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Der Vampyr

Titel: Der Vampyr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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des Donjons, die massiv genug aussahen, um selbst einem Beschuss aus Kanone Stand halten zu können. Das Gelände war hier jedoch so unwegsam, das Pferde kaum von der Stelle gekommen wären. Schweres Kriegsgerät auf diesem Weg herbeizuschaffen war vollkommen unmöglich. Tepesch Vorfahren, die diese Burg erbaut hatten, waren kluge Strategen gewesen. Waichs war nicht groß, aber ein Angreifer, der die Festung zu stürmen versuchte, würde auf zahlreiche Hindernisse stoßen.
    »Wie kommen wir rein?«, fragte Abu Dun. Nachdem sie die Burg umgangen hatten, lag das Tor auf der anderen Seite, und Abu Dun konnte sich wohl ebenso wenig wie Andrej vorstellen, das es irgendwo einen zweiten, weniger gut bewachten Eingang gab.
    »Es gibt einen Geheimgang.« Vlad zögerte fast unmerklich, bevor er diese Information preisgab.
    »Einer von Tepeschs Ahnen hat ihn anlegen lassen, um die Burg im Falle einer Belagerung unbemerkt verlassen zu können. Er wurde nie benutzt, aber er existiert noch.«
    »Und du weißt davon?« In Abu Duns Stimme war wieder eine hörbare Spur von Misstrauen.
    »Ich bin Zigeuner«, antwortete Vlad verächtlich.
    »Verborgene Wege und Geheimgänge sind unsere Welt. Wie könnten wir sonst so gut vom Stehlen leben?« Andrej brachte ihn mit einem mahnenden Blick zum Verstummen. Vlad warf dem Piraten noch einen ärgerlichen Blick zu, drehte sich dann aber ohne ein weiteres Wort weg und begann sich suchend umzublicken. Nach nur wenigen Augenblicken ließ er sich vor einem Busch auf die Knie sinken und bog mit spitzen Fingern die mit langen Dornen besetzten Zweige zur Seite.
    »Hier ist der Einstieg. Der Gang ist nicht sehr hoch. Ihr werdet kriechen müssen. Aber er führt direkt in den Keller der Burg.«
    »Ihr?«, fragte Abu Dun mit hochgezogenen Augenbrauen.
    »Ich kann nicht mit euch kommen«, sagte Vlad kopfschüttelnd.
    »Tepesch hat mir befohlen, in der Burg auf ihn zu warten. Ich muss vorsichtig sein. Er ist sowieso schon misstrauisch.«
    »Wohin genau führt dieser Gang?«, erkundigte sich Andrej. Auch ihm war nicht wohl bei dem Gedanken, nicht zu wissen, was auf sie wartete.
    »In einen kleinen Raum, der schon seit vielen Jahren nicht mehr benutzt wird«, antwortete Vlad.
    »Wartet dort auf mich. Ich werde zu euch kommen, sobald es mir möglich ist.«
    »In einer Woche oder zwei, vermute ich«, sagte Abu Dun. Vlad ignorierte ihn.
    »Tepesch wird müde sein, wenn er zurückkommt. Menschen zu Tode zu quälen ist ein sehr anstrengendes Geschäft. Ich komme zu euch, sobald er eingeschlafen ist. Zu dem Geheimgang gehört eine verborgene Treppe, die direkt in sein Schlafgemach hinaufführt. Ich zeige sie euch. Und jetzt geht. Es wird bald hell.« Für Andrej und Abu Dun wurde es zuerst einmal dunkel. Und zwar vollkommen.
    Sie kletterten ein gutes Stück über uralte eiserne Griffstücke, die in den Fels getrieben worden waren, in eine absolute Finsternis hinab.
    Dann erreichten sie den Gang, von dem Vlad gesprochen hatte.
    Andrej kam schon bald zu dem Schluss, das Vlad zwar von diesem Gang gewusst, ihn aber wahrscheinlich niemals benutzt hatte. Er war so niedrig, das sie den größten Teil der Strecke kriechend zu-rücklegen mussten. Zweimal senkte sich die raue Decke so weit herab, das Andrej ernsthaft befürchtete, sie würden einfach stecken bleiben; eine grässliche Vorstellung, bei der sein Herz heftig zu schlagen begann. Abu Dun, der vorauskroch, fluchte fast ununterbrochen, sodass Andrej sich sorgte, die Wache oben auf den Mauern könne ihn hören. Als die drückende Enge endlich wich und der nasse, raue Fels in behauenen Stein überging, wurde es kein bisschen heller; trotzdem hatte Andrej das Gefühl, endlich wieder frei atmen zu können. Die Luft war hier beinahe noch schlechter als in dem niedrigen Gang und sie stank zusätzlich nach Fäulnis und Moder, als wäre etwas - oder jemand - hier drinnen gestorben. Abu Dun stolperte eine Weile lautstark durch die Dunkelheit, wobei er ununterbrochen irgendetwas umzustoßen und zu zerbrechen schien. Dann knurrte er:
    »Die Tür ist verschlossen. Von außen.«
    »Was hast du erwartet?« Andrej ließ sich mit untergeschlagenen Beinen nieder und lehnte Rücken und Hinterkopf gegen den kalten Stein. Etwas Kleines mit vielen Beinen huschte über sein Gesicht und er wischte es angeekelt fort.
    »Nichts«, murrte Abu Dun. Andrej konnte hören, das er sich ebenfalls setzte.
    »Wahrscheinlich sollte ich froh sein, das es überhaupt eine Tür gibt.«
    »Du traust Vlad

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