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Der Untergang der Shaido

Der Untergang der Shaido

Titel: Der Untergang der Shaido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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krönte den Knauf. Warum sie eingewilligt hatte, Egwene Unterricht zu geben, blieb ein Geheimnis, wo sie das Unterrichten doch so verabscheute. Vielleicht, weil es sich um Egwene handelte. »Ihr seid hier für eine Lektion in den Grenzen der Macht. Eine grundsätzliche Lektion, wie sie für eine Novizin passend ist.«
    Egwene wollte auf dem dreibeinigen Hocker herumruts chen, den ihr Pritalle als Sitzgelegenheit gegeben hatte, aber stattdessen konzentrierte sie sich auf das Brennen, um es willkommen zu heißen. An diesem Tag hatte sie Silviana bereits drei Besuche abgestattet, und sie konnte einen vierten herannahen fühlen, dabei dauerte es noch eine Stunde bis zum Mittagessen. »Ich habe lediglich gesagt, wenn Shemerin von einer Aes Sedai zur Aufgenommenen degradiert werden konnte, dann hat Elaidas Macht keine Grenzen. Wenigstens glaubt sie das. Aber wenn Ihr das so akzeptiert, dann hat sie es wirklich nicht.«
    Pritalles Griff um den Dolch wurde so fest, dass sich die Knöchel weiß verfärbten, aber sie schien es nicht zu bemerken. »Da Ihr es besser zu wissen vermeint als ich«, sagte sie kühl, »dürft Ihr Silviana besuchen, wenn wir hier fertig sind.« Vielleicht ein Teilerfolg. Egwene glaubte nicht, dass Pritalles Zorn auf sie gerichtet war.
    »Ich erwarte von Euch anständiges Benehmen«, sagte Serancha Colvine an einem anderen Tag zu ihr. Das Wort, um die Graue zu beschreiben, lautete »verkniffen«. Ein verkniffener Mund und eine verkniffene Nase, die ständig irgendeinen Gestank zu riechen schien. Selbst ihre hellblauen Augen schienen vor Missbilligung verkniffen zu sein. Sonst hätte man sie als durchaus hübsch bezeichnen können. »Habt Ihr verstanden?«
    »Ich verstehe«, sagte Egwene und setzte sich auf den Hocker, der vor Seranchas hochlehnigen Stuhl gestellt worden war. Der Morgen war kühl, im Steinkamin brannte ein kleines Feuer. Trink den Schmerz. Heiße den Schmerz willkommen.
    »Eine falsche Antwort«, sagte Serancha. »Die richtige Antwort wären ein Knicks und ein ›Ich verstehe, Serancha Sedai‹ gewesen. Ich habe vor, eine Liste Eurer Fehler zu machen, die Ihr dann zu Silviana tragt, sobald wir fertig sind. Habt Ihr verstanden, Kind?«
    »Ich verstehe«, sagte Egwene ohne aufzustehen. Aes-Sedai-Gelassenheit oder nicht, Seranchas Gesicht lief knallrot an. Am Ende umfasste ihre Liste vier eng beschriebene Seiten. Sie verbrachte mehr Zeit mit Schreiben als mit dem Unterricht! Kein Erfolg.
    Und dann war da Adelorna Bastine. Die Grüne aus Saldaea schaffte es, erhaben zu wirken, obwohl sie gertenschlank und nicht größer als Egwene war, und sie hatte eine majestätis ehe, befehlsgewohnte Art, die einschüchternd hätte sein können, hätte Egwene das zugelassen. »Wie ich höre, macht Ihr Ärger«, sagte sie und nahm eine mit Elfenbein verstärkte Bürste von einem kleinen Intarsientisch neben ihrem Stuhl.
    »Wenn Ihr bei mir Ärger machen wollt, werdet Ihr lernen, dass ich hiermit umgehen kann.«
    Egwene lernte es, ohne sich anstrengen zu müssen. Dreimal hing sie über Adelornas Schoß, und die Frau wusste in der Tat, was man mit einer Haarbürste noch tun konnte, außer sich das Haar zu bürsten. Das ließ eine Unterrichtsstunde zu zweien werden.
    »Darf ich jetzt gehen?«, fragte Egwene schließlich und trocknete sich so gut sie konnte die Wangen mit einem Taschentuch, das bereits feucht war. Atme den Schmerz ein. Nimm das Feuer in dich auf. »Ich soll Wasser für die Roten noch oben bringen, und ich möchte nicht zu spät kommen.«
    Adelorna sah ihre Bürste stirnrunzelnd an, bevor sie sie wieder auf dem Tisch ablegte, den Egwene zweimal mit ihren strampelnden Beinen umgeworfen hatte. Dann betrachtete sie Egwene stirnrunzelnd, musterte sie, als würde sie versuchen, ihr in den Kopf zu sehen. »Ich wünschte, Cadsuane wäre in der Burg«, murmelte sie. »Ich glaube, sie würde Euch als Herausforderung betrachten.« In ihrer Stimme schien ein Hauch von Respekt zu liegen.
    Dieser Tag stellte auf gewisse Weise einen Wendepunkt dar. Zum einen entschied Silviana, dass Egwene zweimal täglich Geheilt werden sollte.
    »Ihr scheint es darauf anzulegen, geschlagen zu werden, Kind. Das ist die pure Sturheit, und ich werde das nicht dulden. Ihr werdet Euch der Realität stellen. Bei Eurem nächsten Besuch werden wir herausfinden, wie Euch der Riemen gefällt.« Die Oberin faltete Egwenes Unterhemd auf ihrem Rücken zurecht, dann hielt sie inne. »Lächelt Ihr etwa? Habe ich etwas Witziges

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