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Der Vampyr

Titel: Der Vampyr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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würde keinen Mann mit einer Waffe in seiner Nähe dulden, solange er schläft. Mit Ausnahme deiner Brüder. Die beiden Vampyre.«
    »Sie sind nicht meine Brüder«, sagte Andrej scharf.
    »Nenn sie, wie du willst«, sagte Vlad gleichmütig.
    »Ihr Zimmer liegt jedenfalls auf dem gleichen Flur. Wenn Tepesch um Hilfe schreit …« Er hob die Schultern.
    »Du hast selbst gesagt, das du ihnen an Stärke nicht ebenbürtig bist.«
    »Nicht beiden zugleich«, berichtigte Andrej.

    »Ein Grund mehr, schnell zu sein. Wir gehen hinein, du tötest ihn und wir gehen wieder hinaus.«
    »Wenn es so einfach ist«, fragte Abu Dun, »warum hast du es dann nicht schon längst selbst getan?«
    »Wir fliehen auf demselben Weg«, fuhr Vlad mit einem Blick in Abu Duns Richtung, aber ohne ihm zu antworten, fort.
    »Falls sie den toten Wachmann bis dahin nicht gefunden haben.«
    »Kaum«, antwortete Vlad.
    »Die Wachablösung ist gerade erst vorbei. Niemand kommt freiwillig dort hinunter.« Er machte eine ungeduldige Bewegung mit der Fackel.
    »Kommt jetzt!«
    »Nicht so schnell«, sagte Abu Dun.
    »Die Gefangenen.«
    »Unmöglich!«, sagte Vlad erschrocken.
    »Es sind mehr als zweihundert! Du bräuchtest einen Tag, um sie durch den Geheimgang nach draußen zu schaffen. Und durch das Tor geht es nicht. Im Hof der Burg lagern über hundert bewaffnete Krieger.« Er zögerte einen Moment und fügte dann in schärferem Ton hinzu:
    »Wir sind nicht hierher gekommen, um deine Landsleute zu befreien, Muselman! Sie sind immer noch unsere Feinde.«.
    »Du …«
    »Er hat Recht, Abu Dun«, sagte Andrej rasch.
    »Aber ihnen wird nichts geschehen. Wenn Tepesch tot ist, werden sie als Kriegsgefangene behandelt … das ist doch so, Vlad? Oder?«
    Vlad nickte ein wenig zu schnell. Sie gingen weiter. Die Treppe endete vor einer schmalen, hölzernen Tür. Vlad bedeutete ihnen, still zu sein. Er wies auf ein schmales Guckloch, das in der Tür darin angebracht war. Andrej ließ sich auf die Knie sinken und spähte hindurch. Dahinter lag ein unerwartet geräumiges, nur von einigen Kerzen erhelltes Zimmer.
    »Sein Bett liegt auf der rechten Seite, gleich neben der Tür«, flüsterte Vlad.
    »Wenn du schnell genug bist, wird er nicht einmal spüren, was geschieht.« Andrej zog sein Schwert aus dem Gürtel.
    »Frederic?«, flüsterte er.
    »Er schläft im Nebenzimmer.« Vlad klang ungeduldig.
    »Sobald alles vorüber ist, können wir ihn holen.«
    »Ich werde Tepesch nicht im Schlaf erschlagen, Vlad«, sagte Andrej.
    »Ich töte ihn, aber auf meine Weise. Ich bin kein Mörder.«
    »Du Narr!«, zischte Vlad.
    »Willst du uns alle …« Andrej hörte nicht mehr zu. Er machte sich nicht die Mühe, nach dem Griff oder irgendeinem verborgenen Öffnungsmechanismus zu suchen, sondern sprengte die Tür mit der Schulter auf und stürmte in den Raum. Nur ein Stück neben der Tür, die von dieser Seite aus nicht zu sehen, sondern Teil einer hölzernen Wandtäfelung war, stand ein übergroßes Bett mit einem gewaltigen, reich verzierten Baldachin und geschnitzten Säulen. Tepesch lag darin, aber er schlief keineswegs, wie Vlad behauptet hatte, sondern saß gemütlich an zwei große seidene Kissen gelehnt und hielt einen goldenen Trinkbecher in der Hand. Er wirkte kein bisschen überrascht.
    »Das hat aber gedauert«, sagte er stirnrunzelnd.
    »Ich fing schon an zu befürchten, du hättest es dir anders überlegt.«
    Andrej war verwirrt. Tepesch hatte ihn erwartet. Er hatte seinen bizarren Helm abgesetzt und neben sich aufs Bett gelegt, trug aber ansonsten noch immer seine Rüstung, bis hin zu den dornenbesetz-ten Handschuhen.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Andrej.
    »Zuerst einmal, das ich mich freue zu sehen, das du meine Gast-freundschaft offensichtlich hoch zu schätzen weißt, Andrej Delä-
    ny«, antwortete Tepesch.
    »Sonst wärst du ja wohl kaum freiwillig zurückgekommen, oder?«
    Er stand auf. Es klirrte, als er die Beine aus dem Bett schwang und sich aufrichtete. Andrej drehte sich ganz langsam herum. Vlad und Abu Dun hatten hinter ihm den Raum betreten. Abu Dun wirkte alarmiert, während auf Vlads Gesicht nicht die mindeste Regung zu erkennen war.
    »Warum?«, fragte Andrej leise. Bevor Vlad antworten konnte, tat Tepesch es.
    »Du tust ihm Unrecht, Deläny. Er hat dich nicht verraten.« Andrej sah ihn zweifelnd an, aber Tepesch wiederholte sein Kopfschütteln und wandte sich direkt an Vlad.
    »Wie lange bist du jetzt bei mir, mein Freund? Drei Jahre?

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