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Der verborgene Charme der Schildkröte

Titel: Der verborgene Charme der Schildkröte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Stuart
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Court Palace, der nächsten historischen Stätte, die er und seine Frau hatten aufsuchen wollen.
    Es war der erste Ort von vielen, die er und Clementine Perkins nach ihrem Tod zusammen besichtigten, und plötzlich bekam sein Leben wieder einen Sinn. Als er aber vom Kew Palace zurückkehrte, schlief er, eingelullt von der Hitze und dem Rattern, im U-Bahn-Waggon ein. Irgendwann wachte er auf und merkte, dass irgendjemand die Tasche mit den sterblichen Überresten seiner Frau gestohlen hatte, und fortan ging es wieder bergab mit ihm.
    »Meine größte Angst war es, ihr im Himmel gegenübertreten zu müssen, wohl wissend, was ich angerichtet hatte«, sagte er, und über seine eingefallene Wange rann eine Träne. »Wo wurde sie gefunden?«
    Hebe Jones stellte den Tee ab, der beim Zuhören kalt geworden war. »Auf der Central Line«, antwortete sie. »Es ist nicht ungewöhnlich, dass Diebe Dinge einfach irgendwo liegen lassen, wenn sie gemerkt haben, dass sie keinerlei Wert für sie haben. Warum wurde eigentlich, wenn ich fragen darf, der Tod Ihrer Frau nicht gemeldet?«
    Reginald Perkins zog ein weißes Taschentuch hervor und wischte sich über die Wange. »Wir haben ihn in Spanien gemeldet«, sagte er und steckte das Taschentuch wieder in die Tasche. »Man muss es hier nicht noch einmal machen. Was habe ich von einer Urkunde, die mir bescheinigt, dass sie tot ist?«
    Eine Pause trat ein.
    »Das ist wunderschönes Holz«, sagte Hebe Jones.
    Seine Augen richteten sich auf die Urne. »Man hat mir Clementine in einem scheußlichen Teil mit nach Hause gegeben. Den Gedanken, dass sie da drin bleiben sollte, konnte ich nicht ertragen, also habe ich etwas Besonderes für sie anfertigen lassen. Das ist Granatapfelholz. Die Frucht ist das Symbol für das ewige Leben.«
    Schweigend saßen sie da und hörten den Gasofen zischen.
    Plötzlich wandte sich Reginald Perkins an seine Besucherin. »Ich denke, ich sollte für Clementine einen ruhigen Ort finden, bevor ich sie noch einmal verliere. Würden Sie mir vielleicht dabei helfen?«, fragte er.
    Hebe Jones folgte ihm in den Garten, wo er, eine Schaufel in der Hand, die Beete betrachtete. Dann kniete er sich mit seinen steifen, zerschlissenen Knien hin und grub ein Loch in den Boden. Er nahm die Urne, die so lange auf Hebe Jones’ Schreibtisch gestanden hatte, gab ihr einen letzten Kuss, stellte sie in die Kuhle und bedeckte sie mit dunkler, feuchter Erde. Hebe Jones half ihm auf, und er betrachtete sein Werk.
    »Hier bekommt sie viel Sonne«, sagte er lächelnd. Als er keine Antwort erhielt, drehte er sich um und schaute seine Besucherin an.
    »Sie sollten zurück ins Warme gehen, Schätzchen«, sagte er, als er die Träne hinabfallen sah.
    Sobald sie wieder auf dem Sofa saß und ihre Finger an einer frischen Tasse Tee aufwärmte, erzählte sie Reginald Perkins von dem schrecklichen, schrecklichen Tag. Dann fügte sie hinzu: »Wir haben seine Asche immer noch nicht verstreut. Wir konnten uns nicht entscheiden, wo. Keiner von uns konnte es ertragen, darüber zu sprechen.«
    »Wo ist sie jetzt?«
    »Immer noch im Kleiderschrank.«
    Diesmal war es Reginald Perkins, der mit einer kalten Tasse Tee dasaß, weil er die ganze Zeit zugehört hatte. Er stellte sie auf den Tisch und lehnte sich zurück. Nach einer Weile sagte er: »Immerhin haben Sie noch Ihren Ehemann. Das ist sicher ein Trost.«
    Hebe Jones starrte auf die durchweichte Taschentuchkugel in ihrer Hand. »Nein, den habe ich nicht mehr«, sagte sie und erzählte ihm, dass sie mit ihrem Koffer verschwunden war und seither nicht mehr mit ihm geredet hatte. »Ich kann es ihm einfach nicht verzeihen, dass er nicht einmal geweint hat.«
    Der alte Mann schaute sie an. »Vielleicht lieben wir auf dieselbe Art und Weise«, sagte er. »Das heißt aber noch nicht, dass wir auf dieselbe Art und Weise trauern.«
    Hebe Jones schaute ihn durch einen Tränenschleier hindurch an. »Ich frage mich, ob er ihn jemals geliebt hat.«
    Reginald Perkins hielt einen krummen Finger hoch. »Haben Sie sich das je gefragt, als der Junge noch lebte?«, erkundigte er sich.
    »Nein, nie.«
    »Da haben Sie die Antwort, Schätzchen«, sagte er und nahm den Finger wieder herunter.
    Rev. Septimus Drew saß in seinem weißen schmiedeeisernen Stuhl und schaute von seinem Dachgarten aus über die Festung hinweg. Hinter seinen vier verschiedenen Salbeiarten, die dem Winter zum Opfer gefallen waren, sah er eine Gruppe Touristen, die sich am Anblick der

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