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Der untröstliche Witwer von Montparnasse

Der untröstliche Witwer von Montparnasse

Titel: Der untröstliche Witwer von Montparnasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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Mathias, du oder dein Pate.«
    »Wer sagt dir, daß wir einverstanden sind?«
    »Vandoosler der Ältere wird einverstanden sein. Er liebt beschissene Situationen.«
    »Das stimmt.«
    Louis gab Marthe besorgt noch mehrere Ratschläge, warf Clement Vauquer, der noch immer mit freudlosem Gesicht das Federbett streichelte, einen letzten Blick zu, nahm den Rucksack über die Schulter und zog Marc mit sich auf die Straße. »Gehen wir was essen«, sagte Marc, »es ist gleich vier.«
     

9
     
    »Such uns einen ruhigen Tisch«, sagte Louis, als sie das Café an der Place de la Bastille betraten. »Wir haben keinerlei Interesse daran, auch noch Werbung für unsere üblen Verstrickungen zu machen. Ich geh telefonieren, bestell du inzwischen was zu essen.«
    Ein paar Minuten später kam Louis zurück.
    »Ich bin mit dem Leitenden Kommissar des 9. Arrondissements verabredet«, sagte er, während er sich setzte. »Das ist die Gegend, in der der zweite Mord geschah, Rue de laTourdes-Dames.«
    »Was willst du ihm sagen?«
    »Ich will ihm gar nichts sagen, ich will zuhören. Ich würde gern wissen, was die Bullen von den beiden Morden halten, was sie für Hypothesen haben, wie weit sie sind. Vielleicht haben sie das Phantombild schon fertig. Das würde ich gerne sehen.«
    »Und das wird dir der leitende Kommissar alles erzählen?«
    »Ich glaube schon. Wir haben mal zusammengearbeitet, als ich beim Innenministerium war.«
    »Unter welchem Vorwand willst du das erfahren?«
    Louis zögerte.
    »Ich werde ihm sagen, daß die Morde mich an etwas erinnern, worauf ich aber nicht komme. Irgend so was in der Art. Völlig unwichtig.«
    Marc verzog zweifelnd das Gesicht.
    »Doch, doch, das reicht aus. Der Kommissar schätzt mich, ich habe vor jetzt acht Jahren mal seinen Sohn aus einer heiklen Situation rausgeholt.«
    »Was für einer Situation?«
    »Er hat mit einer Kleinbande von Glatzen mit absolut tödlichem Crack gedealt, ein richtiges Rattengift. Ich hab ihn da rausgeholt, kurz bevor die Bullen aufgetaucht sind.«
    »Weshalb?«
    »Weil er der Sohn eines Bullen ist und mir das sehr nützlich sein könnte.«
    »Bravo.«
    Louis zuckte mit den Achseln.
    »Der Typ war nicht gefährlich. Er hatte nicht das Zeug dazu.«
    »Das sagt man so.«
    »Ich kenn mich da wohl aus, oder?« sagte Louis etwas schroffer und hob den Blick.
    »Schon o. k.«, sagte Marc, »essen wir.«
    »Ich habe ihn nie wieder in der Szene gesehen, und nerv mich jetzt nicht mit deinem moralischen Getue. Heute zählt allein der unglaubliche Haufen Scheiße, in den Marthe hineingeraten ist. Wir brauchen die Informationen der Bullen. Es ist ganz entscheidend, zu wissen, wie sie vorgehen, um zu wissen, wie wir vorgehen werden. Ich vermute, daß die Bullen genau wie die Journalisten einen Serienmörder suchen.«
    »Du etwa nicht?«
    »Nein, ich nicht.«
    »Aber das hat nichts von einer Abrechnung. Er sucht sich die Frauen zufällig aus.«
    Louis machte eine Handbewegung, während er rasch ein paar Fritten hinunterschluckte. Es kam höchst selten vor, daß er schnell aß, aber er hatte es eilig.
    »Natürlich«, sagte er. »Ich denke genau dasselbe wie du und wie alle: Der Mörder ist ein Spinner, ein Maniker, ein Besessener, ein sexueller Psychopath, nenn es wie du willst. Aber er ist kein Serienmörder.«
    »Willst du damit sagen, daß er niemanden mehr umbringen wird?«
    »Im Gegenteil. Er wird weitere Morde begehen.«
    »Scheiße. Wir sollten uns verstehen.«
    »Das ist eine Frage des Zählens, ich erklär's dir später«, sagte Louis und stürzte hastig sein Bier hinunter. »Ich verschwinde. Bitte, nimm die Sachen von Marthes Puppe mit in die Baracke, ich kann sie schließlich nicht mit ins Kommissariat schleppen. Und warte dort auf mich wegen der Neuigkeiten.«
    »Komm aber nicht vor acht, ich bin bei der Arbeit.«
    »Stimmt«, sagte Louis und setzte sich wieder. »Du hast also Arbeit gefunden? Im Mittelalter?«
    »Nicht im Mittelalter. Im Haushalt.«
    »Im Haushalt? Was willst du damit sagen?«
    »Louis, ich rede persönlich französisch. Im Haushalt. Seit drei Wochen arbeite ich zu zwei Dritteln als Putzfrau. Staubsaugen, Staubwischen, Bohnern, Polieren, Waschen, Spülen. Und ich nehme Sachen zum Bügeln mit nach Hause. Aber jetzt siehst du aus, als würdest du mir moralisch kommen wollen. Geh deinen Leitenden Kommissar aushorchen, ich hab ein paar Fliesen, die auf mich warten.«
     

10
     
    Der Leitende Kommissar Loisel bat Louis in sein Büro, ohne ihn warten zu

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