Der Utofant
Du wirst das Aufregendste nach Hause bringen. Richtig ins wilde Leben hast du dich begeben. Aber wir müssen los. Hier ist unsere neue Erfindung. Billy hat den Anzug gebastelt, aus bordeigenen Mitteln. In dem kannst du die erhöhte Schwerkraft vergessen, du kriegst doppelte Sauerstoffzufuhr, ein animierendes elektrisches Feld wird um deinen Körper gelegt, die angegossenen Schuhe laufen von selbst, du brauchst nur zu steuern. Sicher gibt es mit diesem Anzug Probleme. Aber wo gibt es die nicht? Wenn du dich dran gewöhnt hast, gehst du hier spazieren wie zu Haus auf dem H.-G.-Wells-Boulevard.
Ich ließ mich nicht zweimal bitten, fuhr in den wulstigen, wabbligen Anzug und rollte mit meinen Kollegen durch alle Gebäudeteile, in denen ich meine Zeit ver bracht hatte. Meine Antragsrolle zog ich noch eine Weile – mehr zum Spaß – hinter mir her, bis ich sie auf einem Gang einfach fallen ließ. Vor der Tür wartete das Gefährt, das uns zur Rakete brachte. Sekunden, nachdem wir eingesteigen waren, erhoben wir uns auch schon vom Boden der Welt Gravitium. Als ich an Tamama dachte, kam ich mir wie ein Verräter vor.
Aber zu Hause sprach es sich herum, ich sei in der Liebe ein anderer geworden, bei mir ginge es nicht mehr so hastig, ich würde die Strecke gründlich abfahren, ich hätte einen gewaltig langen Atem, und, es mag unbescheiden klingen, seit meiner Rückkehr mache es mit mir Spaß.
Aus alten Archiven
Bericht eines Levitanten
Ohne Umschweife und ohne Geheimnistuerei will ich beschreiben, wie es mir nach anstrengenden Übungen gelungen ist, mich selbst in die Luft zu erheben, aber so, daß jeder Bürger nach einigem Training dies nachvollziehen kann, um selbst mehr oder weniger hoch kürzere oder längere Zeit im Raum zu schweben.
Vorbemerkung: Die von mir angewandte Art der Levitation geht davon aus, daß ein Körper sich vom Erdboden lösen kann, wenn er alle ihm innewohnende Energie, mag man sie als willensmäßige, elektrische oder mechanische Energie definieren (ich bin nicht dogmatisch, Hauptsache, man schwebt), derart konzentriert, daß diese sich wie in einer Sammellinse fokussiert und dadurch die Lösung vom Erdboden hervorruft.
Nebenbemerkung: Manche Bürger behaupten, die Vögel flögen zwar mittels ihrer auf und nieder bewegten Flügel, aber zum Lösen vom Erdboden gehöre eine sogenannte konzentrierte Energie. Die Flügel dienten mehr oder weniger der Steuerung, dem Erhöhen der Fluggeschwindigkeit. Der Mensch könnte dazu seine Arme benutzen und an ihnen vielleicht Flügel befestigen. Aber zunächst sei eben die konzentrierte Energie erforderlich. Genau die Leute behaupten ja auch, der Mensch stamme vom Vogel ab. Ich kann und will mich dazu nicht äußern. Diese Frage wird erst interessant, wenn alle Menschen biologisch fliegen oder zumindest schweben können.
Erhebungsanleitung: Erste Phase. Entspannen
Äußere Bedingungen: Bequeme, möglichst wolkige, schaumstoffgepolsterte Sitzgelegenheit. Auch hier gibt es verschiedene Auffassungen, die vom harten Stuhlbrett bis zur dünnen Geländerstange reichen. Ich kann nur für meine eigene Methode bürgen. Leichte Bekleidung! Entspannende Musik. (Letztere nicht unbedingt erforderlich.)
1. Entspannen sämtlicher Muskeln. Um dies zu erreichen, Versuch, die Haltung einer Schlenkerpuppe anzunehmen. Zuerst durch leichtes Wiegen, das allmählich nachlassen muß. Der Kör per muß so schlaff werden, daß er von einem anderen Körper widerstandslos in jede beliebige Richtung gestoßen werden könnte.
2. Geistiges Entspannen. Ausschalten aller noch vorhandenen Gedanken. Das wird erleichtert durch anfängliche Vorstellun gen von fließenden Gegenständen: schaukelnden Meereswogen, wiegenden Feldern, gleitenden Mauerseglern, je nach individuel ler Ansprechbarkeit. Diese zunächst konkreten optischen Vor stellungen sollten sich dann abstrahieren, anstelle schaukelnder Wogen, auf denen man schwimmt, abstrakte Wellenlinien. Selbst diese Abstraktionen sollten sich in den Begriff des Wiegens an sich verflüchtigen.
Zweite Phase. Sammeln der Energien
Die durch die Lockerung frei werdenden Energien müssen nun gesammelt werden. Sie sollten sich im Ellenbogen, im Handgelenk, im Kniegelenk, im Fußgelenk und in der Wirbelsäule konzentrieren. Das Gehirn soll die Konzentration einleiten und konzentriert beobachten, dazu bedarf es längerer Übung. Beachte! Konkrete Befehle wie »Ich konzentriere die Energien jetzt auf die betreffenden Gelenke! Ich will jetzt
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