Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der untröstliche Witwer von Montparnasse

Der untröstliche Witwer von Montparnasse

Titel: Der untröstliche Witwer von Montparnasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
Vom Netzwerk:
Granit, keine einzige Information hat er mir geben wollen! Kannst du dir sowas vorstellen? Ich mußte erst übers Innenministerium, die haben ihm dann Bescheid gestoßen.«
    Loisel tippte mit einem Finger auf eines der Fotos.
    »Die da, das ist die Frau vom Square d'Aquitaine. Sie war nicht besonders schön, aber das kannst du nicht sehen, weil er sie erwürgt hat. Wie er in die Wohnung gekommen ist, weiß man nicht, aber es war ziemlich sicher gegen 19 Uhr. Er hat ihr einen Lappen in den Mund gestopft und hat sie brutal niedergemacht, anscheinend gegen die Wand geschlagen.«
    »Es hieß ›erwürgt‹.«
    »Aber vorher niedergeschlagen. Es ist gar nicht so einfach, jemanden direkt zu erwürgen, wenn ich so sagen darf. Dann hat er sie zu dem Teppich hier in der Mitte des Zimmers gezogen. Man sieht die Spuren der Schuhe auf dem Teppichboden. Da hat er sie dann erwürgt und mit einem Dutzend Stiche in den Oberkörper durchlöchert, überall, mit einer kleinen Klinge, ganz sicher einer Schere. Ein Alptraum, dieser Typ.«
    »Spuren einer Vergewaltigung?«
    Loisel hob die Hände und ließ sie wie verwirrt auf seinen Schreibtisch fallen.
    »Nicht die geringste!«
    »Stört dich das?«
    »Bei einem solchen Fall würde man welche erwarten. Sieh's dir selbst an: Die Kleidung ist in Ordnung, die Lage des Körpers weist auch nicht darauf hin. Keinerlei Spur eines Kontakts.«
    »Und die Frau ... Wie heißt sie noch gleich?«
    »Nadia Jolivet.«
    »Habt ihr Informationen über Nadia Jolivet?«
    »Der Kollege hat sie zusammengesucht, ohne irgendwas Besonderes zu finden. Lies selbst: dreißig, Sekretärin in einem Handelsbetrieb, wollte demnächst heiraten. Klassisch, nichts Ungewöhnliches. Als dann zehn Tage später der zweite Mord geschah, hat der Kollege sich nicht mehr für die persönlichen Verhältnisse von Nadia Jolivet interessiert. Ich hätte es genauso gemacht, sobald ich von dem Dreckskerl erfahren hätte, der sie ausspähte. Und was mein Opfer angeht ...«
    Loisel hielt inne und blätterte seine Akte durch, aus der er eine weitere Reihe von Fotos zog, die er vor Louis ausbreitete.
    »Da ist sie. Simone Lecourt. Dasselbe, siehst du, genau dasselbe. Auch sie ist erst niedergeschlagen und dann mit einem Lappen im Mund in die Mitte des Zimmers geschleift worden. Da hat der Mörder sie dann massakriert.«
    Loisel schüttelte den Kopf und drückte seine Zigarette aus.
    »Widerlich«, schloß er.
    »Und der Lappen?«
    »Nichts dabei rauszuholen.«
    »Keinerlei Zusammenhang zwischen den beiden Frauen?«
    »Nein. Wir haben das auf die Schnelle überprüft, weil wir unseren Mörder ja fast haben, aber es ist offensichtlich, daß die beiden Frauen sich nie begegnet sind. Sie haben nichts gemeinsam, außer daß sie um die Dreißig sind, unverheiratet und berufstätig. Davon abgesehen sind sie nicht sonderlich attraktiv und auch ziemlich verschieden, optisch keinerlei Ähnlichkeit. Die eine ist dunkelhaarig, die andere eher blond, eine mager, die andere ziemlich kräftig ... Wenn man davon ausgehen wollte, daß das Opfer den Mörder an seine Mutter erinnert, muß seine Erinnerung ganz schön verworren sein.«
    Loisel lachte kurz und zündete sich eine neue Zigarette an.
    »Aber wir finden den Typen«, fuhr er dann mit entschlossener Stimme fort. »Das ist eine Sache von ein paar Tagen. Du hast ja die Zeitungen gelesen ... Die Zeugen haben alle einen Mann beschrieben, der ein paar Tage vor den Morden in den Straßen der Opfer auf der Lauer gelegen hat. Der Typ scheint mir ein rechter Kretin zu sein, deshalb kriegen wir ihn sicher schnell. Halt dich fest: Wir haben sieben zuverlässige Zeugen ... Sieben! Das allein schon. Der Typ hat sich so sichtbar vor den Türen der Häuser aufgestellt, daß ganz Frankreich ihn hätte bemerken können. Wir haben auch die Zeugenaussage einer Bürokollegin von Nadia, dem ersten Opfer, sie hat denselben Typen gesehen, wie er ihr zwei Tage hintereinander gefolgt ist, als sie von der Arbeit kam. Und die Aussage des Freundes von Simone, der ihn ziemlich spät am Abend noch bemerkt hat, als er sie nach Hause brachte. Du verstehst, es ist ein Kinderspiel.«
    »Es heißt, ihr hättet seine Fingerabdrücke?«
    »Wir haben alle zehn Finger von ihm auf den Blumentöpfen. Kannst du mal sehen, was das für ein Idiot ist! Ein Farnkraut im Topf bei beiden Opfern, und auf beiden dieselben Fingerabdrücke ... Wir vermuten, daß das der Trick war, mit dem er sich bei ihnen Eintritt verschafft hat. Bei einem Typen,

Weitere Kostenlose Bücher