Der verborgene Garten - Der verborgene Garten - The Forgotten Garden
Ehefrau. So ist es für alle Beteiligten das Beste.«
Gelächter auf dem Krocketrasen erregte Adelines Aufmerksamkeit. Sie klatschte in die behandschuhten Hände, setzte ein geselliges Lächeln auf und überquerte den Rasen. Als sie sich der Gartenbank näherte, stand Mrs Hodgson Burnett gerade auf und spannte einen weißen Sonnenschirm auf. Sie nickte Rose und Nathaniel zum Abschied zu und ging in Richtung Labyrinth. Adeline konnte nur hoffen, dass sie nicht versuchen würde hineinzugehen. Sie hatte das Tor zum Labyrinth schließen lassen, um ihre Gäste von einer Erkundungstour abzuhalten, aber Amerikaner scherten sich häufig nicht um Umgangsformen. Sie beschleunigte ihre Schritte ein wenig - es fehlte ihr gerade noch, dass man einen Gast suchen musste, der sich zwischen den Hecken verirrt hatte - und fing Mrs Hodgson Burnett gerade rechtzeitig ab. Sie setzte ein strahlendes Lächeln auf. »Guten Tag, Mrs Hodgson Burnett!«
»Ach, guten Tag, Lady Mountrachet. Und was für ein wundervoller Tag in der Tat.«
Dieser Akzent! Adeline lächelte nachsichtig. »Einen schöneren Tag hätten wir uns für unsere Party nicht wünschen können. Sie haben sich bereits mit dem glücklichen Paar unterhalten?«
»Ich habe die beiden wohl eher vollgequasselt. Ihre Tochter ist ein göttliches Geschöpf!«
»Danke. Sie liegt mir sehr am Herzen.«
Höfliches Lachen auf beiden Seiten.
»Und ihr Mann ist ja völlig in sie vernarrt«, sagte Mrs Hodgson Burnett. »Ist junge Liebe nicht etwas Wunderbares?«
Adeline lächelte. »Ich bin entzückt über ihre Wahl. So ein talentierter junger Gentleman. Nathaniel hat doch sicherlich mit Ihnen über seine Porträts gesprochen?«
»Nein, hat er nicht. Aber ich fürchte, ich habe ihm auch keine Chance dazu gelassen, denn ich habe ihn mit Fragen nach dem geheimen Garten gelöchert, der sich angeblich auf Ihrem Anwesen befindet.«
»Ach, der ist nicht der Rede wert. Ein paar von einer Mauer umgebene Blumenbeete, weiter nichts. So einen Garten gibt es auf jedem Anwesen in England.«
»Aber garantiert keinen, um den sich solche romantischen Geschichten ranken. Ein Garten, der aus Ruinen geschaffen wurde, um einem kränklichen jungen Mädchen zur Gesundung zu verhelfen!«
Adeline lachte gekünstelt. »Ach, du liebe Güte! Meine Tochter und ihr Mann haben Ihnen ja ein richtiges Märchen erzählt! Rose verdankt ihre Gesundheit den Bemühungen eines fähigen jungen Arztes, und ich versichere Ihnen, der Garten stellt wirklich nichts Besonderes dar. Nathaniels Porträts dagegen …«
»Trotzdem würde ich ihn mir liebend gern ansehen. Den Garten, meine ich. Was die beiden mir erzählt haben, hat mich neugierig gemacht.«
»Das wird leider nicht möglich sein, fürchte ich.« Adeline gelang es nur noch mit äußerster Mühe, die Form zu wahren. »Der einzige Weg zu dem Garten führt durch das Labyrinth, und mein Mann hat heute das Tor schließen lassen, weil der derzeitige Zustand der Hecken zu wünschen übrig lässt.«
»Ach, wie schade«, antwortete Mrs Hodgson Burnett. »Na, dann werde ich eben vom Tor aus einen Blick riskieren.«
Dagegen konnte Adeline kaum etwas einwenden. Sie rang sich ein Lächeln ab, während sie insgeheim fluchte.
Adeline wollte gerade zu Rose und Nathaniel gehen, um ihnen eine ordentliche Standpauke zu halten, als sie aus dem Augenwinkel wahrnahm, wie etwas Weißes durch das Tor des Labyrinths huschte. Sie drehte sich um und sah, wie Eliza in dem Augenblick, als Mrs Hodgson Burnett sich näherte, das Tor öffnete.
Adeline schlug sich mit der Hand vor den Mund und schaffte
es gerade noch, einen Schrei zu unterdrücken. Ausgerechnet an einem solchen Tag. Dieses Mädchen - stets in Eile, stets schlecht gekleidet, stets unwillkommen. Wie immer unverschämt gesund, mit geröteten Wangen, offenem Haar, einem hässlichen Hut und, wie Adeline entsetzt bemerkte, ohne Handschuhe. Zum Glück trug sie wenigstens Schuhe an den Füßen.
Adelines Mund verzog sich zu einer dünnen Linie wie auf dem Gesicht einer hölzernen Puppe. Hastig blickte sie sich um, versuchte das Ausmaß des Zwischenfalls einzuschätzen. Ein Diener war Mrs Hodgson Burnett zur Seite geeilt und bot ihr einen Stuhl an. Ansonsten wirkte alles ruhig, noch war der Tag nicht ruiniert. In der Tat hatte nur Linus, der unter dem alten Ahornbaum saß und Lord Applebys Redefluss über sich ergehen ließ, Elizas Auftritt Beachtung geschenkt. Eliza schaute konsterniert in Roses Richtung. Zweifellos war
Weitere Kostenlose Bücher