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Der Utofant

Der Utofant

Titel: Der Utofant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna und Günter Braun
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Leitungen sind ja schon früh mit unseren hohen und breiten Straßenbäumen ein inniges Verhältnis eingegangen, manchmal leuchtete noch eine Lampe aus dichtem Laub. Seitdem aus dem Energiewerk kein Strom mehr kommt, haben wir unsere eigene Erzeugung durch Windmaschinen und ein paar Aggregate, die wir im großen Canolith-Werk gefunden haben. Hier macht sich jede Familie eigene Energie. Viel brauchen wir ja nicht, und weil jetzt keine Dunstglocke mehr über unserer Stadt hängt (nur wenn die dreckige, stänkerige, abgasgeladene Landluft vom Südwind hergetrieben wird, zieht sich ein feiner grauer Schleier vor das Sonnenlicht), ist es uns möglich, auch Sonnenenergie zu nutzen, bescheiden zwar, und sollte wirklich einmal Windstille und total bedeckter Himmel sein und auch das alte Aggregat versagen, gibt es die Möglichkeit, Strom von der großen Überlandleitung, die an der Stadt vorbeiführt, abzuzweigen.
    Das Kanalisationproblem hat sich nun auch gelöst, es gibt zu Hunderttausenden verlassene, zum Teil sehr luxuriöse Toiletten, auf die man notfalls gehen könnte, doch macht es in der Zweieinhalbfamilienstadt nichts aus, wenn man mit einem Spaten das Grüne aufsucht.
    Eines wird Ordnungsliebende verwundern. Wir haben keine Stadtregierung. Der alte Sheriff übt seine polizeiliche Funktion nicht aus, er schießt das Wild und praktiziert als Sanitäter, er hat mal einen Kurs durchgemacht, zudem sind ein paar Apotheken, eine sogar mit einem unterirdischen Gang noch aus dem Mittelalter, hier. Der Sheriff hat sich eine Bibliothek von Apotheker- und Doktorbüchern angelegt. Er ist aber nicht eingeschnappt, wenn wir uns selbst bedoktern.
    Ich könnte mir nun denken, daß Sie den Pferdefuß in unserem Leben suchen. Entsteht, so fragen Sie vielleicht, in den Familien niemals Streit, gibt es niemals Konflikte zwischen Alten und der Jugend, langweilen sich die Jüngeren nicht, möchten sie nicht wegziehen? Ja, einige möchten es. Mein Sohn zieht nächste Woche weg, ihm will ich diesen Brief mitgeben. Er will mal etwas anderes kennenlernen, das soll er auch, niemand zwingt ihn zum Bleiben, und niemand ist beleidigt, wenn er geht, und deshalb gibt es auch kaum Streit.
    Und was die Langeweile in dieser Stadt angeht, so ist sie klein. Durchforsten Sie mal die verlassenen Gebäude, die Institute, Anlagen, die Unterbauten, Bibliotheken, Archive einer Millionenstadt. Wem wird das je geboten, ins Innere einer Stadt zu blicken, solange sie komplett bevölkert und unbewachsen und sauber ist und total funktioniert? Ich glaube nicht, daß ich es schaffe, auch wenn ich hundert Jahre alt werden sollte, die Stadt ganz durchzukramen. Es wäre lohnend, über sie ein Buch zu schreiben, nein, mehrere Bücher. Papier ist ausreichend vorhanden, auch Leinen, um die Bücher einzubinden, und Kleister in gewaltigen Fässern. Ich könnte Ihnen alles zeigen, wenn Sie, was eigentlich Zweck dieses Briefes sein soll, mich hier in unserer alten Stadt besuchen. Ich lade Sie herzlich ein. Sie werden schon von weitem die ungeheure grüne Buschlandschaft, den grünen Hügel, geballte grüne Wolken sehen, aus denen die Spitzen unserer alten Kathedrale gerade noch hervorsehen sowie das oberste Stockwerk des Canolith-Hochhauses, das wie ein primitiver Flachbau, Barackenstil, auf grüner Wiese wirkt. Vielleicht auch ein paar Stangen, Antennenspitzen. Das ist die einprägsame Silhouette. Sie können Ihren Urlaub hier verbringen, es kostet nichts, kommen Sie, wann Sie wollen, ich bin ja immer da und habe immer Zeit.
                                     Ihr alter Kumpel E. Katastrophe des Monats
    Brillantfilm forderte
    Todesopfer

    Aus noch ungeklärter Ursache materialisierte sich im Freilichtkino Fliederbusch vor zehntausend Zuschauern auf der Brillantleinwand ein Trupp frontal ins Publikum reitender Easternhelden. Angeführt von den weltberühmten Stars Roger Schlombeck und Lars-Nils Müller richteten die Männer unter den Zuschauern ein Blutbad an und stürmten himmelwärts. Wo die materialisierte Truppe geblieben ist, konnte noch nicht ermittelt werden. Der Film soll unversehrt sein. Die Darsteller, unter ihnen auch Schlombeck und Müller, weilten zum Zeitpunkt der Katastrophe bei Dreharbeiten für einen neuen Eastern im Himalaya.

    Neues aus der Medizin
    Die Heilmaschine

    Als Witz mag es mal angehen, daß jemand, der mit seiner Frau zu schlafen wünscht, erklärt, die nötige Menge Sexualhormon habe sich nun angesammelt und mache

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