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Der untröstliche Witwer von Montparnasse

Der untröstliche Witwer von Montparnasse

Titel: Der untröstliche Witwer von Montparnasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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einer Falle sitze, in der ich Marthe gesucht habe.«
    Clement hielt seinen Strumpf in der Hand und beugte sich zu Louis. »Es ist eine Mannschaft«, sagte er.
    »Eine Machenschaft«, fügte Marthe hinzu.
    »Aus der es keinen Ausgang gibt«, fuhr Clement entschieden fort, »und weshalb ich persönlich extra ausgewählt und von Nevers mit dem Telefon hergeholt worden bin.«
    »Und warum solltest unter allen anderen ausgerechnet du ausgesucht worden sein?«
    »Weil ich unter allen anderen ein Trottel bin.«
    Es blieb still. Der Mann zog seinen zweiten Strumpf an. Er war in seiner Art, seine Sachen zu richten, sehr umsichtig.
    »Woher weißt du das?« fragte Louis.
    »Na, weil alle es mir immer sagen«, antwortete Clement und zuckte mit den Schultern. »Weil ich persönlich nicht alles verstehe, was nämlich geschieht, auch nicht in den Zeitungen, die ich nicht lesen kann. Nur Marthe hat es nie gesagt, aber Marthe ist gut, nämlich.«
    »Das stimmt«, sagte Marc.
    Clement sah Marc an und lächelte. Es war ein eingefallenes Lächeln, das seine Zähne nicht zeigte.
    »Weißt du, wie die Frauen gestorben sind?« fragte Louis hartnäckig weiter.
    »Ich will nicht davon reden, das verwirrt mich.«
    Marc hätte sicherlich »mich auch« gesagt, aber Louis brachte ihn mit einem Blick davon ab.
    »Es reicht, Marc, wir hören hier auf«, meinte Louis und stand auf.
    Marthe warf ihm einen besorgten Blick zu.
    »Nein«, sagte er unzufrieden. »Ich weiß nicht, Marthe. Aber was immer dein Junge gemacht haben mag, im Augenblick sind wir ganz schön in die Enge getrieben. Schneid ihm die Haare ordentlich kurz und färbe sie. Bitte nichts allzu Schrilles, mach ihm ein schönes dunkles Braun. Bloß kein Fuchsrot. Er soll sich auch einen Bart wachsen lassen, den färben wir dann in den nächsten Tagen, falls er bis dahin nicht im Loch steckt.«
    Marthe setzte zu einer Bewegung an, aber Louis legte ihr die Hand auf die Lippen.
    »Nein, meine Liebe, laß mich ausreden und mach bitte genau das, was ich dir sage: Laß ihn unter keinen Umständen heute hier heraus, selbst wenn er plärrt, daß er einen Kaffee im Café trinken will.«
    »Ich werde ihm Geschichten vorlesen.«
    »Sehr gut«, sagte Louis etwas irritiert. »Und schließ hinter dir zu, wenn du aus dem Haus gehen mußt. Sein Kleiderbündel und all seinen Kram gibst du mir. Das müssen wir verschwinden lassen.«
    »Wer sagt mir, daß du die Sachen nicht behalten willst?«
    »Niemand. Hast du eine Waffe?«
    »Ich will keine.«
    Marthe sammelte Clements Sachen ein und stopfte sie in seinen kleinen Rucksack.
    »Und sein Akkordeon?« fragte sie. »Das wirst du ihm doch nicht auch noch wegnehmen?«
    »Hatte er es dabei, als er die Frauen überwacht hat?«
    Marthe sah Clement fragend an. Aber Clement hörte nicht mehr auf das, was geschah. Er strich mit der flächen Hand das rote Federbett glatt.
    »Mein kleiner Mann«, sagte Marthe, »hast du dein Akkordeon mitgenommen, als du die Frauen überwacht hast?«
    »Nein, Marthe. Das ist doch viel zu schwer und nützt nichts beim Überwachen.«
    »Siehst du«, sagte Marthe und wandte sich wieder zu Louis. »Und außerdem ist in der Zeitung keine Rede davon.«
    »Sehr gut. Aber er soll keinen einzigen Ton spielen, paß gut darauf auf. Niemand darf wissen, daß jemand bei dir ist. Wenn es Nacht ist, holen wir ihn und bringen ihn woanders hin.«
    »Woanders?«
    »Ja, meine Liebe. An einen Ort, wo es keine Frauen gibt, die man umbringen kann, und wo man ihn Tag und Nacht überwachen kann.«
    »In den Knast?« schrie Marthe.
    »Hör doch auf, die ganze Zeit rumzuschreien!« rief Louis, der sich plötzlich zum dritten Mal an diesem Tag aufregte. »Und hab ein für allemal Vertrauen in mich! Es geht nur darum herauszufinden, ob dein kleiner Mann ein Monster ist oder einfach ein Trottel! Das ist die einzige Möglichkeit, ihn aus der Sache herauszukriegen! Und bis dahin, solange ich nichts weiß, werde ich ihn nicht den Bullen übergeben, verstanden?«
    »Verstanden. Wo bringst du ihn also hin?«
    »In die Bruchbude. Zu Marc.«
    »Wie bitte?« fragte Marc.
    »Wir haben keine andere Wahl, Marc, und mir fällt nichts anderes ein. Wir müssen diesen Trottel genauso dringend vor den Bullen wie vor sich selbst schützen. In eurer Baracke gibt es keine Frauen, das ist bereits ein riesiger Vorteil.«
    »Ach so«, sagte Marc, »unter dem Gesichtspunkt habe ich die Situation noch nie gesehen.«
    »Außerdem ist immer jemand da, der auf ihn aufpassen kann: Lucien,

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