Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Untergang der Shaido

Der Untergang der Shaido

Titel: Der Untergang der Shaido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
Vom Netzwerk:
Glück?«, fragte sie. »Es muss Pech sein. Es sei denn, die Tauben hier sind anders?« Nynaeve warf ihr einen unwirschen Blick zu, sagte aber kein Wort. Seit Lans Verschwinden am Vortag war sie sehr still gewesen, ein Thema, zu dem sie erst recht eisern schwieg.
    »Einige dieser Leute werden verhungern«, sagte Min traurig. Der Bund zitterte vor Trauer. »Bei jedem Einzelnen von ihnen kann ich etwas sehen.«
    Wie kann ich mich verstecken! Lews Therin lachte. Ich bin ein Taʹveren!
    Du bist tot!, dachte Rand scharf. Menschen vor ihm würden verhungern, und er lachte? Natürlich würde man nichts machen können, nicht, wenn Min es sagte, aber zu lachen war eine andere Sache. Ich bin Taʹveren. Ich!
    Was geschah noch in Tear wegen seiner Anwesenheit? Sein Wirken als Taʹveren zeigte nicht immer eine Wirkung, aber wenn es das tat, konnte das Resultat eine ganze Stadt betreffen. Es war besser, das zu erledigen, weswegen er hergekommen war, bevor die falschen Leute herausfanden, was Dinge wie miteinander kollidierende Tauben zu bedeuten hatten. Wenn die Verlorenen Trolloc-Heere gegen ihn losschickten, konnte man davon ausgehen, dass Schattenfreunde jede Gelegenheit ergriffen, ihm einen Pfeil in den Leib zu jagen. Sich wenig Mühe zu geben, sich zu verbergen, war nicht das Gleiche, als sich gar keine Mühe zu geben.
    »Ihr hättet genauso gut das Banner des Lichts und eine taus end Mann starke Ehrengarde mitbringen können statt nur sechs Leute«, murmelte Cadsuane trocken und warf einen Blick auf die Töchter, die so taten, als hätten sie nichts mit Rands Gruppe zu tun, während sie einen großen Kreis um ihn bildeten, die Shoufa um die Köpfe geschlungen, die Schleier auf der Brust. Zwei waren Shaido, die immer wild blickten, wenn sie ihn ansahen. Die Speere der Töchter steckten hinter den Riemen ihrer Bogenfutterale auf dem Rücken, aber auch nur, weil Rand angedroht hatte, sie zurückzulassen und andere mitzunehmen. Nandera hatte auf zumindest einigen Töchtern beharrt und ihn mit Augen so hart wie Smaragde angesehen. Er hatte nicht einmal daran gedacht, sich zu weigern. Als das einzige Kind einer Tochter, das die Töchter je kennengelernt hatten, hatte er Verpflichtungen zu erfüllen.
    Er nahm Taiʹdaishars Zügel, und plötzlich kam ein großer Wagen voller Maschinen zischend und klappernd in Sicht, breite, eisenbeschlagene Räder schlugen Funken auf dem grauen Kopfsteinpflaster, während er so schnell wie ein Mann im Dauerlauf auf der Straße fuhr. Die Maschinen schwitzten Dampf; ein schwerer Holzschaft fuhr auf und nieder und bewegte einen weiteren, vertikalen Schaft; grauer Holzrauch quoll aus einem Eisenschornstein, aber vorn war kein Pferd zu sehen, sondern nur eine seltsame Ruderpinne, die die Räder lenkte. Einer der drei Männer, die auf dem Wagen standen, zog an einer langen Schnur, und aus einer Röhre auf einem gewaltigen Eisenzylinder entwich mit einem schrillen Pfeifen Dampf. Die Zuschauer sahen ehrfürchtig zu oder bedeckten sich die Ohren, aber das Gespann des Kaufmanns mit dem Gabelbart hatte daran kein Interesse. Die Pferde wieherten schrill, dann gingen sie durch, ließ en Leute auseinanderspritzen und schleuderten beinahe den Passagier heraus. Flüche folgten ihnen, und mehrere blökende Maultiere galoppierten mit ihren Karren los, während die Fahrer sich gegen die Zügel stemmten. Selbst ein paar Ochsen trotten schneller daher. Mins Erstaunen erfüllte den Bund.
    Auch Rand starrte erstaunt - während er den schwarzen Hengst mit einem Schenkeldruck kontrollierte. Taiʹdaishar war ein ausgebildetes Schlachtross und reagierte augenblicklich, auch wenn er schnaubte. Anscheinend hatte Meister Poel seinen Dampfwagen tatsächlich zum Laufen gebracht.
    »Aber wie ist das Ding nach Tear gekommen?«, fragte er laut. Als er es das letzte Mal gesehen hatte, hatte es in der Akademie von Cairhien gestanden und war alle paar Schritte stehen geblieben.
    »Man nennt das ein Dampfpferd, mein Lord«, sagte ein barfüßiger Straßenjunge mit schmutzigem Gesicht und zerlumptem Hemd, der auf und ab hüpfte. Selbst die Schärpe, die seine weiten Hosen hielt, schien aus fast so vielen Löchern wie Stoff zu bestehen. »Ich habe es neunmal gesehen! Cam da vorn hat ihn bloß siebenmal gesehen!«
    »Ein Dampfwagen, Doni«, warf sein genauso zerlumpter Gefährte ein. »Ein Dämpfungen.« Keiner von ihnen konnte älter als zehn sein, und sie waren eher hager als dürr. Ihre schlammverdreckten Füße, zerrissenen Hemden und

Weitere Kostenlose Bücher