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Der verbotene Ort

Titel: Der verbotene Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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Medwegya zurück. Er war nicht mehr derselbe. Er erzählte, dass er während der Unternehmung Opfer eines Vampirs geworden sei, dass er erbittert gegen ihn gekämpft, dieser ihn aber verfolgt habe bis ins türkische Serbien, erst da sei es ihm schließlich gelungen, das Ungeheuer zu erschlagen und zu begraben. Er hatte Erde aus seinem Grab mitgenommen und aß regelmäßig davon, um sich gegen dessen Überfälle zu schützen. Ein Hinweis darauf, dass der Soldat sich durchaus nicht in Sicherheit vor dem Untoten wusste, selbst wenn er glaubte, ihn besiegt zu haben. So lebte er in Medwegya, fraß Erde, schlich über die Friedhöfe, wiegelte seine Nachbarn auf. Im Jahr 1727 fiel er von einem Heuwagen und brach sich den Hals. In dem Monat, der auf seinen Tod folgte, starben in Medwegya vier Personen in der Weise, in der jene sterben, die von Vampiren misshandelt wurden , und man schrie, der Soldat sei nun seinerseits ein Vampir geworden. Es kam zu einem solchen Aufruhr, dass die Behörden einwilligten, ihn vierzig Tage nach seinem Tod unter ihrer Aufsicht zu exhumieren. Die Fortsetzung ist bekannt.«
    »Erzählen Sie sie trotzdem«, bat Adamsberg, der befürchtete, Arandjel könnte hier Schluss machen.
    »Der Körper war rosig, frisches Blut floss aus allen Körperöffnungen, die Haut war wie neu und straff, die alten Nägel lagen auf dem Grund des Grabes, und es war keinerlei Zeichen von Verwesung an ihm zu erkennen. Man trieb einen Pflock in den Leib des Soldaten, der ein schauriges Geheul hören ließ. Andere wiederum sagen, er habe nicht geheult, sondern einen unmenschlichen Seufzer ausgestoßen. Man enthauptete und verbrannte ihn.«
    Der Alte nahm einen kleinen Schluck unter Adamsbergs wachsamem Blick. Nun blieb nur noch ein Drittel von diesem zweiten Glas. Wenn Adamsberg die Daten richtig behalten hatte, war dieser Soldat zwei Jahre nach Plogojowitz gestorben.
    »Seine vier Opfer wurden ebenfalls aus ihren Gräbern geholt und erfuhren die gleiche Behandlung. Aber da man fürchtete, der Vampir von Medwegya könnte auch die Gräber in seiner Nachbarschaft verseuchen, beschloss man, die Nachforschungen fortzusetzen. 1731 wurde eine offizielle Untersuchung eingeleitet. Man ließ vierzig Gräber in der Umgebung des Soldaten öffnen und entdeckte siebzehn Körper, die fest und rosig geblieben waren: darunter Militza, Joachim, die Ruscha und ihr Kind, Rhode, die Frau von Bariactar, und ihr Sohn, Stanache, Millo, Stanoicka und einige andere. Alle wurden aus ihren Gräbern gezerrt und verbrannt. Und die Todesfälle hörten auf.«
    Es waren nur noch wenige Tropfen in Arandjels Glas, alles hing davon ab, wie schnell er sich entscheiden würde, sie zu trinken.
    »Wenn dieser Soldat sich mit Peter Plogojowitz geschlagen hatte – denn es war doch Plogojowitz, oder?«
    »Man sagt es.«
    »Dann waren die Mitglieder seiner Familie keine – wie soll ich sagen – vorsätzlichen Vampire, sondern sie konnten sich als Opfer von Plogojowitz ansehen, als von ihm gekapert und unterworfen. Als zwangsvampirisierte Männer und Frauen, die von der Kreatur zerstört worden waren.«
    »Ohne jeden Zweifel. Genau das waren sie.«
    Arandjel ließ den letzten Tropfen im Glas kreisen und beobachtete das Funkeln seiner einzelnen Facetten in der Sonne.
    »Der Name des Soldaten?«, fragte Adamsberg rasch. »Weiß man den noch?«
    Arandjel hob den Kopf gegen den weißen Himmel und ließ den Tropfen Rakija in seinen Mund rinnen, ohne das Glas an die Lippen zu setzen.
    »Arnold Paole. Er hieß Arnold Paole.«
    »Plog«, flüsterte Vladislav.
    »Versuch dich an ihn zu erinnern«, schloss Arandjel, indem er sich in seinem Sessel ausstreckte. »Es ist ein Name, der einem schnell entgleitet. Als wenn die Saugkraft der Plogojowitz’ ihn seiner Substanz beraubt hätte.«

34
     
    Adamsberg hörte Weill ins Telefon plaudern, sich nach der regionalen Küche und den Weinen der Gegend erkundigen und ob er wenigstens schon gefüllten Kohl gegessen hätte?
    Seine Schritte führten ihn friedlich durch eine Landschaft, die ihm bereits vertraut erschien, fast als wäre es die eigene. Er erkannte eine bestimmte Blüte wieder, eine Bodenwelle, eine Sicht auf die Dächer des Ortes. Er kam auch wieder an die Gabelung des Forstwegs, hätte beinahe den Weg zum Waldsaum eingeschlagen, wich zurück. Angezogen , du bist angezogen worden. Er machte kehrt und ging zurück auf den Uferweg, den Blick auf den Höhen der Karpaten.
    »Hören Sie mir überhaupt zu, Kommissar?«
    »Aber

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