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Der Utofant

Der Utofant

Titel: Der Utofant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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bin? Nach vier Monaten. Ein Bio-Floh ist gegen einen Remm-Floh eine Wohltat. Der RemmFloh springt, wenn Sie zuschlagen wollen, sofort weg, und wenn er sticht, geht das tief unter Ihre Haut. Ich habe damals Remm wegen Körperverletzung angezeigt, er wurde dazu verurteilt, mir seine Viecher vom Leib zu nehmen und mir ein Schmerzensgeld zu zahlen. Später hat er dann jeden Besucher unterschreiben lassen, bevor der überhaupt ins Haus trat, daß er im Falle eines Scherzes keine Anzeige machen würde, da er sich freiwillig auf die Gefahr hin, kybernetisch bescherzt zu werden, in dieses Haus begebe. Darum ist keiner mehr zu Remm gegangen.
    Der Kommissar, der den Vertretern der Technischen Hochschule der Stadt, Diplomingenieuren, Doktoren und Professoren, den Zeitungsausschnitt in der Hoffnung vorgelesen hatte, ihren Forschergeist anzufeuern, sah ein, daß es nicht möglich war, die Remmsche Hinterlassenschaft auf raschem Wege problemlos zu inventarisieren. Abwegig der Gedanke, sie abreißen zu lassen, es konnte ein Sprengsatz drin versteckt sein, der, tastete man das Haus an, es mitsamt der Umgebung hochgehen lassen würde.
    Einer der Herren sagte, er wundere sich, daß sich Remm so leicht exhumieren ließ und sich nicht noch erlaubte, aus seinem Grabe aufzustehen und als Leiche kybernetisch über den Friedhof zu wandeln.
    Dieses Problem trat nicht auf, sagte der Kommissar, es gab überhaupt keine Probleme, und er wundere sich insgeheim auch darüber. Er fragte die Herren, ob sie gelegentlich zu einer neuen Beratung kommen würden. Sie stimmten zu, beraten müsse man den Fall Remm; er merkte, daß sie zu mehr nicht zu bewegen wären. Die Villa Remm quoll zum Problem auf, das ungelöst drohend stehenbleiben wür de, Anlaß für Kritiker, die immer wieder einmal die Schwachheit der Behörden, der Polizei natürlich an erster Stelle, benörgeln würden. So war er froh, daß sich die Wissenschaftler wenigstens verbal zu weiterer Mitarbeit bereit erklärten. Er wagte nicht zu hoffen, daß einmal eine Arbeitsgruppe das Grundstück Schritt für Schritt angehen würde und, wenn der Zaun, der sicher einige verborgene Tücken hatte, bewältigt wäre, berichten könnte, wir stehen jetzt bereits im Vorgarten, und die dabei womöglich einen kybernetischen Maulwurf in einem Erdhügel sicherstellen würde, der als Beweis zielstrebiger Untersuchungsarbeit im Städtischen Museum zu besichtigen wäre.
    Woher die Fachleute gewinnen? Sie saßen, wie sie angaben, über wichtigen Forschungsarbeiten und interessierten sich im Grunde nicht für die Villa Remm, zumal besonders hohe Honorare nicht zu erwarten waren, die Polizei mußte mit jedem Pfennig rechnen. Nein, diese Wissenschaftler, die sich freundlich empfahlen, ihm die Hand schüttelten, konnte der Kommissar vergessen.
    Sollte er einen der jüngeren Kollegen, die sich immer bewähren wollen, mit der raschen Erledigung der Aufgabe betrauen? Der Nebensatz von Remms Grabplatte hinderte ihn daran:… die euch noch schaffen werden. Am sichersten schien es ihm, die Villa unberührt zu lassen und Stacheldraht herumzuziehen, mit deutlichen Schildern: Betreten streng verboten – Lebensgefahr! Eltern haften für ihre Kinder. Vielleicht käme er mit dem Vorschlag durch und hätte die Angelegenheit vom Halse.
    Der Polizeipräsident äußerte sich zu diesem Vorschlag ablehnend. Ernst Remm war ein großer Erfinder, sagte er, der Remmschen Sicherungstechnik ist es zu verdanken, daß unsere gesellschaftlichen Schienenbahnen seit dreißig Jahren absolut unfallfrei laufen. Remms Warnkybernetik hat die Unfallziffer im Autoverkehr auf ein Niedrigstmaß gesenkt. Auf Remms kybernetische Prothesen sind die Versehrten aus der noch unfallreichen Zeit dringend angewiesen. Und auf die Remmschen kybernetischen Lernhilfen kann in der Volksbildung niemand mehr verzichten. Ich weiß nicht, was ich noch für Erfindungen anführen soll. Die meisten Mitarbeiter Remms sind gestorben oder befinden sich im Greisenalter. Remms Neuerungen sind heute keine mehr. Sie werden als selbstverständlich hingenommen, die heutige mittlere Generation hat schon vergessen, daß sie einmal Sensationen waren. Ihr Vorschlag, das Remmsche Grundstück durch Stacheldraht und Hinweisschilder abzusichern, ist schon was wert. Aber es kommt gleichzeitig darauf an, die ungeheure Fülle des Remmschen Erbes zu erfassen. Vielleicht hat er keine neuen Erkenntnisse mehr hinterlassen, aber was da ist, muß gesichert werden. Dafür habe ich nicht nur den

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