Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden
ihre Handlung drehte und wendete, es kam einfach keine sinnvolle Geschichte heraus, denn welcher Prinzessin würde ihre Dienerin schon wichtiger sein als ihr Prinz?
Die Sonne schien so herrlich, als hätte Adeline das schöne Wetter beim Herrgott persönlich bestellt. Die Lilien waren rechtzeitig eingetroffen, und Davies hatte die Arrangements mit exotischen Blumen aus den Gartenanlagen vervollständigt. Der Regenschauer am Vorabend, der Adeline beinahe um den Schlaf gebracht hätte, verhalf dem Garten zu zusätzlichem Glanz, jedes Blatt sah aus, als wäre es extra poliert worden. Auf dem frisch gemähten Rasen waren Stühle mit weichen Sitzkissen geschickt angeordnet. Speziell für den Anlass angestellte Kellner standen in einer Reihe neben der Treppe, wahre Muster an Ruhe und Gelassenheit, während in der Küche, verborgen vor den Blicken der Gäste, mit Hochdruck gearbeitet wurde.
Seit einer Viertelstunde trafen nach und nach die Gäste ein, die von Adeline persönlich begrüßt und in Richtung Rasen dirigiert wurden. Wie großartig die Damen aussahen mit ihren eleganten Hüten - wobei natürlich keiner davon auch nur annähernd so extravagant war wie der, den Adeline für Rose aus Mailand hatte kommen lassen.
Von ihrer Stelle in der Einfahrt aus, gut verborgen hinter einem riesigen Rhododendron, ließ Adeline den Blick über ihre
Gäste schweifen. Lord und Lady Ashfield saßen mit Lord Irving-Brown zusammen, Sir Mornington nippte an seinem Tee und sah den jungen Churchills beim Krocketspielen zu, Lady Susan Heuser war im vertrauten Gespräch mit Lady Caroline Aspley vertieft.
Adeline lächelte vor sich hin. Sie hatte alles richtig gemacht. Die Gartenparty war nicht nur ein passender Anlass, die Frischvermählten nach ihrer Hochzeitsreise willkommen zu heißen, sondern bot darüber hinaus auch eine gute Gelegenheit, unter den sorgfältig ausgewählten Kunstkennern, Klatschmäulern und Aufsteigern die Nachricht zu verbreiten, dass Roses Ehemann ein hervorragender Porträtmaler war. Sie hatte Thomas damit beauftragt, Nathaniels beste Werke in der Eingangshalle aufzuhängen, und nach dem Tee würde sie ihre Gäste nach und nach durchs Haus führen. Auf diese Weise würde ihr Schwiegersohn für die Federn der eifrigen Kunstkritiker und für die Gespräche der Trendsetter der Gesellschaft zum Thema werden.
Und Nathaniel brauchte nichts weiter zu tun, als den Charme, mit dem er Roses Herz erobert hatte, unter den Gästen zu versprühen. Adeline entdeckte ihre Tochter zusammen mit Nathaniel und dieser Amerikanerin, Mrs Hodgson Burnett. Die Entscheidung, Mrs Hodgson Burnett einzuladen, war ihr wirklich schwergefallen, denn eine Scheidung war schon traurig genug, aber danach noch einmal eine Ehe einzugehen, war geradezu skandalös. Andererseits verfügte die Schriftstellerin zweifellos über sehr gute Beziehungen auf dem Kontinent, und so hatte Adeline sich schließlich gesagt, dass ihre potenzielle Unterstützung wichtig genug war, um über ihre Gottlosigkeit hinwegzusehen.
Ihre Tochter jetzt über etwas lachen zu hören, was die Frau gesagt hatte, erfüllte Adeline mit tiefer Genugtuung. Rose war eine strahlende Schönheit, so prächtig wie die üppige Rosenhecke, vor der sie saß. Sie wirkt glücklich, dachte Adeline, so wie es sich für
eine junge Frau gehört, die erst vor wenigen Wochen ihr Ehegelübde abgelegt hat.
Ihre Tochter lachte erneut, und Nathaniel zeigte auf das Labyrinth. Adeline hoffte inständig, dass sie keine wertvolle Zeit mit Plaudereien über den geheimen Garten oder irgendwelche anderen von Elizas Flausen vergeudeten, anstatt mit Mrs Hodgsen Burnett über Nathaniels Porträtkunst zu sprechen. Welch glückliche Fügung war Elizas unerwarteter Umzug ins Cliff Cottage gewesen! Während der wochenlangen Planung und Vorbereitung der Gartenparty hatte Adeline viele Nächte wach gelegen und sich den Kopf darüber zerbrochen, wie sie verhindern konnte, dass ihre Nichte ihr diesen wichtigen Tag verdarb.
Sie hatte ihr Glück kaum fassen können, als Eliza eines Morgens an ihrem Schreibtisch erschienen war und darum gebeten hatte, sich in dem weit abgelegenen Cottage einrichten zu dürfen. Gott sei Dank war es ihr gelungen, ihre Erleichterung vor ihrer Nichte zu verbergen. Elizas Unterbringung in dem alten Haus war eine bessere Lösung, als Adeline sie sich je hätte ersinnen können, und der Auszug aus dem Herrenhaus war komplett vollzogen worden. Sie hatte nicht die geringste Spur
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