Der Unterhändler
Sie sind verhaftet.«
Der bullige Marschall murmelte seinem Fahrer und dem Leibwächter einen Befehl zu und stieg aus. Sein Atem gefror in der eiskalten Luft zu Wölkchen. Der Gedanke ging ihm durch den Kopf, wann er wohl wieder die frische Luft eines Wintertages einatmen werde. Wenn er Furcht empfand, ließ er sich davon nichts anmerken.
»Wenn Sie dafür keine Ermächtigung haben, werden Sie sich gegenüber dem Politbüro rechtfertigen müssen, Tschekisti.« Er gebrauchte das russische Schimpfwort für einen Geheimpolizisten.
»Wir handeln auf Weisung des Politbüros«, sagte der KGB -Mann mit Befriedigung in der Stimme. Er war ein Oberst aus dem Zweiten Hauptdirektorat. In diesem Augenblick erkannte der alte Marschall, daß ihm die Munition endgültig ausgegangen war.
Zwei Tage danach umstellte im Nachtdunkel die saudiarabische Sicherheitspolizei ein bescheidenes Privathaus in Riad. Dies geschah leise, aber nicht leise genug. Einer der Polizisten stieß gegen eine Konservendose, worauf ein Hund zu bellen begann. Ein jemenitischer Hausangestellter, der schon auf den Beinen war, um den ersten starken Kaffee des Tages zu brühen, blickte hinaus und ging dann, seinen Gebieter zu benachrichtigen.
Oberst Easterhouse hatte bei den amerikanischen Fallschirmtruppen gelernt, rasch zu reagieren. Er kannte auch sein Saudi-Arabien und wußte, daß ein Verschwörer die Gefahr von Verrat niemals außer acht lassen durfte. Er war gewappnet und allzeit bereit. Als das große Holztor, das auf den Hof führte, krachend zusammengestürzt war und seine beiden jemenitischen Beschützer für ihn ihr Leben gelassen hatten, ging er seinen Weg, um den Qualen zu entgehen, die ihn mit Gewißheit erwarteten. Die Sicherheitspolizisten hörten den Schuß, während sie die Treppe zum Wohnbereich im oberen Stockwerk hinaufstürmten.
Sie fanden ihn ausgestreckt und mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden seines Arbeitszimmers, eines luftigen, mit erlesenem arabischem Geschmack eingerichteten Raums –, das Blut, das aus der Wunde lief, ruinierte einen herrlichen Kaschan-Teppich. Der Oberst, der das Verhaftungskommando anführte, blickte sich kurz in dem Zimmer um; sein Blick fiel auf ein einziges Wort, das in arabischer Schrift auf einen seidenen Wandbehang hinter dem Schreibtisch gestickt war: »Inschallah«. Wenn es Allahs Wille ist.
Am folgenden Tag übernahm Philip Kelly persönlich die Führung des FBI -Trupps, der das Besitztum in den Vorhügeln des Hill Country außerhalb von Austin umstellte. Cyrus V . Miller empfing Kelly höflich und hörte sich an, wie ihm seine Rechte vorgelesen wurden. Als er erfuhr, daß er verhaftet sei, begann er laut zu beten und rief die göttliche Rache seines Freundes im Himmel auf die Götzendiener und Widersacher des Glaubens herab, die so sichtlich außerstande waren, den Willen des Allmächtigen zu erfassen, wie er im Tun seines auserwählten Werkzeugs Ausdruck fand.
Kevin Brown befehligte das Team, das beinahe zur selben Minute Melville Scanlon in seinem palastartigen Domizil außerhalb von Houston in Gewahrsam nahm. Andere FBI -Trupps besuchten Lionel Moir in Dallas und versuchten, in Palo Alto Ben Salkind und in Pasadena Lionel Cobb festzunehmen. Ob es nun Intuition oder ein zufälliges Zusammentreffen war, Salkind war am Tag vorher nach Mexiko City geflogen. Bei Cobb hatte man angenommen, er werde um die für seine Verhaftung vorgesehene Stunde in seinem Büro sitzen. Tatsächlich aber hatte ihn eine Erkältung an diesem Vormittag in seinem Heim festgehalten. Es war eine jener Fügungen, die die genauestens geplanten Operationen zunichte machen. Polizisten und Soldaten erleben sie oft. Eine Sekretärin rief ihn an, während das FBI -Team mit Vollgas zu seinem Privathaus raste. Er erhob sich von seinem Bett, küßte Frau und Kinder und ging zu der mit seinem Haus verbundenen Garage. Dort fanden ihn die FBI -Männer zwanzig Minuten später.
Vier Tage danach trat Präsident Cormack in den Kabinettssaal und nahm den für ihn reservierten Platz in der Mitte ein. Der innere Kreis aus Ministern und Beratern hatte sich bereits versammelt und flankierte ihn. Man bemerkte, daß seine Augen klar blickten, daß er sich gerade und den Kopf hoch hielt.
Auf der anderen Seite des Tisches waren Lee Alexander und David Weintraub von der CIA neben Don Edmonds, Philip Kelly und Kevin Brown vom FBI aufgereiht. John F . Cormack nickte ihnen zu, als er Platz nahm.
»Ihre Berichte, meine Herren, wenn ich bitten
Weitere Kostenlose Bücher