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Der Untergang der Shaido

Der Untergang der Shaido

Titel: Der Untergang der Shaido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Schmerz willkommen zu heißen. »Der Saal führte Shein und die Burg. Aber er handhabte vieles sehr schlecht, vor allem, weil jede Ajah ihre eigenen Ziele hatte und es keine Hand gab, die sie auf ein Ziel für die Burg hinlenkte. Sheins Amtszeit zeichnete sich durch Kriege auf der ganzen Welt aus. Schließlich waren die Schwestern selbst die Fehler des Saals leid. In einer der sechs Meutereien in der Geschichte der Burg wurden Shein und der Saal gestürzt. Ich weiß, dass sie angeblich eines natürlichen Todes in der Burg starb, aber in Wirklichkeit wurde sie einundfünfzig Jahre später im Exil in ihrem Bett erstickt, nachdem man eine Verschwörung entdeckte, sie wieder auf den Amyrlin-Sitz zu setzen.«
    »Meutereien?«, sagte Bennae ungläubig. »Sechs Meuter eien? Ins Exil geschickt und erstickt?«
    »Es steht alles in der geheimen Chronik im Dreizehnten Depositorium. Obwohl ich Euch das wohl nicht hätte erzählen dürfen.« Egwene nahm einen Schluck Tee und verzog das Gesicht. Er war fast faul. Kein Wunder, dass Bennae ihren nicht angerührt hatte.
    »Geheime Chroniken? Ein Dreizehntes Depositorium? Falls es so etwas geben sollte, und ich glaube, davon wüsste ich, warum hättet Ihr mir das nicht erzählen dürfen?«
    »Weil dem Gesetz zufolge nur die Amyrlin, die Behüterin und die Sitzenden von der Existenz der geheimen Chroniken wie auch von ihrem Inhalt wissen dürfen. Sie und die Bibliothekare, die die Unterlagen führen. Selbst das Gesetz ist Teil des Dreizehnten Depositoriums, also hätte ich Euch das wohl auch nicht sagen dürfen. Aber wenn Ihr irgendwie dazu Zugang finden solltet oder jemanden fragt, der Bescheid weiß und es Euch erzählt, dann werdet Ihr sehen, dass ich Recht habe. In der Geschichte der Burg haben sich die Schwestern sechsmal erhoben, wenn die Amyrlin auf gefährliche Weise zersetzend oder erschreckend inkompetent war und der Saal dagegen nichts unternommen hat.« So. Sie hätte die Saat nicht mit einer Schaufel tiefer pflanzen können. Oder sie mit einem Hammer einhämmern können.
    Bennae starrte sie einen langen Augenblick an, dann hob sie die Tasse an die Lippen. Sie spuckte, sobald der Tee ihre Zunge berührt hatte, und fing an, die Flecken auf ihrem Kleid mit einem zarten Spitzentaschentuch abzutupfen.
    »Der Große Winterkrieg«, sagte sie heiser, nachdem sie die Tasse neben dem Stuhl auf dem Boden abgestellt hatte, »begann Ende sechshunderteinundsiebzig…« Sie erwähnte weder geheime Chroniken noch Meutereien erneut, aber das war auch gar nicht nötig. Mehr als einmal in ihrer Lektion verlor sie den Faden, starrte an Egwene vorbei ins Leere, und Egwene hatte nicht den geringsten Zweifel, worüber sie nachdachte.
    Später an diesem Tag sagte Lirene Doirellin: »Ja, da hat Elaida einen entscheidenden Fehler gemacht«, und marschierte vor dem Kamin ihres Wohnzimmers auf und ab. Die cairhienische Schwester war nur ein Stück kleiner als Egwene, aber ihr gehetzter Blick erweckte den Eindruck eines gejagten Tieres, ein Spatz, der Angst vor Katzen hatte und fest davon überzeugt war, dass es in der Nähe viele Katzen gab. Ihre dunk elgrünen Röcke wiesen vier diskrete rote Schlitze auf, obwohl sie einst eine Sitzende gewesen war. »Ihre Proklamation, und dann ihr Versuch, ihn entführen zu lassen, man hätte den jungen alʹThor kaum erfolgreicher dazu bringen können, sich so weit von der Burg fernzuhalten, wie er nur kann. Oh, sie hat Fehler gemacht, das hat Elaida.«
    Egwene wollte nach Rand und der Entführung fragen - eine Entführung? -, aber Lirene gab ihr keine Gelegenheit, während sie weiter Elaidas viele Fehler aufzählte und dabei unablässig auf und ab ging, wobei ihre Blicke umherhuschten und sie unbewusst die Hände rang. Egwene war sich nicht sicher, ob man diese Unterrichtsstunde als Erfolg bezeichnen konnte, aber immerhin war es kein Reinfall gewesen. Und sie hatte etwas erfahren.
    Natürlich verliefen nicht alle ihre Vorstöße so gut.
    »Das hier ist keine Diskussion«, sagte Pritalle Nerbaijan. Ihr Ton war völlig ruhig, aber in ihren schräg stehenden grünen Augen lag ein wildes Funkeln. Ihre Gemächer sahen eher wie die einer Grünen als einer Gelben aus; an den Wänden hingen mehrere blanke Schwerter und ein seidener Wandbehang, auf dem Männer gegen Trollocs kämpften. Sie schloss die Finger um den Dolchgriff in ihrem gewebten Silbergürtel. Es handelte sich nicht um ein schlichtes Gürtelmesser; die Dolchklinge war fast einen Fuß lang, und ein Smaragd

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