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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Papierchen?«
    »Ja. In meinen Händen. Sie haben das Manuskript?«
    »Befindet sich in meinen. Bringen wir die Sache hinter uns.«
    »Einverstanden. Nicht hier. Am gewohnten Treffpunkt, zwei Uhr morgens.«
    »Allein. Unbewaffnet. Wenn Sie versuchen, mich von ein paar Muskelmännern überfallen zu lassen, landen sie in einem Sarg.«
    »Keine faulen Tricks, mein Wort darauf. Da wir zu zahlen bereit sind, sind keine nötig. Und auch von Ihrer Seite keine krummen Touren. Ein ehrliches Geschäft, Geld gegen Ware, wenn ich bitten darf.«
    »Genau was ich will. Ich möchte nur das Geld«, sagte Quinn. Der andere brach das Gespräch ab.
    Um 22.55   Uhr saß John F . Cormack an seinem Schreibtisch und las die handgeschriebene Rede an das amerikanische Volk noch einmal durch. Sie war in wohlgesetzten Worten des Bedauerns gehalten. Andere würden sie verlesen, in ihren Zeitungen und Magazinen abdrucken, in ihren Radio- und Fernsehsendungen bringen müssen. Nachdem er das Weiße Haus verlassen hatte. Bis Weihnachten waren es noch acht Tage. Doch in diesem Jahr würde ein anderer hier das Fest feiern. Ein guter Mann, ein Mann seines Vertrauens, Michael Odell, einundvierzigster Präsident der Vereinigten Staaten. Das Telefon klingelte. Er warf einen etwas gereizten Blick auf den Apparat. Es war sein Privat- und Geheimanschluß, dessen Nummer er nur engen und bewährten Freunden gab, die ihn zu jeder Stunde ohne Voranmeldung anrufen durften.
    »Ja?«
    »Herr Präsident?«
    »Ja.«
    »Mein Name ist Quinn. Der Unterhändler.«
    »Ach … ja, Mr.   Quinn.«
    »Ich weiß nicht, wie Sie über mich denken, Herr Präsident. Es spielt jetzt keine große Rolle. Ich habe es nicht geschafft, Ihnen Ihren Sohn zurückzubringen. Aber ich habe entdeckt, warum. Und wer ihn umgebracht hat. Bitte, Sir, hören Sie mich an, ich habe nicht viel Zeit.
    Um fünf Uhr morgen früh wird ein Motorradfahrer am Secret-Service-Posten beim öffentlichen Eingang zum Weißen Haus am Alexander Hamilton Place anhalten. Er wird einen flachen Karton abgeben, der ein Manuskript enthält. Es ist nur für Ihre Augen bestimmt. Kopien gibt es keine. Bitte, erteilen Sie Anweisung, daß es Ihnen persönlich gebracht wird, sobald es da ist. Wenn Sie es gelesen haben, werden Sie die Entscheidungen treffen, die Sie für richtig halten. Vertrauen Sie mir, Herr Präsident. Dieses letzte Mal noch. Gute Nacht, Sir.«
    Cormack starrte den summenden Hörer an. Noch immer perplex, legte er ihn auf die Gabel, hob einen anderen ab und erteilte dem Secret-Service-Beamten vom Dienst die Anweisung.
    Quinn hatte ein kleines Problem. Er kannte den »gewohnten Treffpunkt« nicht, und dies zuzugeben hätte bedeutet, daß er den Mann nicht treffen würde. Um Mitternacht fand er die Adresse, die Sam ihm genannt hatte, stellte die schwere Honda weiter unten an der Straße ab und bezog im tiefen Schatten einer Lücke zwischen zwei Häusern auf der Straßenseite gegenüber, fünfzehn Meter entfernt, seine Warteposition.
    Das Gebäude, das er beobachtete, war ein schönes, elegantes, fünf Stockwerke hohes herrschaftliches Wohnhaus am westlichen Ende der N Street, die dort an den Campus der Georgetown University stößt. Quinn schätzte, daß ein solches Haus sicher über zwei Millionen Dollar kostete.
    Daneben, auf der Höhe des Untergeschosses, waren die beiden Türen einer Doppelgarage mit Hubtoren zu sehen. In dem Haus brannten in drei Etagen Lichter. Kurz nach Mitternacht gingen sie im obersten Stock aus, wo die Hausangestellten untergebracht waren. Um ein Uhr war nur noch eine einzige Etage beleuchtet. Irgend jemand war noch wach.
    Um 1.20   Uhr erloschen die letzten Lichter über dem Erdgeschoß, in welchem andere angingen. Zehn Minuten später erschien hinter den Garagentoren ein schmaler gelber Spalt – jemand stieg in ein Auto ein. Das Licht ging aus, und ein Tor glitt hoch. Ein langer, schwarzer Cadillac erschien, bog langsam in die Straße ein, und das Garagentor schloß sich. Als die Limousine von der Universität wegfuhr, sah Quinn, daß darin nur ein einziger Mann saß. Er ging unauffällig zu seiner Honda, startete sie und fuhr langsam hinter dem Cadillac die Straße entlang.
    Der Wagen bog südwärts auf die Wisconsin Avenue ab. Das sonst so lebenssprühende Herz von Georgetown mit seinen Bars, Bistros und bis spät geöffneten Geschäften, war still zu dieser nächtlichen Stunde Mitte Dezember. Quinn hielt so weit Abstand, wie er es wagte, und sah die Rücklichter des Cadillac

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