Der verbotene Schlüssel
bringe uns weg von hier und dann …«
»Lass es gut sein, kleine Ameise«, fiel ihm Poseidonios ins Wort. »Ich bin innerlich verbrannt und bin dem Stundenwächter auf Gedeih und Verderb ausgesetzt, doch du und das Mädchen, ihr könnt ihn besiegen. Kehrt in eure Welt zurück und zerstört die Uhr.«
» NEIN !« , donnerte es plötzlich aus den wirbelnden Sphären zu ihnen herab. Es war Oros, der da seinen unbändigen Zorn herausbrüllte. Beim Klang seiner Stimme bäumte sich Poseidonios auf – und sank leblos zusammen. Der König nahm keine Notiz davon, sondern wandte sich sofort an seine übrigen Schergen. »Ich bin immer noch da, meine Kinder. Tötet alle Rebellen!«
Sophia spürte einen Ruck an der Hand. Überrascht sah sie, dass Theo sich erhoben hatte und den Rückenhorndolch in der Rechten wog. »Was hast du damit vor?«
Er lächelte grimmig. »Wenn die Weltenuhr nicht von allein funktioniert, dann entscheidet eben mein Wille, dass sie es jetzt tut.« Mit dem Wort »jetzt« schleuderte er Thaurins Horn in die rotierenden Sphären hinein. Sie hatten alle in diesem Moment innegehalten, um ihre Richtung zu ändern und waren so ausgerichtet, dass Theos Geschoss bis zur inneren Halbkugel vordringen konnte. Als es dort aufprallte, klang es wie ein tiefer Glockenschlag.
» NEIN !« , brüllte Oros abermals auf.
Während die Sphären sich mit beängstigendem Ächzen wieder in Gang setzten, entflammte in der Halle erneut der Kampf.
Thaurin bohrte einem Angreifer das Schwert in die Brust, und dieweil der Gegner in die Knie ging, riss er ihm schon dessen Speer aus der Hand.
Ein schnell an- und abschwellendes Geräusch hallte aus den rotierenden Sphären. Offenbar hatten sie eine Unwucht bekommen und schlugen jetzt gegeneinander. Gleichzeitig begannen die riesigen Achslager, ohrenbetäubend zu kreischen.
Medusa richtete unterdessen ihren Giftstachel auf Sophia und Theo, grinste wie die Hexe im Knusperhäuschen und keifte: »Jetzt seid ihr dran, meine Lieben.«
Ihr Schwanz zuckte, doch nur ein Tropfen fiel aus dem Stachel herab und verätzte ihr den Rücken. Sie kreischte vor Wut.
Plötzlich bohrte sich ein Speer durch ihren Unterleib. Sie schrie noch lauter. Thaurin hatte ihn geschleudert, um sie am Verspritzen des Giftes zu hindern. Jetzt stürmte er auf sie zu und posaunte: »Theo, rettet euch endlich!«
Medusa fuhr auf ihren acht Beinen herum, um sich dem Angriff des Automanten zu stellen. Als er seine Hörner senkte, um sie ihr in den Leib zu rammen, duckte sie sich, ließ ihren Schwanz nach vorne peitschen und stieß ihm den Dorn zwischen die Schulterblätter. Keuchend brach Thaurin mit den Vorderläufen ein. Er prallte gegen die Pandine und schleifte sie bis an die Sphärenumgrenzung mit, nur wenige Schritte von den beiden Menschen entfernt.
»Nein!« Sophia presste sich schluchzend die Hand mit dem Weltenei ins Gesicht.
Theo rief entsetzt den Namen seines Freundes.
Medusa war angeschlagen, doch immer noch nicht besiegt. Sie schob den reglosen Körper des Automanten mit ihren Scherenhänden von sich herunter und funkelte mit ihren bösen roten Augen die beiden Menschen an.
Unversehens schoss ein grauer Blitz auf sie zu.
Sie bemerkte den Angreifer und versuchte, entlang der Umfriedung auszuweichen – direkt auf das Mädchen und den Jungen zu.
Sophia umklammerte Theos Hand noch fester. Der Wolf war mit einem Mal verschwunden. Gleich würde das Monstrum sie erreicht haben …
Plötzlich schlossen sich von hinten mächtige Eisenzähne um Medusas Hals. Es knirschte entsetzlich. Dann hatte Lykos ihr den Kopf abgebissen. Das Haupt der Skorpionfrau fiel zu Boden und kollerte ans Mäuerchen. Doch ihr verbeulter Leib stand unglaublicherweise immer noch auf seinen ramponierten Beinen.
Lykos, mit unzähligen Schrammen übersät, glitt ohne erkennbares Lebenszeichen von ihrem Rücken …
Plötzlich wirbelte die Zehngliedrige Pandine blitzschnell herum, schlug mit ihrer Scherenhand nach dem Wolf, und während der Funken sprühend über den Boden rutschte, brach sie zusammen.
Lykos blieb direkt vor den Füßen der Jugendlichen liegen. Den beiden stand das Entsetzen ins Gesicht geschrieben.
Sophia kauerte sich hin und streichelte weinend den Kopf des Wolfes. Weil Theo ihre Rechte umklammerte, beugte er sich mit ihr herab. Ihre Linke hielt nach wie vor das munter tickende Weltenei, so konnte sie nur mit dem Handrücken über das Fell des grauen Jägers streichen. Es war überraschend weich.
Über ihnen
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