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Der Untergang

Der Untergang

Titel: Der Untergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sind«, fuhr Andrej unbeirrt und
noch immer an den Mann im Sattel gewandt, fort. »Die Tiere dort drinnen sehen gut genährt aus, und
zumindest die, die Abu Dun und mich angegriffen haben, waren auch ziemlich kräftig.«
»Das ist doch Unsinn!«, sagte Handmann. »Du wirst diesem dahergelaufenen … Zigeuner doch nicht etwa
glauben, Schulz?!«
Der grauhaarige Mann im Sattel warf Handmann einen Blick zu, mit dem man vielleicht einen kläffenden
Köter mustern mochte und dem man nur aus dem Grund keinen Tritt versetzte, weil man es sich mit
seinem Besitzer nicht verderben wollte. Er deutete ein Achselzucken an und wandte sich wieder an
Andrej. »Dennoch ist es eine sehr … seltsame Geschichte. Dergleichen ist noch nie vorgekommen.«
»Ich habe so etwas auch noch nie erlebt«, antwortete Andrej.
»Ich verstehe nicht viel davon, aber ich bin sicher, dass die Ratten krank waren. Vielleicht hatten sie die
Tollwut oder irgend etwas Ähnliches. Aber was immer es war, es scheint seine Wirkung ziemlich schnell
zu tun. Die allermeisten Tiere waren schon tot, als Abu Dun und ich eintrafen.«
»Vielleicht hatten sie ja zuviel von deinem guten Korn gefressen«, sagte Abu Dun mit einem höhnischen
Grinsen in Handmanns Richtung. Der Müller wollte auffahren, aber Schulz brachte ihn mit einer
herrischen Geste zum Verstummen.
»Wäre es anders gewesen, hättet Ihr diese Begegnung vermutlich auch nicht überlebt«, sagte er. »Ihr seht
schlimm aus. Wir haben einen Arzt in der Stadt - Ihr solltet uns begleiten und Eure Wunden von ihm
versorgen lassen. Mit Rattenbissen ist nicht zu spaßen.«
Andrej konnte musste sich zwingen, um nicht einen Schritt zurückzutreten und hastig den Blick zu senken.
Falls Schulz oder einer der anderen zu genau hinsah, dann würde ihnen auffallen, dass seine Kleider zwar
ebenso zerrissen und Gesicht und Arme ebenso mit Blut besudelt waren wie die Abu Duns, die Haut
darunter jedoch nicht einen einzigen Kratzer aufwies. Doch offensichtlich hatte der Anblick des Nubiers
Schulz und die beiden anderen vom Wahrheitsgehalt ihrer Behauptung überzeugt. »Wir haben jemandem
im Lager, der sich um unsere Verletzungen kümmern kann«, sagte Andrej hastig. »Aber ich danke Euch
für Euer Angebot. Wo wir schon einmal dabei sind: Wie geht es Vater Flock?«
»Das solltet Ihr doch am besten wissen«, sagte Handmann gehässig, noch bevor Schulz darauf antworten
konnte.
»Seine Verletzungen sind nicht so schlimm, wie es im ersten Moment den Anschein hatte«, sagte Schulz.
»Immerhin war er noch genug bei Kräften, um mich davon zu überzeugen, dass Ihr und Eure
Zigeunerfreunde nichts mit dem heimtückischen Überfall auf ihn zu tun habt.«
»Wahrscheinlich haben sie ihn genau so verhext wie die Ratten, damit er das sagt«, geiferte Handmann.
»Das reicht!«, sagte Schulz in einem Ton, der keinen Zweifel daran ließ, dass seine Geduld nun endgültig
erschöpft war.
Andrej sah sich in seiner Einschätzung bestätigt, dass der Grauhaarige wohl nicht nur irgendein Bekannter
des Müllers war, der ihn begleitet hatte, sondern ein einflussreicher und mächtiger Mann. An Andrej
gewandt und in sachlicherem, aber keineswegs versöhnlichem Tonfall fuhr Schulz fort:
»Dennoch werden wir den Vorfall natürlich untersuchen müssen. Bisher war dies eine Gegend, in der sich
ein Mann auch unbewaffnet und allein sicher fühlen konnte und keine Angst haben musste, grundlos
überfallen oder gar umgebracht zu werden. Ich nehme an, ihr bleibt noch ein paar Tage in der Nähe von
Honsen?«
»Vielleicht eine Woche«, sagte Andrej. »Aber das habe ich nicht zu entscheiden. Das müsstet Ihr schon
Laurus fragen.«
»Laurus ist Euer Anführer?«
»Der Anführer der Sinti, ja«, bestätigte Andrej.
Schulz lächelte flüchtig, aber kalt. »Dann werde ich das tun«, sagte er. »Ich nehme an, Ihr reitet jetzt in
Euer Lager zurück. Dann richtet diesem Laurus aus, dass ich morgen Abend zu ihm kommen werde, um
mit ihm zu reden.«
Andrej nickte nur.
»Und was diese Ratten angeht«, fuhr Schulz fort, »so glaubt Ihr also, sie wären krank gewesen?«
»Krank oder von Tobsucht und Raserei befallen, ja«, sagte Abu Dun.
Schulz wandte sich im Sattel um und sah mit besorgtem Gesicht zur Mühle hoch. »Wenn das wirklich
stimmt, dann müssen wir den ganzen Wald durchsuchen, um sicher zu sein, dass keines der Tiere mehr am
Leben ist. Wenn es wirklich eine Krankheit ist, so könnten sie andere damit anstecken. Vielleicht nicht
nur Ratten.«
»Vielleicht wäre es das

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