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Der Utofant

Der Utofant

Titel: Der Utofant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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schweben!« sind zu vermeiden. Sollte der Fehler doch unterlaufen, muß von vorn angefangen werden.

    Dritte Phase. Das Sich-vom-Erdboden-Erheben (Abhub)
    Noch eine Vorbemerkung! Der Abhub erfordert ein anderes Bewußtsein als das zur Zeit gebräuchliche. Dieses andere Bewußtsein, so behaupten die Theoretiker des Selbstschwebens, sei im Menschen nur noch in schwachen Resten nachzuweisen. Aber vorhanden muß es sein. Woher wohl sonst die Sehnsucht des Menschen, selbst zu schweben? Doch zur Erhebung als solcher. Zunächst muß der prägnante Punkt gefunden werden, der als Zeit- sowie Abhubpunkt bezeichnet werden kann. Selbstverständlich müssen beide Punkte zusammenfallen! Darauf ist unbedingt zu achten. Der Abhub erfolgt ruckartig, und zwar dadurch, daß

    (Hier bricht der Text ab.)

    Neues aus der Medizin
    NGET

    Neuerdings wird die Methode NGET als die aussichtsreichste medizinische Therapie empfohlen. Immer mehr Ärzte verordnen auf Rezepten und Behandlungsplänen Nichts-gegen-etwas-tun (NGET).
    Diese Methode ist aufgekommen als Reaktion auf die Methode Soviel-wie-möglichtun (SWMT).
    Erinnert sei an jene ekelhafte Hautkrankheit, die warzenartig an allen Körperteilen auftrat und sich rasant vermehrte, dann aber mit einem Mal verschwand. Man führte es zurück auf ein geändertes kosmetisches Verhalten. Der Mensch war plötzlich weltweit seifenmüde, spraymüde, crememüde geworden, und damit hing zusammen, daß er auch weniger hydrophil geworden war und seine früher lebhaft betriebene Wasserkommunikation erheblich einschränkte. Er hielt sich trocken. Da man annehmen konnte, daß er sich eines Tages dem Wasser wieder zuwenden würde, nutzte man die Pause zu Wasser-Reinigungskampagnen, um den Erreger der ekelhaften Krankheit vorsorglich auszurotten.
    Als sich eines Tages die wässerigen Kommunikationsstätten wieder füllten und Menschen Haut an Haut kommunizierten, erschien die Krankheit wieder. Der totgeglaubte Erreger, jahrzehntelang nicht nachzuweisen, lebte aktiver auf denn je. Mittel, einst gegen ihn verwandt, wurden längst nicht mehr hergestellt, und bis sie wieder zur Verfügung standen, gingen die Ärzte mit Messern und Ätzlösungen vor. Noch heute kann man bei alten Leuten narbenbedeckte Körper aus jener Phase sehen. Doch eine Anzahl Angehöriger dieser Generation trug keinerlei Entstellungen davon.
    Darauf gründet sich die Theorie des Nichts-gegen-etwas-Tun. Die Narbenträger sind nachweislich sehr intensiv mit herkömmlichen und neuen Mitteln behandelt worden. Die Narbenlosen taten nichts , als ausreichend in frischer Luft zu schlafen sowie sich
    nicht zu waschen, worauf sie nach einiger Zeit ein selbsttätiges Abtrocknen und Abfallen des Phänomens erleben konnten. Nichts-gegen-etwas-tun-Präparate erkennt man sofort an ihrer farblosen, transparenten, dem Inhalt angeglichenen Verpackung. Sie sind rezeptpflichtig und nur nach strengen Dosierungsvorschriften des Arztes anzuwenden. Für NGET-Präparate zahlen Krankenkassen bisher nicht. So scheint es wünschenswert, die heute noch außerordentlich hohen Preise dieser Arzneimittel herabzusetzen.

    Zum Geburtstag von E. T. A. Hoffmann
    Villa Remm

    1

    Zunächst erlaube ich mir, den Bericht des heutigen STADTKURIERS zu zitieren: Aus der durch ihre Verwahrlosung bekannten Villa Remm kam gestern, 15.30 Uhr, ein Leichenwagen mit einem offenen Sarg gefahren, in dem der tote Besitzer lag. Der Wagen bog peinlich genau in die General-Popp-Allee ein. An seinen vier Ecken blinkten lila Warnlichter, lautstark ertönte aus einer am hinteren Wagen befindlichen Tondusche Chopins Trauermarsch. Folgerichtig schlug das makabre Gefährt den Weg zum Nordfriedhof ein, passierte das Hauptportal und fuhr genau bis an die Grabstelle, die der Verstorbene vor dreieinhalb Jahren gekauft hatte, und nahm über dem Grab Aufstellung. Sodann setzte sich ein Baggersystem in Aktion. Gleichzeitig mit dem Aufwerfen von Erdhügeln zu beiden Seiten bohrte sich der Wagen tief in das Erdreich. Als er die vorschriftsmäßige Tiefe von drei Metern erreicht hatte, klappte der Sargdeckel automatisch zu, es gab einen Knall, blauer Rauch stieg auf, aus den Seiten des Leichenwagens schoben sich blanke Bleche, die die aufgeworfene Erde über den Sarg schaufelten, sich danach zusammenfalteten und eine Grabplatte bildeten, die die Inschrift trägt:

    Ernst Remm
wurde 94 Jahre alt
und machte 77 Erfindungen,
die euch noch schaffen werden.

    In der Tat, man darf sagen, daß der sich selbsttätig

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