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Der Untertan

Der Untertan

Titel: Der Untertan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Mann
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mir also bezeugen, daß der Holländer die bei Bestellung vereinbarten Bedingungen nicht erfüllt?«
    In Napoleon Fischers schütterem Bart erschien ein dünnes Lächeln. »Kann ich«, sagte er. Diederich sah das Lächeln. Um so strammer machte er kehrt. »Na, dann sollen die Leute mich kennenlernen!« Sogleich schrieb er einen energisch gehaltenen Brief an Büschli & Cie. in Eschweiler. Die Antwort kam umgehend. Man begreife seine Beanstandungen nicht, der neue Patent-Holländer System Maier sei schon von mehreren Papierfabriken, deren Verzeichnis beiliege, aufgestellt und erprobt worden. Von einer Zurücknahme und gar von einer Rückerstattung der angezahlten zweitausend Mark könne daher nicht die Rede sein, vielmehr sei der Rest der vertragsmäßigen Kaufsumme sofort zu erlegen. Diederich schrieb darauf noch entschiedener als das erstemal und drohte mit einer Klage. Büschli & Cie. versuchte nun, ihn zu beschwichtigen, sie empfahlen eine nochmalige Probe. »Sie haben Angst«, sagte Napoleon Fischer, dem Diederich das Schreiben zeigte, und er fletschte die Zähne. »Eine Klage können sie nicht brauchen, denn ihr Holländer ist noch nicht genügend eingeführt.«
    »Stimmt«, sagte Diederich. »Wir haben die Kerls in der Hand!« Und mit erbitterter Siegesgewißheit lehnte er jeden Vergleich und die angebotene Preisermäßigung schroff ab. Als dann mehrere Tage lang nichts weiter erfolgte, ward er freilich unruhig. Vielleicht warteten sie nun doch seine Klage ab? Vielleicht strengten sie selbst eine an! Unsicher suchte sein Blick, oftmals am Tage, Napoleon Fischer, der ihn von unten erwiderte. Sie sprachen nicht mehr miteinander. Wie aber Diederich eines Vormittags um elf Uhr beim zweiten Frühstück saß, brachte das Mädchen eine Karte: »Friedrich Kienast, Prokurist der Firma Büschli & Cie., Eschweiler«; und indes Diederich sie noch hin und her wendete, trat der Besucher schon ein. An der Tür blieb er stehen. »Pardon«, sagte er, »es muß ein Irrtum sein. Man hat mich hier ins Haus gewiesen, aber ich komme nämlich geschäftlich.«
    Diederich hatte sich besonnen. »Ich kann es mir denken, aber das macht nichts, bitte, treten Sie doch näher. Doktor Heßling mein Name. Hier ist meine Mutter und meine Schwestern Emmi und Magda.«
    Der Herr trat näher und verbeugte sich vor den Damen. »Friedrich Kienast«, murmelte er. Er war groß, blondbärtig und trug einen braunen wolligen Jackettanzug. Alle drei Damen lächelten hingebend. »Darf ich für den Herrn ein Gedeck auflegen?« fragte Frau Heßling. Und Diederich: »Natürlich. Herr Kienast frühstückt doch mit uns?«
    »Ich sage nicht nein«, erklärte der Vertreter von Büschli & Cie., und er rieb sich die Hände. Magda legte ihm Bücklinge vor, die er schon lobte, während er den ersten Bissen noch auf der Gabel hatte.
    Diederich fragte ihn harmlos lachend: »Nüchtern machen Sie wohl auch nicht gern Geschäfte?« Herr Kienast lachte auch. »Bei den Geschäften bin ich immer nüchtern.« Diederich schmunzelte. »Na, dann werden wir uns wohl einigen.« — »Kommt darauf an, wie« — und Kienasts schelmisch herausfordernde Worte begleitete ein Blick an Magda. Sie errötete.
    Diederich schenkte dem Gast Bier ein. »Sie haben wohl sonst noch was vor in Netzig?« Worauf Kienast zurückhaltend: »Man kann nie wissen.«
    Versuchsweise sagte Diederich: »Bei Klüsing in Gausenfeld werden Sie nichts machen, er hat 'ne flaue Zeit.« Und da der andere schwieg, dachte Diederich: ›Sie haben ihn bloß wegen des Holländers hergeschickt, sie können keinen Prozeß brauchen!‹ Da bemerkte er, daß Magda und der Vertreter von Büschli & Cie. gleichzeitig tranken und über die Gläser hinweg einander in die Augen sahen. Emmi und Frau Heßling saßen starr dabei. Diederich beugte sich schnaufend über seinen Teller — plötzlich aber fing er an, das Familienleben zu preisen. »Sie haben Glück, mein lieber Herr Kienast, denn das zweite Frühstück ist ausgerechnet unsere schönste Stunde am Tage. Wenn man so mitten aus der Arbeit hier heraufkommt, dann merkt man doch wieder mal, daß man sozusagen auch Mensch ist. Na, und das braucht man.«
    Kienast bestätigte, daß man es brauche. Frau Heßlings Frage, ob er schon verheiratet sei, verneinte er und sah dabei auf Magdas Scheitel, denn sie hatte den Kopf gesenkt.
    Diederich stand auf und schlug die Hacken zusammen. »Herr Kienast«, sagte er schnarrend, »ich stehe zu Ihrer Verfügung.«
    »Eine Zigarre nimmt Herr

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