Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Untergang der Shaido

Der Untergang der Shaido

Titel: Der Untergang der Shaido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
gemacht, die an der Außenseite für Ogier.
    Die Frau war alt, was Menschenjahre anging, aber sie stieg schneller in die Höhe als er und eilte bereits den Korridor entl ang, als er oben ankam. Zweifellos brachte sie die Handtücher in das Zimmer seiner Mutter und in die des Ältesten Haman und Eriths. Sicherlich würden sie sich noch trocknen wollen, bevor sie sich unterhielten. Er würde das vorschlagen. So würde er Zeit zum Nachdenken gewinnen. Seine Gedanken schienen so träge wie seine Füße zu sein, und seine Füße fühlten sich wie Mühlsteine an.
    Auf diesem Korridor gab es sechs für Ogier bestimmte Schlafzimmer, und auch der Korridor selbst war entsprechend dimensioniert - Loials erhobener Hand hätte noch ein Schritt bis zur Decke gefehlt. Außerdem gab es noch einen Lagerraum, ein Badezimmer mit einer großen Messingbadewanne und das Wohnzimmer. Das war der älteste Teil des Hauses und reichte beinahe fünfhundert Jahre zurück. Die Lebensspanne eines sehr alten Ogiers, aber viele Lebensspannen für Menschen. Ihr Leben war so kurz, abgesehen von den Aes Sedai; das musste der Grund sein, warum sie wie Kolibris umherschwirrten. Aber selbst Aes Sedai konnten beinahe genauso hektisch wie der Rest sein. Das war ein Rätsel.
    In die Wohnzimmertür war ein großer Baum einges chnitzt, nicht die Arbeit eines Ogiers, aber dennoch sehr detailliert und unverkennbar. Er blieb stehen, zog den Mantel zurecht, fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, wünschte sich, er hätte Zeit, die Stiefel zu putzen. Am Ärmelaufschlag war ein Tintenfleck. Auch dafür war keine Zeit. Cadsuane hatte Recht. Seine Mutter war keine Frau, die man warten ließ. Seltsam, dass Cadsuane von ihr gehört hatte. Sie vielleicht sogar kannte, so wie sie von ihr gesprochen hatte. Covril, Tochter von Ella Tochter von Soong war eine berühmte Sprecherin, aber ihm war nicht bewusst gewesen, dass sie im Draußen bekannt war. Beim Licht, er keuchte ja fast schon vor Nervosität.
    Er bemühte sich, seine Atmung unter Kontrolle zu bekomm en, und trat ein. Selbst hier quietschten die Türangeln. Die Diener waren entsetzt gewesen, als er um Öl gebeten hatte - das war ihre Aufgabe; er war ein Gast -, aber sie waren noch immer nicht dazu gekommen, es selbst zu tun.
    Das Zimmer mit der hohen Decke war recht geräumig, mit dunklen, glänzenden Tapeten und mit Ranken verzierten Stühlen und kleinen Tischen und schmiedeeisernen Kandelabern von vernünftiger Größe, deren von Spiegeln verstärkte Flammen über seinem Kopf tanzten. Abgesehen von einem Regal voller Bücher, die alle alt genug waren, dass ihre Ledereinbände abblätterten und die er alle schon zuvor gelesen hatte, stammte nur eine kleine Schale aus gesungenem Holz von Ogierhand. Ein hübsches Teil; er wünschte sich, er hätte gewusst, wer sie besungen hatte, aber sie war alt genug, dass es nicht einmal ein Echo gegeben hatte, als er sie besungen hatte. Doch alles war von jemandem gemacht worden, der ein Stedding besucht haben musste. Alles hätte in eine Siedlung gepasst. Natürlich hatte der Raum keine Ähnlichkeit mit einem Raum in einem Stedding, aber Lord Algarins Vorfahre hatte sich die Mühe gemacht, dass sich seine Besucher hier wohlfühlen konnten.
    Seine Mutter stand vor einem der Ziegelkamine, eine Frau mit einem energischen, eindrucksvollen Gesicht, die ihre mit einem Rebenmuster bestickten Röcke ausgebreitet hielt, damit die Wärme sie trocknen konnte. Er seufzte erleichtert, dass sie nicht so nass war, wie er gedacht hatte, aber das schloss den Vorschlag aus, dass sie sich erst trockneten. Ihre Regenumhänge mussten durchlässig geworden sein. Das geschah nach einiger Zeit, da sich das Anssed-Öl verflüchtigte. Vielleicht würde ihre Laune auch nicht so schlecht sein, wie er befürchtet hatte. Der weißhaarige Älteste Haman, dessen Mantel mehrere große feuchte Stellen aufwies, musterte eine der Äxte, die an der Wand hingen, schüttelte den Kopf darüber. Ihr Schaft war so lang, wie er groß war. Es gab zwei davon. Sie stammten aus der Zeit der Trolloc-Kriege oder sogar noch davor, die Axtköpfe waren mit Einlegearbeiten aus Gold und Silber verziert, und es gab auch noch zwei spitze, verzierte Baummesser, die ebenfalls lange Griffe aufwiesen. Natürlich wiesen Baummesser, die auf der einen Seite glatt geschliffen und auf der anderen mit Sägezähnen versehen waren, immer lange Griffe auf, aber die Einlegearbeiten und langen roten Quasten waren ein deutlicher Hinweis, dass man

Weitere Kostenlose Bücher