KAPITEL 2
 
Schwüre
    Mit einigem Unbehagen schaute Loial zu, wie Nynaeve auf dem von Kandelabern erhellten Korridor in die eine und Verin in die andere Richtung davonrauschten. Keine von ihnen ging über seine Taille hinaus, aber sie waren Aes Sedai. Diese Tatsache reichte aus, um ihm lange genug einen Knoten in die Zunge zu machen, sodass sie, als er endlich den Mut gesammelt hatte, eine von ihnen zu bitten, ihn doch zu begleiten, um die Ecken verschwunden waren. Das Herrenhaus war ein weitläufiger Ort, das im Laufe der Jahre seiner Meinung nach immer weiter planlos ausgebaut worden war, und Korridore machten oft scharfe und seltsame Biegungen. Er wünschte sich sehr, seiner Mutter in Begleitung einer Aes Sedai gegenübertreten zu können. Sogar mit Cadsuane, obwohl sie ihn durch die Art und Weise, wie sie Rand immer verkniffen ansah, sehr nervös machte. Früher oder später würde Rand explodieren. Er war nicht mehr derselbe Mann, den er in Caemlyn kennengelernt hatte, nicht einmal mehr der Mann, den er in Cairhien zurückgelassen hatte. In Rands Gegenwart war die Stimmung nun immer düster und unbehaglich, ein mit Löwenklaue bewachsenes Feld, auf trügerischem Grund. Das ganze Haus fühlte sich dank Rands Anwesenheit so an.
    Eine schlanke grauhaarige Dienerin, die einen Korb mit zusammengefalteten Handtüchern trug, zuckte zusammen, dann schüttelte sie den Kopf und murmelte etwas vor sich hin, bevor sie einen schnellen Knicks vollführte und weiterging. Sie machte einen kleinen Schritt zur Seite, als müsste sie um etwas herumgehen. Oder jemanden. Er starrte auf die Stelle und kratzte sich hinter dem Ohr. Vielleicht konnte er ja nur tote Ogier sehen. Nicht, dass er das tatsächlich wollte. Das Wissen, dass die menschlichen Toten nicht länger in Frieden ruhen konnten, war schon traurig genug. Die Bestätigung, dass das auch für Ogier galt, hätte ausgereicht, ihm das Herz zu brechen. Und auf jeden Fall wären sie sicher nur in einem Stedding erschienen. Allerdings würde er gern sehen, wie so eine Stadt verschwand. Keine richtige Stadt, aber eine Stadt, die so tot war wie diese Geister, die Menschen zu sehen behaupteten. Möglicherweise konnte man durch ihre Straßen gehen, bevor sie zerschmolz, und hätte sich ansehen können, wie die Menschen vor dem Hundertjährigen Krieg waren, vielleicht sogar vor den Trolloc-Kriegen. Das hatte jedenfalls Verin gesagt, und sie schien eine ganze Menge darüber zu wissen. Das wäre mit Sicherheit eine Erwähnung in seinem Buch wert gewesen. Es würde ein gutes Buch werden. Er kratzte sich mit zwei Fingern den Bart - das Ding juckte! - und seufzte. Es wäre ein schönes Buch geworden.
    Im Korridor herumzustehen schob nur das Unvermeidlic he auf. Schob man es auf, das Gebüsch zu beseitigen, fand man garantiert Schlingpflanzen darin, wie das alte Sprichwort besagte. Nur dass er das Gefühl hatte, die Schlingpflanzen würden ihn fesseln statt einen Baum. Er folgte der Dienerin mit tiefen Seufzern bis zu einer breiten Treppe, die hinauf zu den Ogierräumen führte. Die Treppe wies zwei massive Geländer auf, die der grauhaarigen Frau bis zu den Schultern reichten und einen ordentlichen Halt boten. Er scheute sich oft, ein für Menschen gemachtes Treppengeländer nur zu berühren, aus Angst, es möglicherweise zu zerbrechen. Eines davon verlief in der Mitte, die Stufen an der holzvertäfelten Wand waren für menschliche Füße

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