Der verbannte Highlander
»Und wo glaubst du, dass du hin willst? Mit dir bin ich noch nicht fertig. Ich bin kein kleines Mädchen mehr. Ich brauche keinen großen Bruder, um meine Schlachten für mich zu schlagen.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich hätte schon viel eher etwas sagen und deiner Einmischung ein Ende setzen sollen, nach dem, was du mit John Montgomery gemacht hast.«
Jamie lächelte. »Dafür würde ich gerne die Lorbeeren einheimsen, Mädchen. Aber da ist mir schon jemand zuvorgekommen.«
Lizzie runzelte die Stirn. »Aber wenn du es nicht getan hast, wer …«
Ihr Blick flog zu Jamie. Patrick . Der Gedanke erstaunte sie, dass er schon damals eine Verbindung zwischen ihnen gespürt hatte, die stark genug war, um ihretwillen Vergeltung zu üben. Die Erkenntnis linderte den Schmerz und überzeugte sie noch mehr davon, dass sie seine Beweggründe und Gefühle nicht völlig falsch eingeschätzt hatte. »Weißt du sicher, dass er es war?«
Jamie schüttelte den Kopf. »Nay. Ich hatte ihn bei den Spielen erkannt, und wusste, dass er dir zu Hilfe gekommen war, aber das war alles. Obwohl ich nach dem, was wenige Wochen später geschah, einen Verdacht hegte.«
Lizzie musste schlucken. Ich werde jeden töten, der dir ein Leid zufügt. John konnte froh sein, dass er nur ein Ohr und einen Teil seines Arms verloren hatte. Wenn Patrick damals gewusst hätte, was er heute wusste … Ein Schauer durchlief sie.
Obwohl eine gewisse poetische Gerechtigkeit darin lag, war sich Lizzie nicht sicher, ob ihr die Vorstellung solcher Gewalt in ihrem Namen gefiel.
»Er ist ein Highland-Krieger, Lizzie. Du kannst ihn nicht zu etwas machen, das er nicht ist«, meinte Jamie, als könne er ihre Gedanken lesen.
Jamie hatte recht. Patrick hatte fast sein ganzes Leben ums Überleben gekämpft. Wie die meisten Highlander war er es gewohnt, Rache zu üben und Probleme mit dem Schwert zu lösen. »Füge den meinen Leid zu und ich füge den deinen noch größeres Leid zu«, war ein Teil des Wahlspruchs der Highlands. Barbarisch? Sie vermutete, dass manche so denken mochten, doch so war es eben. Was nicht heißen sollte, dass sie nicht an seinen diplomatischen Fähigkeiten zu arbeiten gedachte.
»Du musst ziemlichen Eindruck auf ihn gemacht haben«, meinte Jamie. »Er hat viel Mühe auf sich genommen für jemanden, den er kaum kannte.«
Ich wollte dich vom ersten Augenblick, als ich dich sah. Seine Worte von jenem Tag, als sie erkannt hatte, dass er der edle Ritter gewesen war, kamen ihr wieder in den Sinn. Er hatte etwas für sie empfunden, sogar von Anfang an.
»Was wirst du nun tun?«, wollte Caitrina wissen.
Lizzie dachte eine Minute lang darüber nach. Sie war es leid, diejenige zu sein, die für ihrer beider Glück kämpfte. Wenn er sie wollte, dann würde er das selbst entscheiden müssen – vielleicht würde sie ihn allerdings ein bisschen anstupsen, damit er nicht zu lange damit wartete.
»Nach all der Mühe, die sich mein Bruder und Patrick gemacht haben, nur um mich glücklich zu sehen, würde ich sie nur äußerst ungern enttäuschen.« Sie lächelte. »Nun, da ich wieder frei bin, zu heiraten, denke ich, werde ich das auch tun. Vielleicht sollte ich ihm eine Einladung zur Hochzeit senden?«
Caitrinas Augen weiteten sich vor Bewunderung. »Das würdest du nicht tun.«
Lizzie lächelte. »Oh, ich hätte nicht übel Lust dazu.«
Jamies Blick flog zwischen den beiden hin und her. »Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal über einen MacGregor sagen würde, aber beinahe tut er mir leid.«
Vermutlich würde Patrick dafür in die Hölle in Gestalt des Kerkers der Campbells kommen, doch das war ihm verdammt egal.
Kampfbereit ritt er durch die Tore von Dunoon, wobei er den respekteinflößenden Steinmauern der unbezwingbaren Festung oder der Vielzahl nicht weniger respekteinflößenden Kriegern, die sie säumten, kaum Beachtung schenkte.
»Bist du sicher, dass das hier eine gute Idee ist?«, fragte Robbie mit gedämpfter Stimme. »Geradewegs in die Höhle des Löwen zu reiten ist wohl kaum die beste Art, deine neugewonnene Freiheit auf die Probe zu stellen.«
Patrick sah ihn scharf an. »Du warst es, der darauf bestanden hat, mitzukommen. Ich sagte dir doch, du sollst bei Annie bleiben.«
Mit zusammengebissenen Zähnen schüttelte Robbie den Kopf. »Nay , sie hat Lamont, der auf sie aufpasst.«
Da Patrick sich mit Eifersucht ein wenig auskannte, meinte er sanft: »Sie wird nicht mit ihm reden.«
»Aye , aber das bedeutet
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