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Der Untergang der Shaido

Der Untergang der Shaido

Titel: Der Untergang der Shaido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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löcherigen Hosen bedeuteten, dass sie von außerhalb der Mauern kamen, wo die ärmsten Leute lebten. Rand hatte einige Gesetze Tears geändert, vor allem jene, die besonders die Armen schwer knechteten, aber er hatte nicht alles verändern können. Er hatte nicht einmal gewusst, wo er überhaupt anfangen sollte. Lews Therin fing an, sich über Steuern und Geld, das Arbeitsplätze schaffte, auszulassen, aber er hätte genauso gut Worte aufs Geratewohl von sich geben können, so viel Sinn ergaben sie. Rand dämpfte die Stimme, bis sie bloß ein Summen war, eine Fliege in der anderen Zimmerhälfte.
    »Vier von ihnen zusammengebunden, einer hinter dem anderen, haben hundert Wagen den ganzen Weg von Cairhien hergezogen«, fuhr Doni fort und ignorierte den anderen Jungen. »Sie haben fast hundert Meilen am Tag zurückgelegt, mein Lord. Hundert Meilen!«
    Com seufzte schwer. »Es waren sechs von ihnen, Doni, und sie haben nur fünfzig Wagen gezogen, aber sie haben jeden Tag mehr als hundert Meilen zurückgelegt. Manchmal hundertzwanzig Meilen, habe ich gehört, und das hat einer der Dampfmänner gesagt.« Doni drehte sich um und starrte ihn finster an, sie ballten die Fäuste.
    »Es ist auf jeden Fall eine erstaunliche Leistung«, sagte Rand schnell, bevor sie sich zu prügeln anfingen. »Hier.«
    Er griff in die Manteltasche, zog zwei Münzen heraus und warf jedem der Jungen eine zu, ohne auf ihren Wert zu achten. Gold funkelte in der Luft, bevor die Jungen begierig nach den Münzen griffen. Sie tauschten überraschte Blicke aus, dann rannten sie so schnell sie konnten durch das Tor, ohne jeden Zweifel von der Furcht erfüllt, dass er die Münzen zurückverlangen würde. Von so viel Gold konnten ihre Familien monatelang leben.
    Min sah ihnen mit einer Trauer nach, die im Bund noch nachhallte, nachdem sie den Kopf geschüttelt und ihre Miene wieder unter Kontrolle gebracht hatte. Was hatte sie gesehen? Vermutlich den Tod. Rand verspürte Wut, aber keine Trauer. Wie viele Zehntausende würden sterben, bevor die Letzte Schlacht vorbei war? Wie viele würden Kinder sein? In ihm war kein Platz für Trauer mehr übrig.
    »Sehr großzügig«, sagte Nynaeve mit angespannter Stimme, »aber wollen wir hier den ganzen Tag lang herumstehen?« Der Dampfwagen verschwand schnell aus der Sicht, aber ihre kräftige braune Stute schnaubte noch immer nervös und warf den Kopf hoch, und sie hatte Schwierigkeiten mit dem Tier, so friedlich seine Natur auch sonst war. Sie war bei weitem keine so gute Reiterin, wie sie dachte. Was das anging, Mins Reittier, eine graue Stute aus Algarins Ställ en, tänzelte so sehr, dass nur Mins fester Griff an den Zügeln sie vom Durchgehen abhielt, und Alivias Rotschimmel wollte tänzeln, aber die ehemalige Damane kontrollierte das Tier so leicht wie Cadsuane ihren Braunen. Manchmal zeigte Alivia überraschende Talente. Von Damane wurde erwartet, dass sie gut reiten konnten.
    Auf dem Weg in die Stadt warf Rand dem verschwindend en Dampfwagen einen letzten Blick hinterher. Bemerkenswert traf es nicht einmal annähernd. Einhundert Wagen oder nur fünfzig - nur! -, unglaublich kam dem schon näher. Würden Kaufleute anfangen, diese Dinger statt Pferden zu benutzen? Das erschien unwahrscheinlich. Kaufleute waren konservativ, nicht dafür bekannt, sich auf neue Methoden zu stürzen. Aus irgendeinem Grund fing Lews Therin wieder an zu lachen.
    Tear war nicht so wunderschön wie Caemlyn oder Tar Valon, und nur wenige seiner Straßen konnte man als breit bezeichnen, aber es war groß und weitläufig, eine der großen Städte der Welt, und wie die meisten großen Städte stellte es ein Durcheinander dar, das zufällig gewachsen war. In den verworrenen Straßen standen schindelgedeckte Gasthäuser und schiefergedeckte Ställe, deren Dachkanten scharfe Winkel aufwiesen, neben Palästen mit weißen Kuppeln und hohen, von Baikonen gesäumten Türmen, die oft spitz zuliefen, und die hohen Kuppeln und Türme funkelten im Licht der Morgensonne. Schmieden und Messerschmieden, Näherinnen und Metzger, Fischhändler und Teppichläden drängten sich an Marmorgebäude mit hohen Bronzetoren hinter massiven weißen Säulen, Gildenhallen und Banken und Kaufmannsbörsen.
    Zu dieser Stunde lagen die Straßen noch in tiefe Schatten gehüllt, dennoch wimmelten sie mit jener sprichwörtlichen südlichen Geschäftigkeit. Sänften suchten sich ihren Weg fast genauso schnell durch die Menge wie die spielenden Kinder, während Kutschen mit

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