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Der Untergang der Shaido

Der Untergang der Shaido

Titel: Der Untergang der Shaido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Leute hatten den Akzent von Saldaea oder Kandor, Arafel oder Schienarer selbst den von Saldaea -, aber sie hörte sich überhaupt nicht wie eine Grenzländerin an. Außerdem konnte er sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal von einer Malkieri gehört hatte, die zur Weißen Burg ging. Die Burg hatte Malkier in seiner Not im Stich gelassen, und die Malkieri hatten der Burg den Rücken zugewandt. Trotzdem stand er schnell auf. Bei Aes Sedai war es immer klug, höflich zu sein. In ihren dunklen Augen lag Temperament. Ja, Höflichkeit war klug.
    »Wie darf ich Euch helfen, Aes Sedai? Soll ich für Euch mit meinen Tauben eine Botschaft schicken? Es wäre mir ein Vergnügen.« Es war auch klug, Aes Sedai jeden Gefallen zu erweisen, um den sie baten, und eine Taube war ein kleiner Gefallen.
    »Eine Botschaft an jeden Kaufmann, mit dem Ihr korresp ondiert. Tarmon Gaiʹdon kommt bald.«
    Er zuckte unbehaglich mit den Schultern. »Damit habe ich nichts zu tun, Aes Sedai. Ich bin Kaufmann.« Sie bat um viele gute Tauben. Er korrespondierte bis nach Schienar.
    »Aber ich werde Eure Botschaft weiterleiten.« Das würde er auch, ganz egal, wie viele Vögel er brauchte. Nur Narren hielten Versprechen bei Aes Sedai nicht ein. Außerdem wollte er sie und ihr Gerede über Tarmon Gaiʹdon loswerden.
    »Erkennt Ihr das?«, fragte sie und zog eine Lederschnur aus dem Halsausschnitt.
    Ihm stockte der Atem, und er streckte die Hand aus, fuhr mit dem Finger über den schweren Goldsiegelring an der Schnur. Über den fliegenden Kranich. Wie war sie daran gekommen? Beim Licht, wie nur? »Ich erkenne ihn«, sagte er mit plötzlich heiserer Stimme.
    »Mein Name ist Nynaeve ti alʹMeara Mandragoran. Ich will folgende Botschaft verschickt haben. Mein Ehemann reitet von Weltende auf den Tarninpass zu, auf Tarmon Gaiʹdon zu. Wird er allein reiten?«
    Er zitterte. Er wusste nicht, ob er lachte oder weinte. Verm utlich beides. Sie war seine Frau? »Ich werde Eure Botschaft schicken, meine Lady, aber das hat nichts mit mir zu tun. Ich bin Kaufmann. Malkier ist tot. Tot, sage ich Euch.«
    Das Feuer in ihrem Blick schien noch heißer zu werden, und sie griff mit einer Hand nach ihrem langen, dicken Zopf.
    »Lan hat mir einst gesagt, dass Malkier lebt, solange ein Mann mit seinem Hadori den Schwur erfüllt, dass er gegen den Schatten kämpft, solange eine Frau mit ihrem Kiʹsain den Schwur erfüllt, dass sie ihre Söhne ausschickt, um gegen den Schatten zu kämpfen. Ich trage den Kiʹsain, Meister Aldragoran. Mein Ehemann trägt den Hadori. Ihr auch. Wird Lan Mandragoran allein in die Letzte Schlacht reiten?«
    Er lachte, er schüttelte sich vor Lachen aus. Er konnte fühl en, wie ihm die Tränen die Wangen hinunterliefen. Es war Wahnsinn! Völliger Wahnsinn! Aber er konnte nichts dagegen tun. »Das wird er nicht, meine Lady. Ich kann natürlich nicht für andere sprechen, aber ich schwöre Euch beim Licht und bei meiner Hoffnung auf Wiedergeburt und Errettung, dass er nicht allein reiten wird.« Sie studierte einen Augenblick lang sein Gesicht, dann nickte sie nachdrücklich und wandte sich ab. Er griff nach ihr. »Darf ich Euch Wein anbiet en, meine Lady? Meine Frau wird Euch kennenlernen wollen.« Alida war Saldaeanerin, aber sie würde auf jeden Fall die Frau des Ungekrönten Königs kennenlernen wollen.
    »Vielen Dank, Meister Aldragoran, aber ich muss heute noch einige Städte besuchen, und ich muss heute Abend wieder in Tear sein.«
    Er blinzelte ihr hinterher, als sie zur Tür rauschte. Sie musste heute noch mehrere Städte besuchen, und sie musste heute Abend wieder in Tear sein? Aes Sedai konnten Wunder wirken!
    In dem Gemeinschaftsraum herrschte Stille. Sie hatten nicht leise gesprochen, und selbst das Mädchen hatte aufgehört, ihre Zimbel zu spielen. Jeder starrte ihn an. Den meisten Ausländern stand der Mund offen.
    »Nun, Managan, Gorenellin«, sagte er, »wisst ihr noch, wer ihr seid? Erinnert ihr euch an euer Blut? Wer reitet mit mir zum Tarwinpass?«
    Einen Augenblick lang glaubte er, dass keiner der Männer sprechen würde, aber dann sprang Gorenellin mit Tränen in den Augen auf die Füße. »Der Goldene Kranich fliegt für Tarmon Gaiʹdon«, sagte er leise.
    »Der Goldene Kranich fliegt für Tarmon Gaiʹdon!«, rief Managan und sprang so schnell auf, dass er seinen Stuhl umkippte.
    Lachend fiel Aldragoran ein, sie alle drei schrien aus voll em Halse. »Der Goldene Kranich fliegt für Tarmon Gaiʹdon!«

KAPITEL 4
 
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