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Der Untergang der Shaido

Der Untergang der Shaido

Titel: Der Untergang der Shaido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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auslöschte. Ist das der echte Lews Therin, dessen wiedergeborener Nachfolger er angeblich ist, oder ist diese Stimme nur das erste Anzeichen beginnenden Wahnsinns, einst das übliche Schicksal aller Männer, die die Macht lenkten? Rand weiß es nicht. Genauso wenig wie er weiß, warum der Gebrauch der Einen Macht ihm allein noch immer körperliche Schmerzen und Übelkeit bringt. Noch kann er das alles vor seinen Gefährten und Verbündeten verbergen. Aber es fällt zusehends schwerer.
    Wenn er sich wenigstens auf sie verlassen könnte. Doch jeder scheint sein eigenes Spiel zu spielen. Ob es nun Mazrim Taim ist, der in seinem Namen die Schwarze Burg anführt und der Rands Autorität noch nie richtig anerkannt hat. Oder Logain, der einst als Falscher Drache ein Heer anführte und nun im Rang eines einfachen Ashaʹman steht.
    Und da ist vor allem die undurchsichtige Aes Sedai Cads uane Melaidhrin, die nun offiziell als seine Beraterin dient. Die fast dreihundert Jahre alte Schwester der Grünen Ajah, deren Alterungsprozess wie bei allen Machtlenkerinnen außerordentlich verlangsamt ist, hat zeit ihres Lebens im Hintergrund gewirkt und ist unter ihresgleichen sowohl berühmt wie berüchtigt, gefürchtet und respektiert. Sie ist aus dem Ruhestand gekommen, um sich Rand alʹThor anzuschließen; sie hat sich ihm aufgedrängt und ihn unterstützt. Aber ihre eigentlichen Motive sind unklar.
    Rand misstraut ihr, wie er mittlerweile nahezu allen Mens chen in seiner Umgebung misstraut. Jedoch bleibt ihm keine andere Wahl, als ihre Hilfe anzunehmen, wenn er die Welt retten will. Und er ahnt, dass sich die ruhige Zeit in seinem Versteck dem Ende nähert…
    Das Rad dreht sich, und die Letzte Schlacht rückt immer näher. Die Heere sammeln sich, und der Wiedergeborene Drache muss kämpfen, wenn die Welt kein zweites Mal untergehen soll.

KAPITEL 1
 
Neuigkeiten für den Drachen
    Loial, es reicht«, sagte Rand alʹThor energisch und stopfte mit dem Daumen Tabak aus dem Ziegeniederbeutel in die kurzstielige Pfeife. Es war eine Mischung aus Tear, mit einem leicht öligen Beigeschmack, aber etwas anderes gab es nicht. Über ihren Köpfen grollte Gewitterdonner, langsam und schwerfällig. »Ich werde noch heiser bei all diesen Fragen.«
    Sie saßen an einem langen Tisch in einem der größeren Räume von Lord Algarins Herrenhaus; die Reste des Mittagessens hatte man an das eine Ende geschoben. Die Diener waren größtenteils alt und bewegten sich langsamer denn je, seit Algarin zur Schwarzen Burg aufgebrochen war. Der draußen fallende Regen schien nachzulassen, aber heftige Windböen trieben Tropfen noch immer hart genug gegen die Fenster, um das Glas in den sechs gelb lackierten Rahmen klirren zu lassen. Viele der Scheiben wiesen Blasen auf; einige verzerrten alles, was draußen war, bis zur Unkenntlichkeit. Tisch und Stühle waren schlicht, kaum kunstfertiger als in vielen Bauernhäusern, und die gelben Simse unter der hohen, mit Balken gestützten Decke waren kaum aufwändiger gestaltet. Die Kamine an beiden Enden des Raumes waren breit und hoch, aber aus einfachen Steinen gefertigt, Kaminbock und Schürhaken bestanden aus einfachem Eisen. Auch wenn er ein Lord war, war Algarin doch alles andere als reich.
    Rand schob den Tabaksbeutel in die Tasche, schlenderte zu einem Kamin und nahm eine kleine Messingzange vom Sims, um damit einen brennenden Eichenspan an seine Pfeife zu halten, um sie zu entzünden. Er hoffte, dass das niemand seltsam fand. Er vermied es, die Macht zu lenken, solange es nicht unbedingt nötig war, vor allem, wenn andere zugegen waren - die Gleichgewichtsstörungen, die ihn überfielen, wenn er es tat, waren nur schwer zu verbergen -, aber bis jetzt hatte niemand eine Bemerkung gemacht. Ein Windstoß rief ein Knirschen hervor, als hätten Äste über das Fenster geschabt. Einbildung. Die nächsten Bäume standen jenseits der Felder, mehr als eine halbe Meile weit weg.
    Loial hatte einen mit Ranken verzierten Stuhl aus den Ogier-Gemächern nach unten gebracht, der seine Knie auf Höhe der Tischkante brachte, sodass er sich nach vorn beugen musste, um in das Notizbuch mit dem Ledereinband schreiben zu können. Für ihn war es ein kleiner Band, klein genug, um in eine der Taschen seines voluminösen Mantels zu passen, aber es war immer noch so groß wie die meisten menschlichen Bücher, die Rand gesehen hatte. Loials Oberlippe und eine Stelle unterhalb des Kinns waren mit feinem Haar bewachsen; er versuchte sich

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