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Der Untergang der Shaido

Der Untergang der Shaido

Titel: Der Untergang der Shaido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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sie auch als Waffen hergestellt hatte. Nicht gerade die glücklichste Wahl, um sie in einen Raum zu hängen, der zum Lesen oder für Unterhaltungen oder einfach das stumme Genießen von Stille gedacht war.
    Aber Loials Blicke glitten an seiner Mutter und dem Ältesten Haman vorbei zu dem anderen Kamin, an dem Erith ihre Röcke trocknete. Sie war klein und erschien beinahe zerbrechlich. Ihr Mund war gerade, die Nase kurz und wohlgerundet, ihre Augen wiesen exakt die Farbe der reifen Samenkapsel eines Silberglöckchens auf. Kurz gesagt: Sie war wunderschön! Und diese Ohren, die aus dem schimmernden schwarzen Haar ragten, das auf ihren Rücken herunterströmte… Geschwungen und drall, mit feinen Haarbüscheln versehen, die so weich wie Gänseblumensamen aussahen, waren sie die schönsten Ohren, die er je gesehen hatte. Nicht, dass er so vulgär wäre, das laut auszusprechen. Sie lächelte ihn an, ein sehr geheimnisvolles Lächeln, und seine Ohren zitterten vor Verlegenheit. Sicherlich konnte sie nicht wissen, was er gedacht hatte. Oder doch? Rand behauptete, dass Frauen das manchmal konnten, aber da ging es um Menschenfrauen.
    »So, da bist du ja«, sagte seine Mutter und stemmte die Fäuste in die Hüften. Sie lächelte nicht. Ihre Brauen waren nach unten gezogen, ihr Kiefer nach vorn geschoben. Wenn das ihre bessere Laune war, hätte sie genauso gut klatschnass gewesen sein können. »Ich muss schon sagen, du hast uns eine schöne Verfolgungsjagd geliefert, aber jetzt habe ich dich erwischt, und ich habe nicht vor, dich wieder… Was ist das da auf deiner Lippe? Und deinem Kinn? Nun, das kannst du sofort wieder abrasieren. Und schneide mir keine Grimassen, Sohn Loial!«
    Er tastete unbehaglich nach den Haaren über seiner Oberl ippe und bemühte sich, seine Stirn zu glätten - wenn deine Mutter dich als Sohn bezeichnete, dann war sie nicht zu Scherzen aufgelegt - aber es fiel schwer. Er wollte den Bart. Möglicherweise hielten das ja viele für albern, so jung wie er war, trotzdem…
    »Eine schöne Verfolgungsjagd, in der Tat«, sagte der Älteste Haman trocken und hängte die Axt wieder an die Wand. Er hatte einen langen weißen Schnurrbart, der über sein Kinn hinausreichte, und auch einen langen schmalen Kinnbart, der bis zu seiner Brust reichte. Sicher, er war über dreihundert Jahre alt, aber es erschien trotzdem ungerecht.
    »Eine sehr schöne Verfolgungsjagd. Zuerst sind wir nach Cairhien gegangen, da wir gehört hatten, du wärst dort, aber du warst schon wieder fort. Nach einem Aufenthalt im Stedding Tsofu begaben wir uns nach Caemlyn, wo uns der junge alʹThor darüber informierte, dass du bei den Zwei Flüssen bist, und uns dort hinbrachte. Aber du warst wieder weg. Nach Caemlyn, wie es den Anschein hatte!« Seine Brauen hoben sich beinahe bis zu seinem Haaransatz. »Ich hatte fast schon den Eindruck, Fangen zu spielen.«
    »Die Menschen von Emondsfelde haben uns gesagt, wie heldenhaft du gewesen bist«, sagte Erith. Ihre hohe Stimme klang wie Musik. Sie hielt die Röcke mit beiden Händen, ihre Ohren wackelten vor Aufregung, sie schien kurz davor, auf und ab zu springen. »Sie haben uns alles darüber erzählt, wie du gegen die Trollocs und Myrddraal gekämpft hast, und wie du dich ganz allein zwischen sie gedrängt hast, um das Manetheren-Wegetor zu versiegeln, damit keine mehr von ihnen kommen konnten.«
    »Ich war nicht allein«, protestierte Loial. Er hatte das Gefühl, seine Ohren würden sich gleich von seinem Kopf lösen, so sehr zuckten sie vor Verlegenheit. »Gaul war dabei. Wir haben es zusammen getan. Ohne Gaul hätte ich das Wegetor niemals erreicht.«
    Seine Mutter schnaubte. Ihre Ohren waren starr vor Abscheu. »Dummheit. In Schlachten zu kämpfen. Dich in Gefahr zu begeben. Zu spielen. Das alles. Reine Dummheit, und damit ist jetzt Schluss.«
    Der Älteste räusperte sich, seine Ohren zuckten gereizt, und er verschränkte die Hände hinter dem Rücken. Er mochte es nicht, unterbrochen zu werden. »Also sind wir nach Caemlyn zurückgekehrt, aber du warst schon weg, und dann wieder nach Cairhien, nur um entdecken zu müssen, dass du bereits wieder weg warst.«
    »Und in Cairhien hast du dich erneut in Gefahr gebracht«, mischte sich seine Mutter ein und drohte ihm mit dem Fing er. »Hast du keinen Funken Verstand in deinem Kopf?«
    »Die Aiel sagen, du bist bei den Quellen von Dumai sehr tapfer gewesen«, murmelte Erith und blickte ihn durch die langen Wimpern an. Er schluckte mühsam. Ihr

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