Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Untergang

Der Untergang

Titel: Der Untergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
getäuscht werden will.« Er lächelte flüchtig. »Ich dachte, dass Ihr das am besten wisst.«
»Humbug«, sagte Laurus wieder. »Ihr habt völlig Recht, Andreas. Ich weiß, wie leicht man getäuscht
werden kann.
Und eben darum ist es nicht leicht, mich zu täuschen.
Jedenfalls nicht so. Also, verkauft mich nicht für dumm!«
»Also gut, ich gebe es zu«, sagte Andrej und wand sich vor gespielter Zerknirschung. »Ihr habt uns
durchschaut, Laurus.
Abu Dun und ich sind wirkliche Zauberer.« Er schmunzelte.
»Das ist nicht komisch«, sagte Elena.
Andrejs Lächeln erlosch. »Das soll es auch nicht sein«, sagte er. »Was wollt Ihr jetzt von mir hören,
Laurus? Die Wahrheit, oder irgendeine Ausrede, die besser zu dem passt, was Ihr Euch selbst schon
zurechtgelegt habt? Es war ein Trick.«
»Dann verratet mir, wie er funktioniert«, verlangte Laurus.
Bevor Andrej antworten konnte, stieß Abu Dun ein leises Lachen aus. »Aber ich bitte Euch, Laurus«,
sagte er, »welcher Magier hätte je seine Tricks verraten? Was ist ein Geheimnis wert, wenn man es jedem,
der danach fragt, sogleich offenbart?«
Laurus schwieg eine geraume Weile. Sein Blick irrte unsicher zwischen Abu Dun und Andrej hin und her,
aber schließlich wandte er sich dem Nubier zu. »Ihr beiden müsst völlig verrückt sein«, sagte er. »Wenn
ihr lügt, dann, weil ihr euch wirklich einbildet, ich würde das glauben. Und wenn ihr die Wahrheit sagt,
dann noch mehr.«
»Wieso?«, fragte Abu Dun. »Könnt Ihr Euch auch nur vorstellen, was alle, die uns gerade zugesehen
haben, ihren Freunden, Verwandten und Nachbarn in der Stadt erzählen werden?«
»Ja, das kann ich nur zu gut«, sagte Laurus bitter.
»Spätestens morgen werden sie in Scharen hierher strömen«, fuhr Abu Dun fort. »Ihr könnt an Eintritt
verlangen, so viel Ihr wollt. Jeder wird jeden Preis zahlen, um den Mann zu sehen, der den Tod besiegt.«
Laurus starrte ihn fassungslos an. »Großer Gott, ich befürchte, du meinst das ernst«, murmelte er. Als er
sich zu Andrej umdrehte, wirkte er plötzlich unendlich müde. In fast flehendem Tonfall fuhr er fort:
»Vielleicht sollte ich dem Muselmanen nicht böse sein, denn anscheinend weiß er es nicht besser. Aber
von Euch, Andreas, hätte ich mehr Vernunft erwartet. Könnt Ihr auch nur erahnen, was geschieht, wenn
Schulz und dieser Handmann von dem hören, was hier heute Abend passiert ist? Oder wenn sie es gar
selbst sehen?«
Andrej schwieg und hielt Laurus’ Blick gelassen stand. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Abu Dun
gekonnt den Verdutzten spielte und mit einem Ausdruck der Überraschung die Augen aufriss. »Aber -«
»Aber«, sagte Laurus und nickte. »Gott im Himmel, wir können froh sein, wenn sie mit einer
Hundertschaft Soldaten hierher kommen und uns nur peinlich verhören, statt gleich das Lager anzuzünden
und zuzusehen, wie wir verbrennen. Ihr und Euer närrischer Freund, Andreas, Ihr habt uns …« Er rang
sichtlich um Worte, schien aber nicht imstande, seinem Entsetzen Ausdruck zu verleihen und wandte sich
abrupt um.
»Ich muss … nachdenken«, sagte er. »Grundgütiger Gott, was habt ihr nur getan?« Mit diesen Worten
stürmte er fast fluchtartig aus dem Wagen. Elena sah ihm traurig nach, blickte dann zu Andrej und schien
etwas sagen zu wollen. Doch dann beließ sie es bei einem Kopfschütteln und folgte ihrem Mann mit
hängenden Schultern.
Andrej wartete einen Moment, dann ging er zur Tür, um sich davon zu überzeugen, dass niemand vor dem
Wagen stand und sie belauschte. Schließlich drehte er sich zu Abu Dun herum und sah ihm fest ins
Gesicht.
Der riesige Nubier lehnte lässig an der Wand, die Arme vor der Brust verschränkt, ein dünnes Lächeln
umspielte seine Lippen.
»Ist dir eigentlich klar, was du getan hast?«, fragte Andrej.
Er sprach sehr leise, flüsterte fast. Er wollte schreien, wollte wütend werden, ja, er wünschte sich fast, die
Kraft zu haben, um sich auf Abu Dun zu stürzen und auf ihn einzuschlagen.
Aber in ihm war nur kaltes Entsetzen, und ein Zorn von bisher nie da gewesener Qualität, der auch nicht
weichen würde, wenn er seinen Gefühlen gewaltsam Ausdruck verlieh.
»Ich hab dich gewarnt«, sagte Abu Dun, ebenso leise und ebenso ernst. Er lächelte nicht mehr. »Aber du
hast mir ja keine andere Wahl gelassen.«
»Keine andere Wahl als was?«, fragte Andrej. »Aller Welt mein Geheimnis zu offenbaren?«
Statt einer Antwort nahm Abu Dun die Arme herunter und begann, im Wagen auf und ab zu gehen.
»Laurus hat Recht,

Weitere Kostenlose Bücher